ganz großes Kino
S. 92: "Jetzt bin ich wie die Sau gfahren, da fängt so ein gschissener Schneesturm an und reißt uns die Fahrbahn weg"
"Grazer Wut" ist der fünfte Fall für den Grazer Ermittler Armin Trost. Er kann zwar ...
S. 92: "Jetzt bin ich wie die Sau gfahren, da fängt so ein gschissener Schneesturm an und reißt uns die Fahrbahn weg"
"Grazer Wut" ist der fünfte Fall für den Grazer Ermittler Armin Trost. Er kann zwar für sich gelesen werden, ich empfehle aber, die Reihe von Anfang an zu lesen, um die Zusammenhänge besser verstehen zu können.
Es ist Winter, Weihnachten steht vor der Tür. Eine beschauliche Zeit mit Weihnachtsmärkten, Glühwein und Weihnachtsmännern, doch es gibt auch Weihnachtsmänner, die Böses im Schilde führen.
Im Grazer Gefängnis, der Karlau, kommt es zu einem Stromausfall. Sämtliche Polizeikräfte werden zur Sicherung des Gebäudes benötigt, bis die Lage nach einem Tag und einer Nacht endlich wieder unter Kontrolle ist. Glücklicherweise ist kein Gefangener abgängig, die Lage scheint geklärt. Nur Armin Trost macht sich so seine Gedanken zum Stromausfall. Kurze Zeit später wird er gekidnappt, die weiteren Ereignisse scheinen ihm den Verstand rauben zu wollen.
Meine Güte, was für ein Höllenritt! Der Krimi enthält, wie von Autor Robert Preis gewohnt, wieder viele skurrile Gestalten und punktet mit Grusel und blanken Horror. Und das im beschaulichen Graz und Umland. Schon der Prolog ist fesselnd, er spielt mehrere Jahre vor dem jetzigen Geschehen und man ahnt, dass die Ereignisse damit etwas zu tun haben müssen.
Bei Armin Trost scheint es seit dem letzten Teil keine große Veränderung gegeben zu haben. Sein Kollege Schulmeister ist immer noch spurlos verschwunden, noch immer lebt Trost in seinem Baumaus im Garten, lebt ein Leben neben dem seiner Familie. Alpträume plagen ihn, es fällt ihm oft schwer zwischen Traum und Realität zu unterscheiden. Dazu noch die Beziehungsfrage, für welche Frau er sich entscheiden soll. Doch all diese Probleme rücken in den Hintergrund, als er sich inmitten eines heftigen Schneesturms in einem verlassenen Bergdorf findet. Konfrontiert mit seinen ärgsten Feinden, die ihm nach dem Leben trachten und einen perfiden Plan geschmiedet haben.
Aus verschiedenen Blickwinkeln rollt sich die Geschichte auf, als Leser begleiten wir Trosts Chef Gierach, den Graf und Annette bei den Ermittlungen und fiebern mit Armin Trost mit. Ich habe die Reihe von Anfang an verfolgt, Trost und seine Kollegen sind für mich fast wie alte Bekannte. Aber man lernt auch neue zutiefst verstörende Gestalten kennen und erhält Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele. Ob Baronin-X, der pickelige Portier oder die Hexe, sie alle sind detailliert gezeichnete Charaktere, die ich bildlich vor Augen hatte. Einige Protagonisten sprechen Dialekt, was für Lokalkolorit sorgt. Besonders makaber fand ich die Mundart in Verbindung mit den abgrundtief bösen Gestalten. Gänsehautfeeling!
Das Setting mit Schneesturm und dem einsamen Bergdorf ist perfekt für diese fesselnde Story. Die Atmosphäre ist mysteriös und gruslig, eine alltägliche Stimmung kippt, der Wahnsinn lauert gleich hinter der nächsten Ecke. Ich konnte beim lesen ganz tief in die Geschichte eintauchen und habe bis zum Ende um Trost gezittert. Am Anfang geht es eher ruhig los, das Tempo zieht aber enorm an und endet mit einem grandiosen Showdown, der es in sich hat. Spannung vom Anfang bis zum Ende. Der Epilog endet mit vielen Fragezeichen, man darf gespannt sein wie es im nächsten Teil weiter geht.
Fazit: Ich bin begeistert, auch dieser Band bietet skurrile Charaktere und eine gruslige Stimmung, die die Reihe um Chefermittler Trost für mich so fesselnd macht. Horrorelemente, viel Spannung und Action. Perfekte Krimiunterhaltung und ganz großes Kino.