Fallanalytikerin, nicht Profiler
Das ist Emma wichtig! Ihr Beruf ist keine American-Tv-Show, sie ist ernsthafte Analytikerin - sie denkt sich in Serienmörder hinein, will sie verstehen - manchmal vielleicht sogar zu sehr ...
In Berlin ...
Das ist Emma wichtig! Ihr Beruf ist keine American-Tv-Show, sie ist ernsthafte Analytikerin - sie denkt sich in Serienmörder hinein, will sie verstehen - manchmal vielleicht sogar zu sehr ...
In Berlin werden drei Leichen gefunden. Drei Opfer, zwei verschiedene Opfertypen. Eingewickelt in Industrieklebeband, im Verwesungsprozess, wie Kokons, lebend eingehüllt. Ähnlich wie der Vogel "Neuntöter" seine Beute präpariert & so entwickelt Emma Carrow die erste Analyse: "Das ist ein Tier das langfristig denkt. Daher kommt auch der Name: Im Mittelalter glaubte man, das er erst neun Opfer sammelt , bevor er sie verspeist."
Die Fallanalytikerin Emma Carrow ist speziell, in ihrem Denken, in ihrem Sein:
"Auf ihrem aufgeräumten Schreibtisch eine dicke Akte. Die drei Leichen. Die auf die sie sich schon gefreut hatte. Gefreut wie ein kleines Kind auf sein neues Fahrrad, wie ein Junkie auf den nächsten Schuss."
"Wenn Emma ihre Nichte anschaute, sah sie ein kuscheliges Bündel Vertrauen,
das rein zufällig dem sexuellen Ideal der meisten Exhibitionisten, Voyeure, Vergewaltiger und Mörder entsprach.".
Das ist Emma. So denkt Emma. Und so nahm sie mich als Leserin ein! Mir gefiel dieser kontroverse, den Leser herausfordernde Charakter.
Ermittler, Analytiker mit privaten Probleme, mit sozialen Defiziten gibt es bereits mehr als Einen und doch ist Emma anders, neu. Gepaart mit diesem einzigartigem Schreibstil hatte mich das Autorenduo begeistert. Ja, ich brauchte gewiss meine Zeit in diese Schriftsprache hineinzufinden, doch gefiel diese mir von Beginn an, realistische Gedankenbegleitung. All die Sätze die sie hätte sagen wollen ...
Das Autorenduo ist detailliert in seinen Beschreibung, gibt sich ganz der Rolle Emma Carrow hin, ihre Bedürfnisse, ihr Können, ihre Ängste. Psychologie & Analyse sind stark im Vordergrund, ob auf privater oder beruflicher Ebene. Es geht um Emma und ihre Fähigkeit sich hineinzudenken, zu verstehen, aber auch um Emma und ihr traumatisches Erlebnis. Die Konfrontation mit sich selbst. Und es geht um das Verstehen: Warum stellt der Täter seine Opfer so dar, was will der Täter vermitteln, worum geht es ihm beim Akt?
Auch die Nebencharaktere sind weit entfernt vom Mainstream. Eine schwangere, rauchende & mürrische Vorgesetzte. Und der Neue, Felix Schreiner, ein Charakter welcher wirklich Emotionen in mir hervorrief - solch eine Wut verspürte ich schon lange nicht mehr auf einen Buchcharakter!
Die Aufklärung ist nicht überwältigend & doch realistischer als mancher Leser vielleicht vermutet. Was mich jedoch begeisterte, mich fesselte, war die Charakterisierung von Emma & ihre analytischen Fähigkeiten.
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