Der Tod ihres Vaters bringt Riley MCPherson zurück nach North Carolina in ihr Elternhaus, obwohl sie in letzter Zeit eher nur losen Kontakt hatten. Aber da sie sich gerade von ihrem Freund getrennt hat, ist Riley auch froh über eine Luftveränderung und kümmert sich erst einmal um den Nachlass ihres Vaters. Dabei findet sie nicht nur einen Postfachschlüssel, der seltsamerweise auf einen ihr unbekannten Namen lautet, sondern auch einige alte Fotos und Zeitungsausschnitte. Durch den Fund erfährt Riley von ihrem Bruder Danny, dass es mal eine ältere Schwester Lisa gab, die erst ihren Musiklehrer ermordet und dann sich selbst getötet haben soll. Riley kann sich daran nicht erinnern, denn sie war zu der Zeit noch ein Kleinkind. Riley erinnert sich an ein recht trauriges Familienleben, alles verursacht durch die Tatfolgen der Schwester. Aber dann findet Riley auf etwas, dass sie zweifeln lässt und beginnt mit eigenen Nachforschungen zu dem Fall, der ihre Familie ins Unglück stürzte. Wird sie die Wahrheit herausfinden?
Diane Chamberlain hat mit ihrem Buch „Der Tag, an dem wir dich vergaßen“ einen sehr spannenden Roman vorgelegt, der ruhig beginnt, aber sehr schnell den Puls des Lesers in die Höhe schnellen lässt. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, weiß den Leser bald zu fesseln und ein Kopfkino in Gang zu setzen. Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert, die zum einen die Gegenwart um Riley wiederspiegeln, der zweite wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her und gibt mehr Informationen über die Familiengeschichte preis. Im letzten Part laufen dann alle Stränge zusammen, um dem Leser das finale Puzzle zu präsentieren. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, steigert sich aber alsbald immer mehr bis zum Ende der Handlung. Die Autorin versteht es wunderbar, den Leser bis zum Schluss in Bann zu ziehen und bei der Stange zu halten durch viele Wendungen und Möglichkeiten, die einen dazu verleiten, die Dinge immer wieder zu hinterfragen und sich eigene Lösungen zu überlegen.
Die Charaktere sind sehr schön individuell ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Sie wirken sehr real und authentisch. Riley ist eine sehr sympathische Mittzwanzigerin, die gerade eine Trennung von ihrem Freund und den Tod ihres Vaters zu verkraften hat. Zudem macht ihr kranker Bruder Danny ihr Sorgen und die finanzielle Situation ist auch recht schwierig. Riley wirkt auf den ersten Blick eher unsicher und zurückhaltend, fast mit all den Aufgaben völlig überfordert. Dazu kommt noch das Lügengebäude, das ihr jahrelang aufgetischt wurde, und ihr Misstrauen allem und jedem gegenüber ist verständlich. Doch im Verlauf macht sie eine Entwicklung durch, die als Leser schön zu beobachten ist. Sie gewinnt an Selbstbewusstsein, geht die Dinge logisch an und lässt sich nicht mehr so schnell verunsichern. Sie wächst regelrecht an all den an sie gerichteten Aufgaben. Rileys Bruder Danny ist nach einem Kriegseinsatz versehrt und hat sich bisher nicht von den Auswirkungen erholt. Er ist ständig wütend auf alles und jeden, hat sich oftmals nur mühsam unter Kontrolle. Lisa musste ebenfalls so einiges durchmachen und stand mit vielen Dingen allein da. Sämtliche anderen auftretenden Protagonisten tragen auch ihren Teil dazu bei, die Handlung zu vervollkommnen und die Spannung auf höchstem Niveau zu halten.
„Der Tag, an dem wir dich vergaßen“ ist ein sehr spannender Roman um eine Familientragödie, die aufzeigt, wie sehr so ein Erlebnis alles und jeden verändert und über Jahre Einfluss auf alle Beteiligten und deren Leben hat. Eine dramatische und geheimnisvolle Geschichte, die von der ersten Seite an fasziniert. Absolute Leseempfehlung für einen wahren Pageturner!