Nichts ist, wie es scheint
Dieser dritte Krimi rund um Commissaria Maddalena Degrassi schließt nahezu nahtlos an den Vorgänger „Grado im Dunklen“ an.
Obwohl Toto Merluzzi auf Grund seines Geständnisses im Gefängniskrankenhaus auf ...
Dieser dritte Krimi rund um Commissaria Maddalena Degrassi schließt nahezu nahtlos an den Vorgänger „Grado im Dunklen“ an.
Obwohl Toto Merluzzi auf Grund seines Geständnisses im Gefängniskrankenhaus auf seinen Prozess wartet, gibt es weitere Überfälle auf Frauen.
Sind die Zweifel an Totos Täterschaft, die Commissaria Degrassi seit der Verhaftung plagen, berechtigt?
Doch dann entwischt Toto aus dem Krankenhaus und die Lage spitzt sich zu.
Während sich Toto zu seinem Priester durchschlägt, muss Maddalena nicht nur gegen die Zeit, sondern auch (wieder einmal) gegen ihren bornierten Vorgesetzten, Commandante Scaramuzzi“ ankämpfen.
Meine Meinung:
Geschickt führt uns Autorin Andrea Nagele in die Irre. Dass wahrscheinlich Toto nicht der Täter kann, hat der geneigte Leser schon im Vorgänger vermutet. Doch wer ist es dann? Wir verfolgen mit den Ermittlern eine heiße Spur.
Diesmal bekommen wir Leser auch viel von der Psyche eines Opfers mit: Ginevra Missoni wurde von dem Täter vergewaltigt, hat aber, im Gegensatz zu einigen anderen Frauen, überlebt. Einfühlsam wird geschildert, wie schwierig es für Ginevra ist, wieder im Alltag Fuß zu fassen.
Andrea Nagele gelingt es, sowohl bei der Darstellung von Ginevra und ihren Ängsten als auch bei psychisch kranken Toto, ihre große Erfahrung als Psychotherapeutin auszuspielen. Bei Toto kann man die Angst, dass man ihm „den Schädel aufbohrt“ wirklich körperlich spüren. Dabei soll er doch nur mittels EEG untersucht werden, woher seine (möglicherweise) epileptischen Anfälle kommen. Dass er just in dem Moment kollabiert, als Degrassi ihn verhört, ist bestimmt dem gesunden Selbstschutz seiner labilen Psyche geschuldet. Ich kann mir gut vorstellen, dass es auch für die behandelnden Ärzte schwierig ist, herauszufinden, wieviel Toto versteht. Wahrscheinlich mehr als sie glauben, denn auf manches reagiert er ja unwirsch und will nicht für ein kleines Kind gehalten werden.
Vermutlich hätte man Toto mittels kindlicher Frühförderung und ohne das Sedieren mit Medikamenten durch seine Schwester, schon viel früher in einen besseren Zustand bringen können.
Eine größere Rolle spielt diesmal Degrassis Mitarbeiter, Arturo „Legolas“ Fannini. Langsam tritt er aus dem Schatten seines Wahlonkels Scaramuzzi heraus – die Entwicklung gefällt mir.
Ganz schön gewagt von Ginevra und Arturo, auf eigene Faust zu ermitteln!
Spannend auch der Motorradunfall von Maddalena. Dass sie sich gleich nach dem Aufwachen aus dem Koma nach ihrer Moto Guzzi erkundigt, passt gut zu ihr. Ich verstehe es gut, dass ihr um das Motorrad leid ist. Die Guzzi ist einfach eine tolle Maschine. Dass sie zuerst vom Spitalsbett aus und dann als Rekonvaleszente die Ermittlungen leitet, finde ich gut. Das passt einfach zu ihr. Deshalb kann ich es mit nicht gut vorstellen, dass sie den Dienst quittiert um fortan mit Franjo im Karst zu leben – aber, das ist wohl eine andere Geschichte.
Dass sich ausgerechnet zwischen Maddalenas Mutter und dem Commandante so etwas wie eine Romanze anbahnt, birgt Konfliktstoff für weitere Folgen …
Fazit:
Wieder ein toller Krimi in der schönen Umgebung von Grado, der in menschliche Abgründe blickt. Gerne gebe ich wieder 5 Sterne.