Es hätte so gut werden können!
Jenny Blackhurst hat mit „Das Böse in deinen Augen“ einen Thriller geliefert, der mit seiner Grundidee, seinem Schreibstil, seinem Spannungsaufbau überzeugen könnte, wenn nicht das letzte Drittel wäre. ...
Jenny Blackhurst hat mit „Das Böse in deinen Augen“ einen Thriller geliefert, der mit seiner Grundidee, seinem Schreibstil, seinem Spannungsaufbau überzeugen könnte, wenn nicht das letzte Drittel wäre. Denn das letzte Drittel lässt die Leser größtenteils ratlos zurück. Es gibt nur eine geringe Anzahl Leser, die angibt, dass sie das Ende verstanden haben und den Thriller großartig fanden. Dieser Thriller ist also eine Büchse der Pandora und lässt sich deswegen nur eingeschränkt empfehlen.
Dabei fängt „Das Böse in deinen Augen“ so vielversprechend an. Man fühlt mit Ellie mit, findet Imogen sympathisch und fragt sich, was hier wirklich vor sich geht. Ist Ellie Opfer oder Täter? Gut geschriebene wechselnde Perspektiven verstärken das Verständnis für die einzelnen Protagonisten. Schnell zieht Ellie den Leser auf ihre Seite. Aber es bleibt immer ein Restzweifel übrig. Und das sorgt für fesselnde Spannung. Die größte Spannung erzeugt jedoch die Wut, weil das kleine Mädchen Ellie, welches seine Eltern verloren hat, von allen Leuten so ungerecht behandelt wird und man sich eine gerechte Bestrafung der betreffenden Leute wünscht.
Jedoch verstärkt dieses Mitfühlen mit den Protagonisten das Unverständnis für das Ende. Da das Thema „Mobbing“ ein wirklich wichtiges Thema ist, hinterlässt das Ende einen schalen Beigeschmack, da es alles vorher gelesene auf den Kopf stellt und damit dem Thema „Mobbing“ seine Bedeutung entzieht. Gleichzeitig ist das Ende so verschiedenartig auslegbar, dass man als Leser das Gefühl hat, dass sich die Autorin hier übernommen hat.
Lobend möchte ich hiermit einmal das Cover erwähnen, welches sehr gut zum Buch passt. Hier wird schon die Unschuld in Frage gestellt. Gleichzeitig lässt das Cover genug Fragen offen, um neugierig auf die Geschichte zu machen. Düster anmutend lädt es zum Lesen des Buches ein.
Bis zum letzten Drittel war ich begeistert von diesem Buch. Die ersten zwei Drittel von „Das Böse in deinen Augen“ lasen sich so spannend, dass ich von Seite zu Seite flog. Der Schreibstil gefiel mir, die Protagonisten waren sympathisch und ich hatte große Hoffnungen für das Ende. Doch dann kam das letzte Drittel, welches so ganz und gar nicht zum Rest des Buches passen wollte. Und dieses letzte Drittel mündete in ein für mich katastrophales Ende.