Fünfundzwanzig Jahre hat Felicity ihre ehemalige Nachbarin Rose nicht mehr gesehen. Aber an jedem einzelnen Tag hat sie an sie gedacht, und mit jedem Tag ist ihre Wut größer geworden. Denn Felicity war damals klein, und Rose war groß. Rose hätte sie beschützen und ihr helfen müssen. Stattdessen hat sie einfach weggesehen, und jetzt scheint sie sich an nichts mehr zu erinnern. Aber Felicity wird ihrer Erinnerung schon auf die Sprünge helfen - und dafür sorgen, dass Rose für ihre Fehler bezahlt ...
Ein packender Roman über Kinder, die um ihre Kindheit betrogen werden. Über Wut, Rache und die Macht der Versöhnung.
Birdy ist seit einigen Jahren im Gefängnis, weil sie ihre Mutter angegriffen hat. Sie hat eine kleine Tochter, die während ihres Gefängnisaufenthaltes von ihrer Schwester aufgezogen wird, da Birdy alleinerziehend ...
Birdy ist seit einigen Jahren im Gefängnis, weil sie ihre Mutter angegriffen hat. Sie hat eine kleine Tochter, die während ihres Gefängnisaufenthaltes von ihrer Schwester aufgezogen wird, da Birdy alleinerziehend ist. Birdy ist etwas anders als andere Frauen. Sie ist in allem etwas langsamer und kann sich nicht so gut artikulieren wie andere Menschen. Eines Tages kommt Birdys ehemalige Nachbarin Rose ins Gefängnis. Sie soll ihren Mann Simon, der ein bekannter Fernsehmoderator war, umgebracht haben. Birdy hat schon seit vielen Jahren eine sehr große Wut auf Rose. In der Vergangenheit ist etwas passiert, dass Rose nicht verhindert hat und Birdy will sich an ihr rächen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist sehr spannend und fesselnd zu lesen. Abwechselnd wird es aus der Sicht von Birdy und von Rose erzählt. Nach und nach erfährt man, was in der Vergangenheit damals passiert ist und man beginnt zu begreifen, um was es geht. Doch mehr möchte ich gar nicht verraten. Das Buch hat mich auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht und der Schreibstil hat mich richtig fasziniert.
TRIGGERWARNUNG: Missbrauch (detailliert, häufig) und Essstörung (kurze Erwähnung) – bitte lies das Buch nicht, wenn dich diese Themen triggern könnten!
„Das Finkenmädchen“ von Nicole Trope durfte ich ...
TRIGGERWARNUNG: Missbrauch (detailliert, häufig) und Essstörung (kurze Erwähnung) – bitte lies das Buch nicht, wenn dich diese Themen triggern könnten!
„Das Finkenmädchen“ von Nicole Trope durfte ich im Zuge einer Leserunde der Lesejury vorablesen. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, dass mir diese Ehre zuteilwurde und muss sagen, dass meine erste Leserunde bei der Lesejury Spaß gemacht hat.
Klappentext:
„Fünfundzwanzig Jahre hat Felicity ihre ehemalige Nachbarin Rose nicht mehr gesehen. Aber an jedem einzelnen Tag hat sie an sie gedacht, und mit jedem Tag ist ihre Wut größer geworden. Denn Felicity war damals klein, und Rose war groß. Rose hätte sie beschützen und ihr helfen müssen. Stattdessen hat sie einfach weggesehen, und jetzt scheint sie sich an nichts mehr zu erinnern. Aber Felicity wird ihrer Erinnerung schon auf die Sprünge helfen – und dafür sorgen, dass Rose für ihre Fehler bezahlt.
Ein packender Roman über Kinder, die um ihre Kindheit betrogen werden. Über Wut, Rache und die Macht der Versöhnung.“
Felicity ist im Gefängnis. Als sie erfährt, dass auch Rose, die sie aus ihrer Kindheit kannte, in dasselbe Gefängnis kommen muss, sieht sie ihre Chance für Rache gekommen. Denn in Felicitys Kindheit passierte etwas so Schlimmes, das Felicity niemals vergessen können wird. Und Rose war die einzige Person, die dies hätte verhindern können – aber es nicht getan hat. Und so wuchs Felicitys Wut, Unverständnis und Verzweiflung über Roses damaliges Verhalten, dass sie als einzige Möglichkeit, um mit all dem jemals abschließen zu können, die Rache an Rose sieht.
Rose steht vor Gericht. Ihr Mann starb – und Rose scheint damit etwas zu tun zu haben. Sie wird verurteilt und muss ins Gefängnis. Rose hat ein sehr gutes Leben geführt, sie ist Entbehrungen und Einschränkungen nur aus ihrer Kindheit und den Anfängen ihrer Ehe gewohnt. Dass sie nun ins Gefängnis, und dort auf all den Luxus verzichten, muss, ist für sie nicht einfach, aber sie gibt ihr Bestes, um sich anzupassen. Sie weiß, dass sie ihre Strafe verdient hat und sträubt sich nicht gegen ihre Haft.
Nicole Tropes Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Sie schreibt, immer abwechselnd, aus der Sicht von Felicity und Rose. Man kann durch die jeweilige Art zu schreiben deutlich erkennen, wie unterschiedlich die beiden Frauen sind, ohne dass Nicole Trope es irgendwo groß hätte erwähnen müssen. Genau das zeigt, finde ich, dass Nicole Trope einiges vom Schreiben versteht. Ich hatte nie Schwierigkeiten damit, mich in die beiden Protagonistinnen einzufühlen, ihre Gedanken nachzuvollziehen und ihre Gefühle zu verstehen.
Ich war oft sehr gefesselt und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Da war es manchmal schon doof, dass ich den aktuellen Leseabschnitt beendet hatte und noch ein paar Tage warten musste, bis ich weiterlesen konnte. Aber das spricht ja nur für die Geschichte und den Schreibstil – wenn man unbedingt wissen möchte, was als nächstes passiert, dann ist das Buch gut.
Was mir nicht gut gefallen hat, war das Ende, sowohl aufbautechnisch als auch inhaltlich. Die letzten Kapitel werden so schnell runtergerattert, dass es, für mich, den Lesespaß etwas zunichte gemacht hat. Ich hatte das Gefühl, dass das Buch jetzt so schnell wie möglich zum Schluss gebracht werden muss, egal, wie sehr die Geschichte und vor allem die Art zu schreiben darunter leiden.
Ich persönlich hätte mir auch eine andere Art des Endes gewünscht – aber gut, das ist meine Meinung und die Autorin hat sich natürlich nur nach ihrem Empfinden zu richten.
Was mir allerdings auch übel aufgestoßen ist, war eine fehlende Triggerwarnung oder die Info, dass es um (Kindes)Missbrauch geht.
Einerseits fand ich es genial, dass das Buch mit Cover und Inhaltsangabe eigentlich ganz fröhlich wirkt, man den Eindruck bekommt, dass es vielleicht um einen Streit zwischen Kindern oder alten Freundinnen geht und man dann mit dem eigentlichen Thema überrascht wird.
Andererseits wird im Buch Kindesmissbrauch sehr deutlich beschrieben, was mich, als nicht Betroffene, sehr mitgenommen hat. Stellenweise musste ich das Buch ein paar Tage aus der Hand legen.
Ich bin sensibler als andere, mir ist bewusst, dass ich wahrscheinlich empfindlicher auf solche Themen und Beschreibungen reagiere, als ein „Durchschnittsmensch“ es täte. Aber wenn ich, als Person, die keinerlei persönlich Erfahrungen mit Missbrauch hat, schon so intensiv auf die Beschreibungen reagiert, dann kann ich mir nicht vorstellen, wie sehr das erst Betroffene mitnehmen muss.
Ich hätte mir wirklich genug Weitsicht gewünscht, dass irgendwo eine kleine Info diesbezüglich gestanden hätte. Zumal Missbrauch, leider, häufig passiert und viele Menschen betroffen sind, was ja auch gerade in Bezug auf die aktuelle #metoo-Debatte sehr präsent und keine neue Information sein sollte.
Ich empfehle das Buch trotzdem weiter – denn die Geschichte hat mir gefallen und transportiert eine sehr wichtige Nachricht. Sie zeigt, wie wichtig es ist, dass man einander zuhört, dass man auch auf die kleineren und schwächeren Mitglieder der Gesellschaft hören und achten muss. Dass man sich aus seiner eigenen Blase befreien muss und auch unangenehme Wahrheiten akzeptieren muss. Dass man Menschen zuhören muss, wenn sie um Hilfe bitten. Dass niemand das Recht hat, etwas zu verdrängen oder nicht zu beachten, nur weil es nicht in das eigene Bild einer Person passt. Auch augenscheinlich wunderbare, fehlerfreie Menschen können nicht ganz so toll sein, wie sie scheinen.
Es macht mir nichts aus, Fettkloß genannt zu werden. Ein Fettkloß ist da, das weiß man. Man kann nicht so tun, als wäre er nicht da. Als ich leicht und klein war, gab es viele Dinge, die mir Angst machten. ...
Es macht mir nichts aus, Fettkloß genannt zu werden. Ein Fettkloß ist da, das weiß man. Man kann nicht so tun, als wäre er nicht da. Als ich leicht und klein war, gab es viele Dinge, die mir Angst machten. Jetzt bin ich ein Fettkloß, und manchmal haben die Leute Angst vor mir.
Ich frage mich, wovor sie wohl Angst hatte. Ich frage mich, ob sie vor ihm Angst hatte. Ich frage mich, ob sie Angst hat, hierherzukommen.
Es ist sowieso nicht wichtig. Es interessiert mich nicht, was sie denkt und fühlt. Es interessiert mich nicht, was sie getan hat oder nicht.
Das Einzige, was mich interessiert, ist, was ich ihr antun werde.
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INHALT:
Felicity hätte nicht gedacht, dass sie ihre ehemalige Nachbarin Rose noch einmal wiedersehen würde - erst recht nicht, seit sie eine Gefängnisstrafe absitzen muss. Doch dann begeht eben jene Rose, Ehefrau eines bekannten Moderators, selbst eine unverzeihliche Tat und landet am selben Ort wie Felicity. Diese kann ihr Glück kaum fassen, denn endlich ist sie ihrer Rache näher. Rache, weil Rose damals, in ihrer Kindheit, einfach weggeschaut hat. Weil sie ihr nicht geholfen hat. Und weil sie zugelassen hat, dass Felicitys Leben zerstört wird...
MEINE MEINUNG:
Die australische Autorin Nicole Trope ist auf ihrem Heimatkontinent sehr bekannt - bekannt vor allem für ihre Familiendramen, die wichtige und oftmals aktuelle Themen ansprechen. Trotzdem wäre beim "Finkenmädchen" wohl angebracht, im Vorhinein zu sagen, worum es genau geht: Um Kindesmissbrauch nämlich. Damit wird nicht groß gespoilert, weil diese Information recht früh Einfluss findet, aber um Leser nicht zu triggern, wäre hier eigentlich prinzipiell der Verlag in der Pflicht, dies deutlich zu machen. Erzählt wird der Roman aus den zwei Perspektiven von Rose und Felicity. Diese werden nicht mit Namen abgegrenzt, wechseln sich aber ab, und weil die Autorin auf beeindruckende Weise mit Sprachmustern und Beschreibungen arbeitet, ist immer direkt klar, wer von beiden gerade zu Wort kommt.
Rose ist die Ehefrau eines bekannten Moderators des australischen Fernsehens und lebt seit Jahren in Reichtum und ohne Sorgen. Doch etwas ist passiert. Etwas, das zum Tod ihres Mannes geführt hat und dazu, dass sie nun eine dreijährige Gefängnisstrafe absitzen muss. Es wird schon nach wenigen Seiten klar, dass sie etwas zu verbergen hat - dass sie vor allem ein Geheimnis ihres Mannes zu verbergen hat -, aber es braucht lange, bis sie sich ihre Fehler, ihre Zweifel und Ängste endlich eingesteht. Bis dahin gibt sie einen Einblick in ihr Leben, das sie komplett ihrer Familie gewidmet hat, und ihre Persönlichkeit, die sich nie richtig entwickeln konnte. Felicity ist etwa 30 Jahre jünger und hat als Kind neben Rose und ihrer Familie gelebt. Sie ist schon von Geburt an langsamer als andere ihres Alters, ist dafür aber eine ruhige Zuhörerin und seit einigen Jahren auch liebende und hingebungsvolle Mutter. Nur ihre Vergangenheit lässt sie nicht los. Einerseits will sie für ihre Tochter da sein, andererseits ist sie getrieben von Hass und den Verletzungen frühen Missbrauchs - was sie auf einen gefährlichen Pfad führt.
Beide Erzählerinnen haben denselben Bekanntenkreis, weshalb man durch ihre Augen die Nebenfiguren gut kennen lernt. Insbesondere Roses Mann - den sie anfangs vor allem als perfekt darstellt. Schnell jedoch wird klar, dass sie, die diesen Mann mit 16 Jahren geheiratet hat, nie die Chance bekam, sich zu einer eigenständigen Person zu entwickeln. Durch die schiere Abneigung, die man ihm bald entgegen bringt, versteht man auch Felicity immer besser. Die ganze Handlung hat wenige große Überraschungen und besteht größtenteils aus Rückblicken auf die letzen 20 bis 30 Jahre für beide Frauen, in denen sich insbesondere Rose des Öfteren wiederholt. Die Ereignisse sind jedoch erschreckend und bedrückend, trotz fehlender wirklich detailreicher Beschreibungen auch definitiv nichts für schwache Nerven. Nachdem sich die Autorin viel Zeit gelassen hat, um Situation und Figuren zu etablieren und den Leser in den Bann zu ziehen, wird die Handlung am Ende leider etwas zu schnell, etwas zu einfach abgehandelt. Davon abgesehen ist der Schluss jedoch passend gewählt, um beiden Protagonisten einen gebührenden Abschluss zu geben.
FAZIT:
Nicole Trope greift in "Das Finkenmädchen" ein wichtiges, leider immer aktuelles und betroffen machendes Thema auf - eine Triggerwarnung wäre bei Kindesmissbrauch aber wohl angebracht. Teilweise hat das Ganze ein paar zu viele Längen, um dann zum Schluss gehetzt zu wirken, davon abgesehen wird das Ganze aber sensibel und authentisch angegangen. Gute 3,5 Punkte.
In "Das Finkenmädchen" geht es ganz klar um mehr als Kindesmissbrauch. Denn der Roman beschäftigt sich eher mit der Frage nach der Schuld und den Folgen eines solchen Übergriffs. Mal ganz anders, wird ...
In "Das Finkenmädchen" geht es ganz klar um mehr als Kindesmissbrauch. Denn der Roman beschäftigt sich eher mit der Frage nach der Schuld und den Folgen eines solchen Übergriffs. Mal ganz anders, wird hier das Geschehen aus Sicht des Opfers und aus der Sicht der Ehefrau des Täters belichtet. Für mich eine sehr interessante aussergewöhnliche Perspektivenwahl! Speziell die Sicht der Ehefrau und die damit einhergehenden Fragen "In wie weit hat oder muss die Frau was mitbekommen haben? Hat sie einfach weggeschaut, weil sie es nicht wahrhaben wollte? Merkt man etwa nicht, wenn der eigene Mann pädophile Neigungen hat? Trägt sie also die Mitschuld?". Fragen, die uns auch oft in den Medien entgegenschlagen!
Aber auch die Auswirkungen auf das Opfer und seine Entwicklung, sowie das Leben nach dem Übergriff, werden hier stark verdeutlicht. Und teils wirklich erschreckend dargestellt!
Die Charaktere werden von der Autorin mit 2 verschiedenen Schreibstilen geschildert. Damit unterstreicht sie immens die Besonderheiten der Protagonistinnen. Denn Felicity, das Opfer, ist schon ein Kind mit "besonderen Bedürfnissen" gewesen und dementsprechend auch als Erwachsene in ihrem Denken und Handeln eher impulsiv und einfach. Der Schreibstil für die Sicht von Felicity war zwar anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, hat für mich aber sehr gut gepasst und den Charakter immer greifbarer gemacht.
Aber auch Rose ist ein ganz besonderer Typ Frau. Die Entwicklung, die sie im Laufe des Buches durchlebt, ist für mich sehr authentisch beschrieben. Jedoch hatte ich aufgrund der sich unterordnenden Hausfrauenart auch oft Probleme ihr Handeln und Denken nachzuvollziehen. Ich konnte mich da leider nicht mit ihr identifizieren, da ich nichts mit dieser willensschwachen devoten Art anfangen kann.
Die Geschichte bzw die Thematik hat mir sehr gut gefallen! Es gibt die ein oder andere Stelle im Buch, die mir ganz schön zugesetzt hat (Beschreibung der Übergriffe aus Felicitys Sicht). Auch wenn diese Übergriffe nicht drastisch ins Detail gehen, bekommt man trotzdem einen Kloß im Hals, da Felicitys unschuldige kindliche Art der Erzählung, das Ganze dem Leser noch intensiver verdeutlichen. Jedoch weist das Buch auch ein paar Längen auf, speziell in der Sicht von Rose.
Das Cover und der Titel passen für mich perfekt zum Inhalt! Denn genauso schön und schlicht diese auch sind, hinterlassen sie tief in einem eine zurückbleibende Traurigkeit und einen Lichtblick! Diese Geschichte ist traurig, erschütternd und schön zugleich, da sie einem nicht die Hoffnung nimmt und runterzieht. Sie hinterlässt Spuren, regt einen zum Nachdenken an und vermittelt Hoffnung auch bei einem solch unfassbar grausamen Thema!
Einen großen Kritikpunkt gibt es leider noch, mir war der ganze Schreibstil zu emotionslos! Besonders das Ende, was als emotionaler Höhepunkt das Buch schön abgerundet hätte, ist in Emotionslosigkeit verpufft! Der gewünschte emotionale Knall, den man von Anfang an erwartet hat, blieb leider aus und das Ende wurde einfach schnell dahergeschrieben! Schade!
Daher gibt es von mir 3/5 Sterne!