Alle hundert Jahre geschieht ein Wunder in der Bucht von Olloo’et im Pazifik. Für genau sechs Tage ist die Insel von einem geisterhaft grün leuchtenden Band umgeben.
Auslöser für dieses Phänonem sind kleine Tiere - Artemia Lucis. Winzige Gliederfüßer, die nur einmal alle hundert Jahre schlüpfen. Sie leben nur sechs Tage, in denen sie sich paaren und neue Eier legen; und sie haben biolumineszierende Körper: sie leuchten fast neongrün.
Schon die Ureinwohner wussten um die schmerzlindernde Wirkung der kleinen Wesen - aber auch um die Nebenwirkungen.
Dr. Rachel Bell ist als Teil eines Forschungsteams aus Washington auf Olloo’et, um die Artemia Lucis zu erforschen. Jedoch hat sie auch ein persönliches Interesse an dieser Reise, denn sie leidet seit ihrem sechsten Lebensjahr unter fast unerträglichen Rückenschmerzen.
Sie scheut keine Selbstversuche, um die Gerüchte um die schmerzstellende Wirkung der Tierchen belegen zu können, wagt den Versuch, sie in künstlicher Umgebung heranzuzüchten.
Rachel hält ihre Forschungen geheim vor ihrem Team und ihrem Vorgesetzten, zieht bei einem Küstenbewohner, Harry Streatfield, ein und bringt sich und andere durch ihre Versuche in Gefahr.
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Das Buch wirft die Frage auf, inwieweit der Mensch zum eigenen Nutzen eingreifen darf in die Natur. Rachel bringt mit ihrem Versuch, für sich selbst Heilung und Hilfe zu finden, das System der kleinen Gliedertierchen durcheinander. Sie stört und verändert künstlich die Paarungszeit und gefährdet hierdurch den Bestand der sowieso schon raren Spezies - zum ausschließlichen Zweck, ihr eigenes Dasein lebenswerter zu machen.
Leider wird diese Frage nur oberflächlich angesprochen, die Auswirkungen werden nicht weiter ausgeführt oder überdacht. Das hätte ich spannend gefunden bei einem Thema, das so ja noch nicht wirklich in Büchern vorgekommen ist.
Rachel ist ein schwieriger Mensch, distanziert und oft kalt.
Natürlich ist das in gewisser Weise nachvollziehbar, immerhin ist sie chronisch krank und schleppt sich seit wirklich vielen Jahren mit unsäglichen Schmerzen herum.
Trotzdem ist es so etwas schwierig, einen emotionalen Bezug zu ihr aufzubauen, sie zu verstehen und mit ihr mitfühlen zu können. Man bleibt immer etwas distanziert.
Auch die anderen Charaktere bleiben etwas an der Oberfläche, es fällt schwer, einen wirklichen Zugang zu bekommen. Man bleibt immer - im negativen gesehen - Beobachter, versteht auch nicht immer wirklich, warum manche Entscheidungen getroffen werden.
Natürlich kann es gut sein, dass die Protagonisten des Buches deshalb so distanziert gehalten wurden um zu verdeutlichen, wie viel Egoismus in den Menschen sein kann; jedoch ist es wirklich schwierig, so das Verhalten einordnen und mit den Charakteren mitgehen zu können.
Der Schreibstil an sich ist passend pragmatisch, wissenschaftlich und distanziert.
Das Thema an sich ein sehr Spannendes, die Beschreibungen des Phänomens wirklich gut. Es gibt viele Ansätze im Buch, die einen weiterlesen lassen weil man wissen möchte, wie es ausgeht.
Aber durch das nicht weiter ausgearbeiteten Thema der Moral um das Verhalten des Menschen gegenüber der Natur bleiben am Ende des Buches viele unbeantwortete Fragen, was das Lesen etwas unbefriedigend macht.