Ein Hoch auf die Rechte der Frauen!
Das Leben der Gärtnerstochter Ricarda ändert sich grundlegend, als sie der Tochter des Grafen das Leben rettet. Sie wird als Mündel der Komtess Henriette von Freystetten in deren Haus in Berlin aufgenommen, ...
Das Leben der Gärtnerstochter Ricarda ändert sich grundlegend, als sie der Tochter des Grafen das Leben rettet. Sie wird als Mündel der Komtess Henriette von Freystetten in deren Haus in Berlin aufgenommen, erhält eine Ausbildung und knüpft Kontakte zur höheren Gesellschaft. Henriette ist eine der ersten Ärztinnen im Deutschen Kaiserreich und sie weckt mit ihrer Arbeit das Interesse von Ricarda, die den Wunsch entwickelt, selbst Ärztin zu werden und auch die Armen der Stadt besser zu versorgen. Doch scheint dieser Traum für sie kaum erreichbar...
"Die Ärztin-Das Licht der Welt" ist ein historischer Roman, der Ende des 19.Jahrhunderts im deutschen Kaiserreich spielt. Es ist der erste Band einer Dilogie, soviel gleich vorweg, ich wusste das nämlich nicht und muss nun ausharren, bis der 2. Band veröffentlicht wird. Anhand der Schicksale 2 sehr unterschiedlicher Familien, erlebt der Leser die Gesellschaft der damaligen Zeit mit Fokus auf Standesbewusstsein und soziale Ungerechtigkeit, auf die medizinische Versorgung und Entwicklung sowie auf die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau und die aufstrebende Frauenrechtsbewegung. Die Familie von Freystetten ist eine alteingesessene Adelsfamilie am Land, Ricardas Familie gehört zum Personal des Grafen. Das Schicksal verwischt die Grenzen zwischen den beiden Familien und so kann unsere Protagonistin Ricarda, die laut ihrem Vater zu viel denkt, eine unverhoffte, gute Ausbildung bekommen und entwickelt hohe Ambitionen. Der Roman ist ein Wechselbad der Gefühle mit viel Auf und ab, immer wenn man den Eindruck hat, dass Ricarda Fuß gefasst hat, passiert etwas unerwartetes, das sie wieder zurück wirft. Das ist teilweise schwer auszuhalten gewesen für mich und echt anstrengend, wenn auch sicher realistischer als wenn es schnurstracks bergauf ginge. Aber Ricarda ist eine Kämpferin und stet immer wieder auf, was sehr zu bewundern ist. Insgesamt fand ich die Geschichte sehr packend und ich konnte gut mit Ricarda mitfiebern. Über viele Regeln und Gebräuche der Zeit konnte ich-aus heutiger Sicht- nur heftig den Kopf schütteln. Romane wie diese machen einem mal wieder bewusst, wie hoch wir unsere heutigen Freiheiten und die weitgehende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau schätzen müssen! Mir hat der Roman gut gefallen, wenn mich auch das Ende etwas verstört zurückgelassen hat. Und dann hab ich erfahren, es gibt einen zweiten Teil. Dem fiebere ich nun entgegen.