Cover-Bild Ein Winter in Paris
19,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Zsolnay, Paul
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 24.09.2018
  • ISBN: 9783552063778
Jean-Philippe Blondel

Ein Winter in Paris

Roman
Anne Braun (Übersetzer)

Victor hat die Provinz hinter sich gelassen und ist zum Studium nach Paris gezogen. Er kommt aus einfachen Verhältnissen, der Druck an der Uni ist hoch. Victor ist einsam und fühlt sich unsichtbar. Einzig mit Mathieu, einem Jungen aus dem Kurs unter ihm, raucht Victor hin und wieder eine Zigarette. Als Mathieu in den Tod springt, verändert sich für Victor alles. Plötzlich wird er, der einzige Freund des Opfers, sichtbar. Seine Kommilitonen interessieren sich plötzlich für ihn, und langsam entwickelt er zu Mathieus Vater eine Beziehung, wie er sie zu seinem eigenen Vater nie hatte. „Ein Winter in Paris“ ist ein sensibles und zärtliches Buch über das, was uns Menschen zusammenhält.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.09.2018

Suizid an einer Eliteuniversität

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Der Lehrer und Schriftsteller Victor findet nach der Rückkehr aus dem Urlaub in seiner Post einen Brief, der ihn in seine Erinnerungen an einen Winter in Paris im Jahr 1984 eintauchen lässt. Damals studierte ...

Der Lehrer und Schriftsteller Victor findet nach der Rückkehr aus dem Urlaub in seiner Post einen Brief, der ihn in seine Erinnerungen an einen Winter in Paris im Jahr 1984 eintauchen lässt. Damals studierte er im zweiten Jahr in einer Vorbereitungsklasse einer Eliteuniversität. Aus der Provinz und aus einer unteren sozialen Schicht kommend, fristet er ein Außenseiterdasein neben seinen privilegierten Kommilitonen. Er ist ohne Freunde und sonstige soziale Kontakte und lebt ausschließlich für das Lernen, um den harten Anforderungen der Einrichtung zu genügen und im gnadenlosen Konkurrenzkampf zu bestehen. Er entschließt sich, zu seinem Geburtstag einen Kommilitonen (Mathieu) aus dem ersten Studienjahr ins Restaurant einzuladen, mit dem er neuerdings gelegentlich eine Zigarette raucht. Dazu kommt es jedoch nicht mehr, weil sich Mathieu in der Universität in den Tod stürzt, wovon Victor Zeuge wird. Dieses tragische Ereignis verändert Victors Leben. Auf einmal suchen seine Kommilitonen seinen Kontakt, ebenso wie Mathieus Vater, zu dem Victor eine seltsame Beziehung entwickelt.
Der Autor prangert in diesem Roman die unmenschlichen Bedingungen der elitären Vorbereitungsklassen an mit dem zwischen den Studenten bestehenden gnadenlosen Wettbewerb und selbstherrlichen, erniedrigenden Lehrern, die zukünftige elitäre Politiker und Journalisten heranziehen wollen. Daneben werden viele weitere Themen angesprochen: Die Beziehungen zur Familie, die Berührung mit einem anderen sozialen Milieu, der Wettbewerb an der Universität, Freundschaft. Die psychischen Befindlichkeiten von Victor und den anderen Personen seines Umfelds werden sehr schön in einer einfachen, doch wirkungsvollen Sprache beschrieben.
Ein sehr lesenswertes Buch.

Veröffentlicht am 18.09.2018

Das Opfer des Opfers

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„Ich führte ein komplett anderes Leben. Und ein anderes Leben ist immer gut. Es erlaubt einem, abzutauchen und erst dann wieder zum alten zurückzukehren, wenn man gründlich nachgedacht hat.“


Inhalt


Victor ...

„Ich führte ein komplett anderes Leben. Und ein anderes Leben ist immer gut. Es erlaubt einem, abzutauchen und erst dann wieder zum alten zurückzukehren, wenn man gründlich nachgedacht hat.“


Inhalt


Victor ist nicht nur Lehrer geworden, sondern auch Schriftsteller, genau wie er es sich vor 30 Jahren ausgemalt hat, denn Romane waren ihm immer schon wichtig, weil er der analytischen Sicht auf die Dinge längst nicht so viel abgewinnen konnte, wie der persönlichen. Mit 19 war er Student am renommierten Lyceé D. in Paris – ein Einzelgänger, ein junger Mann, dem man nicht allzu viel zugetraut hat, jemand der sich am Rande aufhielt und im Schatten anderer stand. Dort hatte er keine Position, keinen Stellenwert, traf sich in den Pausen zum Rauchen mit seinem einzigen Bekannten, der noch dazu eine Jahrgangsstufe unter ihm war.

Victor nahm sich vor, mehr aus dieser zarten Bande zu machen und beschloss Mathieu zu seinem Geburtstag einzuladen. Doch dazu kam es nicht mehr, denn Mathieu stürzte sich während einer Unterrichtseinheit in den Tod und für Victor war dieses Drama der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Fortan wollte jeder wissen, was die beiden jungen Männer verband, warum Mathieu sich für Selbstmord entschieden hat und welche Rolle Victor einnahm. Victor bekam plötzlich all jene Aufmerksamkeit, die er sich damals nicht mal ansatzweise erträumte, doch sehr genau weiß er zu unterscheiden, welchen Wert er für die diversen Beteiligten hat und wählt sehr bewusst, wem er seine Zeit schenkt.


Meinung


Der französische Autor Jean-Philippe Blondel schreibt echte Herzensbücher, die nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern sich sehr intensiv mit den Emotionen der Protagonisten auseinandersetzen. Von seinem Können bin ich bereits durch die Romane „6 Uhr 41“ und „This is not a lovesong“ überzeugt und auch hier beweist er wieder viel Fingerspitzengefühl bei der Reflexion der Gedankengänge als Folge eines dramatischen Ereignisses.

Der Ich-Erzähler des Buches bekommt hier eine markante Position, führt er den Leser doch durch diese persönliche Geschichte, mit allen Verwirrungen, allen Fragen der Schuld und des Unverständnisses für den frühzeitigen Tod eines Menschen. Victor fasst das „Unfassbare“ zusammen, schildert nicht nur die Veränderung, die sein eigenes Leben nach dem Tod des Freundes nahm, sondern auch den Umgang seiner Umwelt mit ein und dergleichen Situation. Im Zentrum seiner Betrachtung rückt das eigentliche Opfer immer weiter in den Hintergrund, insbesondere weil Matthieu eigentlich noch gar nicht den Stellenwert eines echten, innigen Freundes besaß. Stattdessen berührt die Erzählung durch eine Annäherung zwischen Victor und Patrick Lestaing, dem Vater des Selbstmörders. Dieser möchte einfach nur verstehen, was seinen Sohn in den Tod getrieben hat, rätselt ob es vielleicht die Scheidung der Eltern sein könnte oder der Leidensdruck an der Universität und Victor kann zwar keine Antworten geben, doch er lebt, er ist da und hört zu und nimmt bereitwillig die Rolle des verlorenen Sohnes ein, vielleicht weil er spürt, dass der Hinterbliebene genau das braucht.


Doch das Buch bietet noch mehr, setzt es sich doch auf den wenigen Seiten sehr gekonnt mit den Rangordnungen innerhalb des Schulbetriebs auseinander, zeigt wohin Leistungsdruck führen kann, der von Lehrern ausgeübt und von Schülern ganz unterschiedlich aufgenommen wird. Während die einen nicht wissen, wie sie dem standhalten können, ignorieren andere, so wie Victor selbst die Vorgaben, setzen vielmehr eigene Wertmaßstäbe und dann gibt es auch noch die, die sich immer aktiver engagieren, die kämpfen, die mehr wollen und die gerade unter diesen Bedingungen zu ihrer Höchstform auflaufen, so wie Paul, der neue gute Bekannte von Victor, der zum Jahrgangsbesten avanciert. Und der Autor schafft ein wahres Porträt all dieser Menschen, ihrer Motive, ihrer Verfehlungen aber auch ihrer ungeahnten Möglichkeiten.


Was mir auch sehr gut gefällt, ist die erzeugte Stimmung des Buches, die zunächst mit Einsamkeit gleichzusetzen ist, sich dann wandelt und Menschen während den Umbrüchen innerhalb ihres Lebens zeigt. Ein Hauch von Stille, von Melancholie und einem klaren, kalten Winter schwingt hier mit, konzentriert und präzise der Handlungsverlauf, ausgerichtet auf eine greifbare Aussage, die auch die Konsequenz der gewollten Veränderung beinhaltet. Die Frage nach dem, was uns Menschen ausmacht, wie wir sind, was wir sein wollen und dass sich dies durchaus ändern kann, sofern jeder selbst bereit ist, Veränderungen einzugehen. Der Einsame, der plötzlich ein Sozialleben führt. Der tyrannische Lehrer, der Fehler eingesteht. Der verletzte Vater, der Heilung in Gesprächen findet. All das gibt dem Roman eine folgerichtige Dynamik, der man als Leser sehr konkret und nachdenklich folgen kann.


Fazit


Ich vergebe 5 Lesesterne für dieses stillen, einprägsamen Roman, der mit geringem Umfang eine ganze Palette an Gefühlen und Entwicklungen bereithält. Der Reiz des Buches liegt in der Beschreibung einer gewissen Verwirrung, die Menschen befällt, wenn ein grundlegender Bestandteil ihres Lebens in Schieflage gerät. Wenn plötzlich die gegebenen Umstände außer Kraft gesetzt werden und sich damit ein neuer Weg ergibt, eine ungeahnte Chance, die es zu ergreifen gilt, jedoch erst, wenn man bereit ist die Veränderung zu akzeptieren. Sehr empfehlenswert für alle, die philosophische Fragen mögen, über Wertvorstellungen nachdenken möchten und sich mit einer realistischen Situation anfreunden können.

Veröffentlicht am 18.09.2018

Ein sehr feinfühliges Buch, das zum Nachdenken anregt

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Text:

Victor hat die Provinz hinter sich gelassen und
ist zum Studium nach Paris gezogen.
Er kommt aus einfachen Verhältnissen, der Druck an der Uni ist hoch.
Victor ist einsam und fühlt sich unsichtbar.
Einzig ...

Text:

Victor hat die Provinz hinter sich gelassen und
ist zum Studium nach Paris gezogen.
Er kommt aus einfachen Verhältnissen, der Druck an der Uni ist hoch.
Victor ist einsam und fühlt sich unsichtbar.
Einzig mit Mathieu, einem Jungen aus dem Kurs unter ihm,
raucht Victor hin und wieder eine Zigarette.
Als Mathieu in den Tod springt, verändert sich für Victor alles.
Plötzlich wird er, der einzige Freund des Opfers, sichtbar.
Seine Kommilitonen interessieren sich plötzlich für ihn
und langsam entwickelt er zu Mathieus Vater eine Beziehung,
wie er sie zu seinem eigenen Vater nie hatte.

Fazit:
Ein sehr feinfühliges Buch, das zum Nachdenken anregt.
Die Charaktere sind sehr ausdrucksstark und lebendig.
Der Autor schafft es mit einer wunderschönen und klaren Sprache
über die Grausamkeiten einer Eliteschule zu schreiben.
Hier die Elite, die Zukunft und dort die Provinzler die eh gleich
abgeschrieben werden.
Da muss, erst schlimmes passieren damit es zu einer Annäherung kommt.
Dieses Buch macht aber auch Mut und bringt Hoffnung,
das es im Leben immer weiter geht.
Jeder kann hier ein kleines Stück Hoffnung in sein eigenes Leben mitnehmen.
Nicht nur deshalb ist dieses Buch einfach schön.
Ein warmherziger, großartiger Roman der einen in den Bann zieht.
Das Buch ist traurig und fröhlich, bitter und süß und einfach nur schön.

Veröffentlicht am 18.09.2018

Gefühlvoll

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“Ein Winter in Paris” - ein verträumter Titel und ein ansprechendes Cover, und dann ist die Geschichte, die Jean-Philippe Blondel erzählt, so gar nicht romantisch.
Victor, Student im zweiten Jahr an einer ...

“Ein Winter in Paris” - ein verträumter Titel und ein ansprechendes Cover, und dann ist die Geschichte, die Jean-Philippe Blondel erzählt, so gar nicht romantisch.
Victor, Student im zweiten Jahr an einer renommierten Uni, kommt aus einfachen Verhältnissen. Er ist knapp neunzehn, jung, unscheinbar und einsam. Mathieu, ein Jahrgang unter ihm, geht es ebenso und bei einer gelegentlichen gemeinsamen Zigarette bahnt sich ein erster Kontakt an. Dieser zerbricht, als Mathieu völlig unvorhergesehen im Treppenhaus in den Tod springt. Victor ist einer der ersten am Unfallort. Aus Beklemmung, Trauer und Neugier scharen sich die Kommilitonen bald um Victor, der die neu gewonnene Beachtung genießt und in Folge sogar sein Studium vernachlässigt.
Jean-Philippe Blondel ist ein Meister der feinen Töne. Er beschreibt sehr eindringlich und berührend die Gefühlswelt seines zart besaiteten Protagonisten. Victor ist ein kluger Kopf, befindet sich aber genau in dem wankelmütigen Zustand eines Teenagers, der auf dem Weg ins Erwachsenenleben ist. Er hat jede Menge Pläne, die er mit niemandem teilen kann, Erwartungen an die Zukunft, aber auch Befürchtungen und Ängste. Mathieus Tod lässt ihn sein Leben neu überdenken, er trifft Menschen, die ihn beeindrucken, ihm Einblick in ihr Leben geben, und in mit neuen Zweifeln hinterlassen. Auch wenn ihn Mathieus Selbstmord nie loslässt, findet er doch den Weg in ein erfülltes, zufriedenes Leben.
“Ein Winter in Paris” ist ein sehr gefühlvolles, fast poetisches Buch, das sehr beeindruckt und berührt, das man fast nicht aus der Hand legen kann. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 14.09.2018

Eindringlich

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Der flüssige und herzberührende Schreibstil entführt den Leser in Viktors Welt, in seine Gedanken und Gefühle. Der Autor schafft es mit weniger als 200 Seiten, dass der Leser den jungen Mann liebgewinnt ...

Der flüssige und herzberührende Schreibstil entführt den Leser in Viktors Welt, in seine Gedanken und Gefühle. Der Autor schafft es mit weniger als 200 Seiten, dass der Leser den jungen Mann liebgewinnt und seine Gedanken und Handlungen wunderbar versteht, auch wenn er selbst anders gehandelt hätte.

In Viktors Leben gibt es nur wenige Personen, die aber wunderbar beschrieben werden und eine tiefgehende Persönlichkeit haben, die man mit den Seiten immer mehr entdeckt.

Auf äußere Beschreibungen wird nicht viel wert gelegt, doch das ist auch gar nicht nötig, die Geschichte setzt auf die Psyche und hat damit Erfolg.

Ein sehr gelungener Roman, den ich nur empfehlen kann! Ich habe ihn an einem Tag durchgelesen.