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"Der Mann lief durch den Raum und presste sich eine Hand auf den Hals.
Aus der Halsschlagader spritzte Blut wie aus einem Überdruckventil.
Quer durch den Raum. Ans Fenster, an die Tapete und auf das Sofa."
(S. 13)
Pulaski and Meyers are back again und auch diesmal wieder mit einem sehr ausgeklügelten und spannenden Fall, der die Grenze zwischen Deutschland und Österreich überwindet und die beiden gemeinsam ermitteln lässt.
Dies ist der 3. Teil der Polaski-Meyers-Reihe, kann jedoch ohne weiteres eigenständig gelesen werden. Ich kann die beiden ersten Teile "Rachesommer" und "Racheherbst" jedoch wärmstens empfehlen, um in den gesamten Lesegenuß zu kommen.
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Wien:
Da will man nichts ahnend während seiner Dachdeckerarbeit ein korpulierendes Pärchen filmen und auf einmal hat man ein grausames Mord-Video auf dem Handy. Wenigstens ist dadurch der Täter schnell ausgeforscht..sollte man meinen. Dieser steht plötzlich auf der Matte der Strafverteidigerin Evelyn Meyers und beteuert seine Unschuld. Ausgerechnet er ist auch noch der Sohn eines großen Casino-Moguls und Ostrovsky, einst Meyers Mentor und ein wahrer Pitbull im Gericht, der Oberstaatsanwalt. Für ihn ist die Sache klar - er bringt den schwulen Sohn des Moguls hinter Gitter, koste es was es wolle.
Der Vater des jungen Mannes denkt aber nicht daran das schwarze Schaf der Familie rauszuboxen, sondern möchte ihm ebenfalls im Gefängnis sitzen sehen. Die Polizei ermittelt verdächtig schlampig und dann plötzlich wird Meyers klar, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht und ihr Mandant alles andere als ehrlich zu ihr war.
Nun verbeißt sie sich erst recht in diesen Fall.
Leibzig:
Auch hier wird ein Firmenmogul tot aufgefunden und alle sind sich einig - es war ein unglücklicher Unfall der die Schere ins Hirn dieses Mannes trieb. Einzig Polaski, Ermittler beim Kriminaldauerdienst, teilt nicht deren Meinung.
Auch hier ermittelt die Polizei äußerst schleissig und der Fall wird überraschend schnell zu den Akten gelegt. Aber wenn Polaskis Spürnase erstmal Ungereimtheiten und Verdächtiges wittert, ist er nicht mehr davon abzubringen. Außerdem ist die Tochter dieses Firmenmoguls auch noch die beste Freundin seiner 17-jährigen Tochter und diese hat nicht nur den Sturkopf ihres Vaters geerbet, sondern auch die Spürnase und Verbissenheit. Ein Grund mehr diesem Fall mehr Beachtung zu schenken...und dann geschicht noch ein Mord.
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">>Niemand hat bisher die Spuren vom Tatort mit der DNA von Michael Kotten abgeglichen<<, überlegte sie laut.
Und das, obwohl das bei Mord innerhalb nur weniger Stunden erledigt war.
Irgendwie stimmt das ganze Bild nicht!"
(S. 79)
Wie immer scheinen diese Fälle in Wien und Leibzig absolut nichts miteinander zu tun zu haben. Erst im späteren Verlauf sind Parallelen erkennbar, bis dahin dauert es etwas, was sich jedoch alles andere als langweilig gestaltet.
Bei Andreas Gruber ist ab der ersten Seite unglaubliches Tempo vorhanden, welches auch konstant bestehen bleibt. Der unglaublich flüssige und packende Schreibstil des Autors lässt einen durch das Buch fliegen und Zeit und Raum vergessen.
Auch die Charaktere sind ausgefeilt und sind ebenfalls für allerhand Überraschungen gut. Ich liebe ja den zynischen und brummigen Pulaski, der einen Batzen Sarkasmus und trockenen Humor besitzt. Dies äußert sich vor allem in den Dialogen, welche einen nicht selten schmunzeln lassen. Hier kommt also auch der Humor nicht zu kurz.
">>Der Tote wird vom Bestatter abtransportiert, nicht von mir.<<
>>Doch nicht im auffälligen Leichenwagen?<<
>>Nein, natürlich nicht<<, knurrte Pulaski.
>>Der Wagen hat eine rosa Schleife und ein großes buntes Schild an der Seite:
WILLKOMMEN IM LEIBZIGER AUTOREST MOTEL - HIER LIEGEN SIE RICHTIG.<<
(S. 25)
Der Plot ist äußerst ausgefeilt und beinhaltet mehrere unvorhersehbare Wendungen, die mich von Anfang bis Ende miträtslen ließen.
Kurz gesagt - hier stimmt einfach alles und dadurch klebt man regelrecht an den Buchseiten....bis man zum Ende gelangt.
Bei Andreas Gruber weiß man meist schon aber der Mitte wer der Täter ist. Einzig das Motiv bleibt unklar und der Autor schüttelt gegen Ende noch eine verdammt überraschende Wendung aus dem Ärmel, welche einem den Atem anhalten lässt. Diese fehlte hier leider gänzlich und auch das Motiv war in gewisser Weise von Anfang an klar und äußerst banal.
Ich hatte das unbestimmte Gefühl, als hätte der Autor selbst keinen Plan wohin er jetzt will, selbst kein stimmiges Ende in Sicht und dann den Thriller einfach schnell zu Ende brachte.
Fazit:
So sehr ich diesen Thriller innerhalb von paar Stunden verschlang und mich von Seite zu Seite mit Wendungen überraschen konnte, so enttäuscht war ich vom Ende und der "Auflösung".
Ich bin ein absoluter Gruber-Fan, vor allem aufgrund seines packenden und mitreißenden Schreibstils, der meine Nase regelrecht im Buch kleben lässt und eben auch aufgrund des BUMMS am Ende, der nochmal alles rumreißt. Doch gerade bei Letzterem hat er diesmal gemurkst.
Herr Gruber, das können Sie definitiv besser.
© Pink Anemone