1935: Elsie Hickam trauert ihrem Jugendfreund Buddy Ebsen nach – und das lässt sie ihren Ehemann Homer Hickam täglich spüren. Homer ist Bergarbeiter und die beiden leben in Coalwood, West Virginia, einem Ort, den Elsie lieber heute als morgen verlassen würde. Die Gelegenheit kommt, als Homer sie vor die Wahl stellt: „Entweder Albert oder ich“. Albert, das ist ein Alligator, den Elsie von Buddy zur Hochzeit geschenkt bekam und der mittlerweile gut 1,5 m lang ist. Albert ist Elsie zwar sehr ans Herz gewachsen, aber der Weg nach Florida ist weit, denn wenn Albert schon weg muss, dann nur in seine Heimat, und auf dem Weg dorthin kann sich ja Einiges ergeben. Elsie jedenfalls hat nicht vor, nach Coalwood zurückzukehren. Und tatsächlich passiert allerhand auf der Reise …
„Die irgendwie wahre Geschichte eines Mannes, seiner Frau und ihres Alligators“ sagt der Untertitel – und was wirklich wahr ist und was nicht, habe ich mich schnell gefragt. Der Autor erzählt von seinen Eltern, aber was tatsächlich passiert ist, erfährt man leider nicht. Im Anhang des Buches kann man wohl Bilder der beiden betrachten, bei meinem Leseexemplar fehlten sie zwar, aber auf Homer Hickams Homepage sind sie auch zu finden.
Die Geschichten sind episodenhaft erzählt, immer wieder unterbrochen davon, dass der Autor schildert in welcher Situation ihm seine Eltern bzw. einer von beiden diesen Teil der Geschichte erzählt haben.
Die Hickams erleben allerlei Abenteuer, sind bei einigen typischen Begebenheiten der damaligen Zeit dabei (so erleben sie einen historischen Hurrikan auf den Keys mit, treffen Wanderarbeiter und sind bei einem Konflikt zwischen Gewerkschaftern und Fabrikbesitzer hautnah dabei) und treffen interessante Persönlichkeiten (u. a. John Steinbeck). Albert, der Alligator, ist immer mit dabei und hat mitunter sogar wesentlichen Anteil.
Der episodenhafte Charakter des Romans brachte mich schnell dazu, jeweils eine Episode zu lesen und dann zu unterbrechen, um erst ein oder zwei Tage später weiter zu lesen. So konnte ich die einzelnen Geschichten, die im Grunde nur dadurch verbunden waren, dass sie auf Alberts „Heimreise“ stattfinden, sacken lassen und sie überdenken. Allerdings war der wesentliche Grund für mich, dass mich der Roman nicht wirklich fesselte. Habe ich zunächst noch voller Elan gelesen, den Humor genossen und war gespannt, was die Hickams alles erleben würden, stellte sich nach und nach Ernüchterung und gepflegte Langeweile ein. Ich sah keine Weiterentwicklung der Charaktere, vor allem bei Elsie (dazu später mehr), die aber dringend nötig gewesen wäre. Vielleicht war auch meine Erwartungshaltung zu hoch, denn ich hatte mich sehr auf den Roman, viele skurrile Charaktere und absurde Gegebenheiten gefreut.
Skurrile Charaktere gibt es im Grunde auch einige, oder sollte ich vielleicht lieber sagen, dass die meisten Personen, die Elsie und Homer unterwegs treffen, nicht gerade mit viel Intelligenz gesegnet sind? Elsie ging mir sehr schnell auf die Nerven, mit ihrem Genörgel an Homer und ihren Lobpreisungen Buddys. Da der Autor zum Zeitpunkt der Reise noch nicht geboren war, die beiden aber seine Eltern sind, konnte man davon ausgehen, dass sie sich irgendwie zusammengerauft haben müssen, und so hatte ich erwartet, dass die Reise eine Art Sinnbild der Entwicklung der Beziehung der beiden wäre, jedoch fehlt es mir hier vor allem an der Entwicklung, Elsie nörgelt und nörgelt, Homer bemüht sich und hat doch keine Chancen, hin und wieder scheint es sich etwas zu ändern, nur um in der nächsten Episode wieder auf dem alten Stand zu sein. Vielleicht hatte der Roman eine Botschaft, ich konnte sie aber leider nicht entdecken. Neben Elsies Genörgel fand ich auch das ständige Auftreten eines Gaunerpärchens überflüssig, das sollte wohl eine Art Running Gag sein, ich mochte die beiden nicht und wollte auch nichts weiter über sie lesen, zumal sie mir auch nicht für die Geschichte wichtig erschienen. Richtig gut gefallen hat mir der Auftritt Steinbecks sowie die vorübergehende Filmkarriere Homers. Insgesamt war das aber zu wenig. Albert, der Alligator, wird zunehmend wichtiger, auch für Homer, und ist bei jedem Erlebnis ein wichtiger Faktor. Manchmal erscheint er schon fast menschlich. Der vierte Reisegenosse ist ein Gockel, ob in dessen Anwesenheit ein tieferer Sinn lag, wurde mir leider nicht klar.
Die Erlebnisse sind teilweise tatsächlich recht absurd, die Drei geraten in einen Bankraub, unter Schmuggler und kommen zum Film, es gibt auch immer wieder etwas zum Schmunzeln, aber, wie bereits erwähnt, durchgehend spannend oder lustig ist es nicht, oft zieht es sich, wiederholt sich, insgesamt fand ich es eher langweilig. Gegen Ende hatte ich das Gefühl, es würde etwas fehlen und manche Meinungsänderungen konnte ich nicht mehr nachvollziehen.
Über die Bewertung habe ich mir viele Gedanken gemacht, im Grunde ist die Geschichte wirklich originell, mich konnte sie allerdings nur wenig begeistern und auch mit etwas Abstand hat sich das nicht geändert. So vergebe ich nur 3 Sterne, wer sich von der Geschichte angezogen fühlt, sollte aber ruhig einen Blick riskieren, sicher wird sie bei Vielen gut ankommen und Manche begeistern.