Béatrice ist mit Joaquín zusammen, eigentlich keine schlechte Beziehung, wenn da nicht seine Tochter wäre, die die neue Frau nicht gut heißt. Immer wieder wird Béatrice versetzt oder gemeinsame Pläne ändern sich von jetzt auf gleich und man ist zu dritt, statt romantisch zu zweit. Auch im Job bei der Weltbank läuft es alles andere als gut – sie kommt mit ihrem Chef nicht gut klar und hofft auf eine neue Stelle, für die sie gute Voraussetzungen hat. Doch ein falsches Wort gegenüber einem Journalisten und die Karriere ist beendet – sie wird ins Archiv verbannt. An einem Nachmittag wird sie von einer Ehrenamtlichen angesprochen, die Béatrive provoziert und plötzlich kümmert sich die Frau um eine andere, ältere Frau, die Besuch überhaupt nicht leiden kann…
Mit Béatrice bin ich überhaupt nicht warm geworden – sie ist eine schwache und naive Frau über 40, die anscheinend nur in Luxusartikeln schwimmt. Sie lässt sich von allen rumschubsen, beschimpfen und steht nicht für sich selbst ein. Das sie sich plötzlich um eine alte Frau kümmert passt überhaupt nicht zu ihr – das sich Béatrice mit diesen Besuchen und Aufgaben verändert fand ich gut. Machte sie mir aber nicht sympathischer, denn sie verhält sich immer noch zu unglaubwürdig für ihr Alter.
Jacobina ist eine alte Frau, die keine Lust auf Gesellschaft zu haben scheint. Immer wieder verjagt sie mit ihrer Art die Ehrenamtlichen. Doch bei Béatrice versagt der unglaubliche Charme von Jacobina und die beiden schließen Freundschaft. Die alte Frau erzählt der jüngeren von einem Versprechen, das sie ihrem Vater am Sterbebett gegeben hat, was nun viele Jahre zurück ist. Jetzt, wo es mit ihr womöglich auch zu Ende gehen kann, will sie die Last loswerden und Béatrice ihr helfen, die Schwester zu finden…
Jacobina fand ich leider schrecklich unfreundlich und unsympathisch.
Joaquín ist der Freund von Béatrice und ihm scheint nicht sonderlich viel an ihr zu liegen. Immer wieder ist seine eigene Tochter wichtiger und ihr lässt er alles durchgehen, auch wenn sie sich Béatrice gegenüber unmöglich verhält. Ich habe mich wirklich gefragt, was die beiden aneinander finden – für mich vollkommen unklar.
Béatrice lernt Grégoire im Museum kennen und er hilft ihr bei der Suche nach Judith. Vermittelt Kontakt, gibt Anschriften raus. Beide entwickeln durch die häufigen Besuche Gefühle und sie treffen sich miteinander, das sie einen Freund hat, verschweigt sie Grégoire. Er kommt ursprünglich aus Frankreich und ist nur für eine kurze Zeit in den Staaten, bevor es wieder zurück auf das Familienweingut geht…
Er macht von allen Charakteren fast den sympathischsten und nettesten Eindruck.
Die Jüdin Judith lebt mit ihrer Mutter in Paris und alles scheint gut zu laufen. Die Mutter arbeitet als Lehrerin und Judith studiert. Sie fühlen sich wohl und kurz bevor alles anfängt, findet sie in Christian die große Liebe. Ihm ist ihr nicht adeliger Hintergrund egal. Sie ist überglücklich und dann beginnt die schlimmste Zeit ihres Lebens – man beginnt die Juden zu demütigen, zu vertreiben, ihre Religion und Herkunft öffentlich zu zeigen…für Judith und ihre Mutter wird es immer schwieriger. Kohle und Essen wird knapp, beide verlieren ihre Jobs und Judith darf nicht mehr studieren, weil ihr Notenschnitt zu schlecht ist. An ihrer Seite ist Chriatian, der der Familie Kohle schenkt und versucht Judith zu retten…
Judith scheint zwar eine nette junge Frau gewesen zu sein, aber ich fand sie zu naiv für diese Zeit. Sie geht viel zu unbedacht an die Sache ran und hofft, das mit meckern und Geschrei alles besser wird. Statt abzutauchen macht sie sich bemerkbar und hofft auf Rettung, die es nicht gibt. Judith scheint der Ernst der Lage nicht klar zu sein, was ich für eine Person mit ihrem Wissen erwartet hätte.
Christian liebt Judith über alles und will sie nicht verlieren. Er muss sie vor seinem Vater verstecken, denn dieser würde sie sofort ausliefern – irgendwann findet er das passende Versteck und hält Judith dort „gefangen“…
Christian ist mit Grégoire einer der sympathischsten Charaktere – er würde für Judith alles tun und das merkt man ihm immer an. Bis zum Ende.
Der Schreibstil ist schlicht und einfach gehalten, sodass man die Geschichte ohne Verständnisschwierigkeiten lesen kann. Erzählt wird aus unterschiedlichen Sichtweisen, was einen Einblick in die jeweilige Gefühls- und Gedankenwelt gibt.
Die Geschichte ist unterteilt in zwei Handlungsstränge, einen in der Gegenwart (Jacobina und Béatrice) und einen in der Vergangenheit (Judith und Christian) während der Nazizeit. Normalerweise mag ich Geschichten, die auf zwei Zeitebenen spielen, aber hier war irgendwie alles anders. Schon von Beginn an konnte mich die Handlung und die Charaktere nicht packen. Es gab keinen Abschnitt, der mich gefesselt hat. Damit will ich keinesfalls sagen, dass die Geschichte schlecht ist, das ist sie nicht – aber mich konnte sie nicht berühren. Was vermutlich größenteils an den Charakteren lag, mit denen ich nicht wirklich warm geworden bin. Wie die beiden Handlungsstränge am Ende zusammengeführt werden, war für meinen Geschmack etwas kitschig, aber stimmig mit der Handlung. Die Auflösung um das Verbleiben von Judith (bzw. wer sie war) hatte ich fast so vermutet, aber nie gerechnet, das es wirklich stimmt.
Alles in allem ein historischer Roman über ein Paar während der Nazizeit und einer Frau in der Gegenwart, die jemanden eine Freude machen will.