Um Mitternacht
Augusto Cruz greift in seinem Buch „Um Mitternacht“ nicht nach barbusigen Filmsternchen, eher nach finsteren Vampir Darstellern aus den Anfängen der Hollywoodzeit. Sein klassischer Privatdetektiv McKenzie ...
Augusto Cruz greift in seinem Buch „Um Mitternacht“ nicht nach barbusigen Filmsternchen, eher nach finsteren Vampir Darstellern aus den Anfängen der Hollywoodzeit. Sein klassischer Privatdetektiv McKenzie ist ein Zögling von Edgar Hoovers Gnaden. McKenzie ist genau der richtige für den Job. Er ist ein besessen Suchender, ein einsamer Jäger, seit seine Familie ausgelöscht wurde und er das Attentat an Kennedy nicht verhindern konnte. Die letzte Hoffnung für Forrest J. Ackermann, dem bedeutendsten Sammler von Horrorfilmen in den USA. Für ihn soll McKenzie den verloren gegangen Filmklassiker „Um Mitternacht“ finden.
Und nun könnte einer jener 08-15 Krimis vom Stapel laufen, die den Buchmarkt beherrschen. Stattdessen spürt man als Leser nichts mehr, als brüchiges Treibeis unter den Beinen. Mit zunehmender Seitenzahl erfordert das Lesen eine gewisse Ausdauer und erhöhte Konzentration. Derart Alptraumartig und surreal breiten sich die Geschehnisse aus. Mckenzie verliert den Boden unter den Füßen, was er durchaus mit den Lesern gemein hat, die ganz schön ins Schwimmen geraten in diesem kruden Road Movie auf den Weg in den Dschungel. Wofür nicht zuletzt, die weggelassene Kennzeichnung der wörtlichen Rede verantwortlich ist. Keine Leserfreundliche Maßnahme, wie ich finde.
Ansonsten finde ich wenig zu mäkeln. Der Roman ist halt sehr eigen und unkonventionell. Fiction und Realität verschwimmen in dem Roman auf eine sonderbare Weise, so gilt „Um Mitternacht“ tatsächlich seit Jahrzehnten als verschollenes Kulturgut und wird wohl nie mehr auftauchen. Denn die amerikanische Wegwerfgesellschaft kennt keine Erinnerung, nur die Zukunft. Augusto Cruz greift diesen Faden des vergessen Werdens auf. Soweit ich das beurteilen kann hat sich der Autor tief in die Materie des Kunst Sammelns und mutwilligen Zerstörens eingearbeitet. Dabei herausgekommen ist ein beachtenswertes Buch, voller skurriler Details und einem Gänsehauteffekt. Mir hat der Roman in seiner Andersartigkeit imponiert. Ein außergewöhnliches Leseereignis!