Cover-Bild Kind aller Länder
Teil der Serie "Irmgard Keun"
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Der Audio Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 19.02.2016
  • ISBN: 9783862316694
Irmgard Keun

Kind aller Länder

Ungekürzte Lesung mit Jodie Ahlborn (4 CDs)
Jodie Ahlborn (Sprecher)

Kully ist erst zehn, aber sie kennt schon Wien, Warschau, Prag und Paris, denn ihre Eltern sind auf der Flucht vor den Nazis. Kully weiß, wie schwer es ist, wenn man kein Geld, keinen Pass und kein Zuhause hat, aber sie lässt sich nicht entmutigen. Das hat sie von ihrem Vater, einem liebenswerten Luftikus, der als Schriftsteller quer durch Europa reist, um Geld für die Familie zu besorgen. Mutter und Tochter lässt er meist in Hotels zurück, wo virtuose Ausreden zu erfinden sind, wenn die Rechnungen eintreffen. Keun lässt uns nicht nur am rastlosen und tragikomischen Leben der erstaunlich abgeklärten Kully teilhaben, sondern gibt auch tiefe Einblicke in die Situation der Emigranten in Europa.

Dieses Hörbuch enthält einen Bonustrack: Volker Weidermann, Literaturkritiker, Journalist und Autor des Bestsellers »Ostende«, spricht über Irmgard Keuns Exilroman »Kind aller Länder«. In Ostende begann Irmgard Keun mit Joseph Roth eine leidenschaftliche Affäre – und diesen Roman.

Ungekürzte Lesung mit Jodie Ahlborn
4 CDs | ca. 5 h 16 min

Ungekürzte Lesung mit Jodie Ahlborn
4 CDs | ca. 5 h 16 min

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.12.2018

Eine Kindheit im Exil

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Bin ich froh, dass es sich um eine ungekürzte Fassung handelt, denn das Hörbuch ist jede Minute ein Genuss, tief berührend und liebenswert.

Bevor ich mit der eigentlichen Rezension beginne, möchte ich ...

Bin ich froh, dass es sich um eine ungekürzte Fassung handelt, denn das Hörbuch ist jede Minute ein Genuss, tief berührend und liebenswert.

Bevor ich mit der eigentlichen Rezension beginne, möchte ich unbedingt den Hörern nahe legen, sich mit der recht unbekannten Autorin Irmgard Keun zu beschäftigen. Den Einstieg hierfür bietet ein Interview mit Volker Weidermann, am Ende des Hörbuchs. Was für eine Frau! 1933/34 wurden ihre Bücher verboten und sie selbst lebt von 1936-40 im Exil in Belgien und in den Niederlanden. Dort lernt sie Joseph Roth kennen, der Kullys Vater im Hörbuch darstellt. Nach dem Krieg lebt sie verarmt, alkoholkrank und völlig unbekannt in Köln. Erst kurz vor ihrem Tod sorgt ein Artikel im Stern für Keuns Wiederentdeckung.

Keun schreibt über ihre Erlebnisse und schlüpft in die Rolle der Protagonistin Kully, einem 10jährigen Mädchen und Erzählerin. Obwohl der Roman aus kindlicher Sicht geschrieben ist, ist er niemals naiv und schon gar nicht süß. Kully war u.a. schon in Wien, Warschau, Prag, Paris, Amsterdam und New York City. Obwohl Kully scheinbar alles ganz harmlos erzählt, erkennt der Hörer schnell die Tragik in der Geschichte. Die Eltern fliehen nämlich vor den Nazis und reisen nicht aus Spaß oder Fernweh. Der Vater ist Schriftsteller, versucht sowohl mit der Schriftstellerei, aber auch mit allerhand halbseidener Geschäfte an Geld zu kommen. Was ihm oft nicht gelingt, zumal er dem Alkohol und schönen Frauen sehr zugetan ist. Trotz des rastlosen Lebens und vielen ausweglosen Situation gelingt Keun ein tragikomischer Erzählstil, dadurch dass sie ein Mädchen erzählen lässt. Dennoch lenkt sie nicht vom Ernst der Lage ab. Kinder bekommen meist viel mehr mit, als Erwachsene denken und eine materielle Beständigkeit ist oft gar nicht so wichtig, so lange das familiäre Umfeld stabil ist.

Eine schöne Erzählung deutscher Geschichte einer bemerkenswerten Autorin.

Veröffentlicht am 10.10.2018

In Amsterdam blühen ganz herrliche Blumen ... "auf königlichen Befehl" ...

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Hach, ich bin ganz verliebt und verzaubert in die junge Kully, die durch die Stimme von Jodie Ahlborn verkörpert wird. Als „Kind aller Länder“ reist Kully mit ihren Eltern, später dann nur noch mit ihrem ...

Hach, ich bin ganz verliebt und verzaubert in die junge Kully, die durch die Stimme von Jodie Ahlborn verkörpert wird. Als „Kind aller Länder“ reist Kully mit ihren Eltern, später dann nur noch mit ihrem Vater, durch alle Herren Länder, freundet sich hier mit dem Portier an, plappert hier mit einem Verleger oder erträgt die Frau mit Vogelnest auf dem Kopf. Oft musste ich über ihren kindlichen Sinn für Humor, den sie fast schon auf erwachsene Weise rüberbringt, schmunzeln. Kully zuckelt mit ihrem von ständiger Geldnot aber dafür auch von hoher Vergnügungslust geplagten Vater Peter und ihrer oft kränkelnden Mutter Anni durch die Welt und lernt Sprachen sowie allerlei Tricks zum Überleben wie eine Große. Für sie ist es normal, keine Schule zu besuchen und keinen festen Wohnsitz zu haben, während ihre Mutter daran zu zerbrechen droht. Selbst die Oma, die zwischendurch mit rettender Hand einzugreifen versucht, kann hier nichts mehr ausrichten.
Während ich den Roman an sich schon einfach nur großartig finde, finde ich es umso bewundernswerter, dass sich die rebellische und sehr talentierte Autorin Irmgard Keun, deren Bücher 1933/34 vom Naziregime verboten wurden, 1938, als das Buch entstand, bereits selbst im Exil – erst in Osteende, Belgien und später in den Niederlanden - befand. Dieser Umstand verleiht dem Buch eine Authentizität, die man mit jeder Zeile spürt. Vielleicht fand Irmgard Keun sich in der jungen Kully selbst wieder, wäre sie zwanzig Jahre jünger gewesen. Sehr offensichtlich ist jedenfalls, dass sie Kullys Vater nach ihrem damaligen Liebhaber, dem Schriftsteller Joseph Roth, modelliert hat. Auch Roth, der für u. a. für seinen Roman „Radetzky Marsch“ und „Hotel Savoy“ bekannt ist, war frönte gerne und oft dem Alkohol und steckte in einer desaströsen finanziellen Situation, genau wie Kullys Vater Peter.
„Kind aller Länder“ ist mein zweiter Roman dieser begnadeten Autorin. „Das kunstseidene Mädchen“ hatte mich bereits beeindruckt aber dieses Buch setzt allem noch mal die Krone auf. Von mir eine absolute Hörempfehlung.