Das Geheimnis von Lynybrook Hall
Als Lauras Mann Frank bei einem Autounfall stirbt, gibt sie sich die Schuld – schließlich haben sie sich kurz zuvor gestritten und sie hat ihn allein losfahren lassen, hat vergessen ihm zu sagen, dass ...
Als Lauras Mann Frank bei einem Autounfall stirbt, gibt sie sich die Schuld – schließlich haben sie sich kurz zuvor gestritten und sie hat ihn allein losfahren lassen, hat vergessen ihm zu sagen, dass sie jemanden an seinem Wagen gesehen hat. Unter seinen Sachen findet sie einen 13 Jahre alten Brief, indem er gewarnt wird, dass seine Verfolger aus Lynybrook Hall seine Spur wiederaufgenommen haben. Laura ist überzeugt, dass Frank ermordet wurde, doch die Polizei glaubt ihr nicht. Also macht sie sich selbst auf die Reise von Deutschland in die englische Grafschaft Devon, um das Geheimnis von Lynybrook Hall zu ergründen ...
Mitlon Castle 1898: Lady Victoria steht nach dem Tod ihres Vaters unter der Munt ihres Onkels Richard. Dieser darf ihren Besitz eigentlich nur bis zu ihrer Volljährigkeit (mit 21) verwalten, geht aber nach eigenem Gutdünken damit um. Endlich hat er Geld, Besitz und Macht – das alles will er nicht wieder hergeben. Als Victoria es ablehnt, seinen Sohn zu heiraten, droht er ihr: „Ich kann Menschen vernichten, wenn ich es will. Auch Dich!“ (S. 32) Kurzerhand weißt er sie in eine Anstalt für Geisteskranke ein – Lynybrook Hall. Doch Victoria kämpft um ihre Rechte und besiegelt so ihr Schicksal ...
Wie schon in „Der Klang der verborgenen Räume“ schafft Felicity Whitmore auch hier wieder eine sehr gruselige, mystische und unheimliche Atmosphäre.
Lady Victoria leidet unter der Vormundschaft ihres Onkels. Nur das Wissen, dass sie ihn und seine Familie mit dem Erreichen ihrer Volljährigkeit sofort vor die Tür setzen kann, lässt seine Repressalien klaglos erdulden. Doch in Lynybrook Hall wird ihr klar, dass sie dort nur tot herauskommt – und ihr Onkel genau das erwartet. Die Anstalt wurde anscheinend eigens geschaffen, um sich unliebsamer weiblicher Familienangehöriger zu entledigen. Sie werden misshandelt, gedemütigt und ruhiggestellt. Aberwitzige Therapien sollen sie körperlich und geistig brechen. „Sie wollen uns verrückt machen? Sie therapieren nicht die Irren, sondern machen Gesunde krank?“ „Willkommen auf Lynybrook Hall.“ (S. 149)
Auch heute noch spürt Laura die furchterregende Atmosphäre, die das Haus ausstrahlt. Es scheint fluchtartig verlassen worden zu sein, das Grundstück ist total verwildert, und doch tauchen immer wieder frische Fußspuren auf, verschwinden Dinge einfach. Schon es zu finden, erweist sich als äußerst schwierig, weil niemand darüber reden will – genau so wenig wie über Frank, der in der Gegend aufgewachsen ist. Welches Geheimnis hat er vor ihr verborgen? Warum hat er nie über seine Vergangenheit geredet?
Beide Zeitebenen sind extrem spannend und voller erschreckender, grausamer Geheimnisse. Das Buch hat mich so gefesselt, dass darüber mein Tee nicht nur einmal komplett erkaltet ist.