Eine unterhaltsame Hommage an den größten Detektiv aller Zeiten
London am Ende des 19. Jahrhunderts: Der Schriftsteller Arthur Conan Doyle hat es satt, stets im Schatten seiner eigener, ihm inzwischen verhassten Schöpfung zu stehen und verfasst eine Geschichte, in ...
London am Ende des 19. Jahrhunderts: Der Schriftsteller Arthur Conan Doyle hat es satt, stets im Schatten seiner eigener, ihm inzwischen verhassten Schöpfung zu stehen und verfasst eine Geschichte, in der sein berühmter Held der Detektiv Sherlock Holmes das Zeitliche segnet. Dieser „Mord“ bleibt nicht ohne Folgen: Conan Doyle bekommt es mit heftiger Kritik und sogar Wut seitens der enttäuschten Leser zu tun, die Holmes vergöttern und dessen Tod betrauern, denn für sie ist er inzwischen mehr eine reale als eine fiktive Person. Es kommt noch schlimmer: Conan Doyle wird eine Briefbombe geschickt, die ihn zwar nicht verletzt, aber einen Hinweis auf einen grausamen und unaufgeklärten Mord an einem jungen Mädchen liefert. Der Fall erregt seine Aufmerksamkeit und so wird der Schriftsteller zum Ermittler. Bei seinen Recherchen bewegt er sich in Kreisen, die ihm bis dahin fremd waren und setzt sich einer großen Gefahr aus...
New York im Jahre 2010: Der Literaturwissenschaftler Harold White erlebt einen der größten Momente seines Lebens: Er wird bei den Baker Streets Irregulars aufgenommen, einem elitären Verein, zu dem nur ausgewählte Sherlockianer Zutritt haben. Am nächsten Tag soll bei einer Veranstaltung etwas ganz Besonderes geschehen: Alex Cale, einer der weltweit größten Sherlock-Holmes-Experten kündigt an, das Geheimnis eines verschollenen Tagebuchs von Conan Doyle preiszugeben, das seit vielen Jahren Thema zahlreicher Spekulationen ist und von Cale nach einer langer Suche endlich gefunden wurde. Die große Enthüllung bleibt aber aus, denn Cale liegt tot in seinem Hotelzimmer, erdrosselt mit dem eigenen Schnürsenkel. Es ist ausgerechnet Harold, der die Leiche entdeckt und nicht umhin kann, seinem großen Vorbild nachzueifern und sich als Detektiv zu versuchen. Seine Recherchen führen ihn nach London...
Da ich ein bekennender Sherlock-Holmes-Fan bin, hat mich bereits der Titel dieses Buches aufhorchen lassen. Auch der meines Erachtens sehr gelungen und passend zum Thema gestalteter Umschlag hat meine Leselust geweckt und mit seiner geheimnisvollen Wirkung in die richtige Stimmung versetzt. Meine Erwartungen an das Buch waren recht hoch und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Es ist durchgehend spannend und der Schreibstil von Graham Moore erweist sich als angenehm und abwechslungsreich. Der Autor wechselt gekonnt zwischen zwei Handlungssträngen bzw. zwei Zeitebenen. Er führt den Leser mal durch das alte London und lässt ihn die Aufklärung eines Mordes miterleben, wobei besonders diese Passagen sehr stimmungsvoll sind und wie ein viktorianischer Kriminalroman anmuten. Dann wiederum spielt die Handlung in der Gegenwart und wir sind Zeugen von Recherchen zu einem anderem Mord, der aber mit den Ereignissen von vor hundert Jahren durchaus im Zusammenhang zu stehen scheint. Der Leser darf miträtseln und spekulieren und wird dabei von dem dem Autor mehr als einmal auf die falsche Fährte gelockt und durch plötzliche Wendungen überrascht, bis schließlich die beiden Handlungsstränge zusammen kommen und das Rätsel gelöst wird.
Neben dem spannenden Plot ist die lebendige Darstellung von Protagonisten eine der Stärken des Romans. Besonders gelungen finde ich die Schilderung von Arthur Conan Doyle und Bram Stoker. die ein ganz besonderes Ermittlerduo bilden und mit ihrem Verhalten den Leser öfters zum Schmunzeln bringen. Manche ihrer Auftritte sind in ihrer Komik geradezu köstlich und ich gestehe, ich habe mich gut amüsiert.
Sehr interessant finde ich Informationen, die uns Graham Moore am Rande der Handlung liefert, zum Beispiel den Exkurs in die Suffragetten-Szene oder in die Welt der Sherlockianer.
Und zu guter Letzt muss ich eine Person erwähnen, die zwar im Buch nicht wirklich auftritt und doch auf jeder Seite irgendwie präsent ist: den großen Sherlock Holmes Der Autor lässt uns deutlich seine Faszination für diese Figur spüren und wenn er den Wirt in einer der Szenen sagen lässt: „Wir wollen, dass Mr. Holmes ewig lebt.“ hat man den Eindruck, dass er auch in seinem und im Namen von uns allen spricht, die Sherlock einfach Klasse finden!
Fazit: Eine interessante Mischung aus literarischer Fiktion und historischem Roman, spannend und unterhaltsam erzählt, sehr zu empfehlen, auch wenn man kein Sherlockianer ist