Cover-Bild Die Frauen vom Savignyplatz
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10,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: historisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 05.10.2018
  • ISBN: 9783746634258
Joan Weng

Die Frauen vom Savignyplatz

Roman

Weil die Liebe uns gehört! Berlin, 1925: Als Vicky von ihrem Mann verlassen wird, denkt sie gar nicht daran, sich einen neuen Gatten und Ernährer zu suchen. Stattdessen erfüllt sie sich lieber einen Traum und eröffnet gemeinsam mit ihrer besten Freundin eine Buchhandlung. Und zwar nur für Frauen. Der kleine Laden am Savignyplatz sorgt von Anfang an für Aufsehen. Schon bald werden sie zu Ikonen der aufkeimenden Emanzipation, aber auch Ziel konservativer Anfeindungen. Doch dann wirft Vicky plötzlich alle guten Vorsätze über Bord und das ausgerechnet wegen eines Mannes ... „Joan Weng weckt das Berlin der Goldenen Zwanziger mit seinem Glamour zu neuem Leben.“ Stuttgarter Zeitung

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2018

Berlin in den Zwanzigern

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Berlin, 1925: Vicky und Willi wollten für immer zusammenbleiben. Sie haben vier Kinder und eins ist unterwegs und nun trennt sich Willi von ihr wegen einer anderen. Vicky verfällt nicht in eine depressive ...

Berlin, 1925: Vicky und Willi wollten für immer zusammenbleiben. Sie haben vier Kinder und eins ist unterwegs und nun trennt sich Willi von ihr wegen einer anderen. Vicky verfällt nicht in eine depressive Stimmung, ganz im Gegenteil, sie krempelt ihr Leben um und will beweisen, dass Frauen mehr draufhaben als nur Ehefrau und Mutter zu sein. Mit ihrer Freundin eröffnet sie am Savignyplatz eine kleine Buchhandlung für Frauen.
Joan Weng führt uns mit ihrem Roman ins Berlin der Zwanziger Jahre. Ihr Schreibstil ist lebendig und die Atmosphäre ist sehr authentisch.
Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet und kommen realistisch rüber. Vickys Eltern waren von dem Schwiegersohn, den Vicky ihnen vorstellt, gar nicht begeistert. Sie hatten jemand anderes im Blick und nun sehen sie die Chance, Vicky mit dem Fabrikanten Jakob Ebert zu verheiraten. Doch Vicky denkt nicht daran. Willi ist unbekümmert und hat seine Frauengeschichten. Als seine Jugendliebe von ihm schwanger ist, verlässt er dafür seine schwangere Frau. Hilfe erhält Vicky aber trotzdem von ihm und auch von Jakob Ebert. Mit Lisbeth verbindet Vicky eine langjährige Freundschaft und sie konnten sich immer aufeinander verlassen. Auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet.
Ihre Buchhandlung für Frauen trifft nicht überall auf Begeisterung, sie müssen auch eine Menge Anfechtungen aushalten, selbst Vicky Vater macht Schwierigkeiten.
Es ist eine Zeit, als von Frauen erwartet wurden, dass sie heiraten, Kinder kriegen und dann ihr Glück am heimischen Herd finden. Aber es gibt auch Frauen, die mehr wollen und ihnen bläst zu der Zeit noch ein kräftiger Wind entgegen. Immer be3nötigen Frauen die Erlaubnis eines Mannes, wenn sie etwas auf die Beine stellen wollen. Mit dem Aufkommen der Nazis gibt es dann eine rückwärts gerichtete Entwicklung.
Emanzipierte Frauen in den Zwanziger Jahren – eigentlich ein interessantes Thema, aber trotz interessanter Zeit und sympathischer Protagonisten wurde ich nicht so gepackt wie erwartet, da die Geschichte so vor sich hinplätschert.

Veröffentlicht am 15.03.2019

Sirup für den Geist

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Die 17jährige Vicky, Metzgertochter und Verlobte von Herrn Tucherbe Ebert lässt sich zum Entsetzen ihrer Eltern auf den Fürsorgestipendiaten Willi Genzer ein und heiratet ihn schließlich als sie schon ...

Die 17jährige Vicky, Metzgertochter und Verlobte von Herrn Tucherbe Ebert lässt sich zum Entsetzen ihrer Eltern auf den Fürsorgestipendiaten Willi Genzer ein und heiratet ihn schließlich als sie schon in anderen Umständen ist. Mehr schlecht als recht bringt Willi die wachsende Familie durch, die im Elternhaus widerwillig geduldet wird. Schließlich verlässt Willi die Familie und Vicky's Vater hat doch noch Hoffnung die Tochter nach einer Scheidung gut zu verheiraten. Aber Vicky denkt selbst mit Kind Nummer 5 im Bauch gar nicht daran sich einen neuen Ernährer zu suchen. Sie wagt den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnet einen Buchladen für Bücher die ihr am Herzen liegen, Bücher zum Träumen, die sich wie Sirup um ihren Geist legen oder wie ihre Kritiker sagen Schundromane.

Die Handlung spielt in den 20er Jahren in Berlin und die zu Beginn der Geschichte noch sehr junge und sehr einfältige Vicky wächst im Laufe der Jahre über sich hinaus. Sie wird zur liebevollen Mutter, reflektiert nach dem Scheitern ihrer Ehe auch ihre eigenen Fehler und ist plötzlich Vorreiterin der Emanzipation und gründet ohne Fachkenntnisse einen Buchladen. Für mich war die Geschichte nicht sehr glaubhaft erzählt und ich konnte mich mit der Protagonistin auch nicht so recht identifizieren.

Ich hätte mir auch mehr Bezug zum geschichtlichen Hintergrund gewünscht. Leider wurde Zeitgeschichtliches nur als Randnotiz in den Roman eingeflochten. Trotz flüssigem Erzählstil konnte mich das Buch leider nicht fesseln.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Eine Frau mit eigenem Kopf

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20er Jahre Berlin. Vicky wächst als einzige Tochter in einem gutbürgerlichen Elternhaus auf und hilft in der familieneigenen Metzgerei als Verkäuferin aus. Die Eltern haben für sie schon einen Ehemann ...

20er Jahre Berlin. Vicky wächst als einzige Tochter in einem gutbürgerlichen Elternhaus auf und hilft in der familieneigenen Metzgerei als Verkäuferin aus. Die Eltern haben für sie schon einen Ehemann ausgesucht, als sie den rothaarigen Fronturlauber und Studenten Willi kennen- und lieben lernt. So schnell, wie sie sich ineinander verlieben, heiraten sie auch, da das erste Kind unterwegs ist. Vickys Eltern sind mit dem Schwiegersohn gar nicht einverstanden und machen dem jungen Ehepaar das Leben schwer. Als Vicky mit dem fünften Kind schwanger ist, will Willi sich scheiden lassen, da er seine Jugendliebe ebenfalls geschwängert hat und diese nicht im Stich lassen will. Während Vickys Eltern den ungeliebten Schwiegersohn schon aus ihrem Gedächtnis streichen wollen und den damals ausgesuchten Eheanwärter wieder aktivieren, denkt Vicky daran, sich endlich ihren eigenen Traum zu erfüllen, nämlich einen Buchladen mit angeschlossener Bücherei, denn sie möchte Bücher fürs Herz, voller Romantik und Gefühl an die Frau bringen…
Joan Wenig hat mit ihrem Buch „Die Frauen vom Savignyplatz“ einen historischen Roman vorgelegt, der neben der eigentlichen Handlung vor allem die Situation der Frau zur damaligen Zeit thematisiert und dem Leser vor Augen führt. Der Schreibstil ist flüssig, mit einigem Berliner Lokalkolorit gespickt und gut zu lesen, die Geschichte wird aus der Sicht von Vicky in der dritten Person erzählt. Der Autorin gelingt es gut, den Leser in die damalige Zeit zu versetzen und ihn am täglichen Leben teilhaben zu lassen. Aufgrund akribischer historischer Recherche gibt die Autorin dem Leser einen sehr guten Einblick in die damaligen gesellschaftlichen Strukturen, dem Rollenverständnis zwischen Mann und Frau sowie der politischen Lage. Die Nazis sind langsam im Aufwind, die Rolle der Frau ist die einer Haushälterin, Ehefrau und Mutter, die zu dumm ist, intelligente Literatur zu verstehen, weshalb sie sich am besten still im Hintergrund zu halten hat. Frauen waren nicht in der Lage, ein eigenes Geschäft zu eröffnen, da sie nicht geschäftsfähig waren. Nur mit einem Ehemann im Rücken war es, wenn auch nicht gern gesehen, doch geduldet. Die Autorin lässt den Leser erkennen, wie verlogen die damalige Zeit doch war, wo sich Homosexuelle als abartig galten, während die freie Liebe propagiert wurde. Mit dem Erstarken der Nazis, gegen die sich kaum jemand zur Wehr setzte, wurden der Verfolgung Tür und Tor geöffnet und dem alten Bild von der Frau am Herd noch mehr Raum gegeben wurde. Neben dem interessanten geschichtlichen Hintergrund plätschert die Haupthandlung eher vor sich hin und kann nicht wirklich fesseln. Bis es zur Eröffnung des Buchladens kommt, sind bereits 184 Seiten von 308 gelesen, was mehr als dürftig ist.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und geben einen guten Querschnitt über die verschiedenen Gesellschaftsschichten. Sie alle wirken realistisch und authentisch. Vicky ist eine gute Seele mit dem Herz am rechten Fleck, was bei ihren Eltern ein regelrechtes Wunder ist. Sie hat eine Vorliebe für Liebesromane, ist etwas naiv, dabei offen und schlagfertig und träumt von einer eigenen Bücherei. Ihren Ehemann hat sie sich selbst ausgesucht und führt mit ihm eine eher ambivalente Ehe. Willi ist ein umtriebiger Ehemann, der seine Familie abgöttisch liebt und alles für sie tut. Gleichzeitig treibt er sich rum, wahrscheinlich der Grund, weil er sein Studium bisher nicht zum Ende bringen konnte. Vickys Freundin Lisbeth ist Vicky seit der Kindheit eine große Stütze. Bambi ist Vickys „verrückter“ Bruder, der schon früh als Vegetarier lebt und ihr so manches Mal mit den Kindern hilft. Jakob ist der erwählte Heiratskandidat der Eltern, der sich als freundlich und ehrenhaft erweist und Vicky so manches Mal unter die Arme greift. Auch die weiteren Protagonisten wie z.B. die Vermieterin Mietzi oder der Metzgergeselle geben ein buntes und sehr reales Bild der damaligen Zeit ab.
„Die Frauen vom Savignyplatz“ ist ein durchaus unterhaltsamer Roman, der vor allem die damalige Zeit gut wiedergibt. Die Handlung plätschert derweil vor sich hin und bleibt nicht lange im Gedächtnis. Kleiner Schmöker für zwischendurch.