Cover-Bild Gott wohnt im Wedding
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Penguin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 25.03.2019
  • ISBN: 9783328600169
Regina Scheer

Gott wohnt im Wedding

Roman - Der neue Roman der Autorin von "Machandel"
Ein Haus. Ein Jahrhundert. So viele Lebensgeschichten.

Alle sind sie untereinander und schicksalhaft mit dem ehemals roten Wedding verbunden, diesem ärmlichen Stadtteil in Berlin. Mit dem heruntergekommenen Haus dort in der Utrechter Straße. Leo, der nach 70 Jahren aus Israel nach Deutschland zurückkehrt, obwohl er das eigentlich nie wollte. Seine Enkelin Nira, die Amir liebt, der in Berlin einen Falafel-Imbiss eröffnet hat. Laila, die gar nicht weiß, dass ihre Sinti-Familie hier einst gewohnt hat. Und schließlich die alte Gertrud, die Leo und seinen Freund Manfred 1944 in ihrem Versteck auf dem Dachboden entdeckt, aber nicht verraten hat. Regina Scheer, die großartige Erzählerin deutscher Geschichte, hat die Leben ihrer Protagonisten zu einem literarischen Epos verwoben voller Wahrhaftigkeit und menschlicher Wärme.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2019

interessant durch die unterschiedlichen Perspektiven

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In diesem Buch lernt man, sich in ein Haus hineinzuversetzen, die Geschichte dieses alten Hauses stückchenweise mitzuerleben und dadurch die Geschichte ihrer alten und neuen Bewohner kennenzulernen, die ...

In diesem Buch lernt man, sich in ein Haus hineinzuversetzen, die Geschichte dieses alten Hauses stückchenweise mitzuerleben und dadurch die Geschichte ihrer alten und neuen Bewohner kennenzulernen, die viel miteinander zu tun haben, vielleicht mehr, als sie es eigentlich wahrhaben wollen. Die Geschichte unserer jüdischen Mitbürger, ihre Schicksale, das Leben in der Gegenwart - alles sehr spannend miteinander verknüpft. Ein Buch, in dem man nicht mal eben so eine Seite zwischendurch lesen und wieder weglegen kann, sondern welches Zeit und Mitdenken erfordert.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Ein großer Roman, vielschichtig konstruiert und mit viel Herzblut geschrieben. Mit diesem Buch empfiehlt sich Regina Scheer schon jetzt für eine Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2019.

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Regina Scheer, Gott wohnt im Wedding, Penguin 2019, ISBN 978-3-328-60016-9

Schon zuvor sei es gesagt: der neue Roman von Regina Scheer ist meiner Meinung nach ein Meisterwerk. Noch besser als in ihrem ...

Regina Scheer, Gott wohnt im Wedding, Penguin 2019, ISBN 978-3-328-60016-9

Schon zuvor sei es gesagt: der neue Roman von Regina Scheer ist meiner Meinung nach ein Meisterwerk. Noch besser als in ihrem ersten Roman „Machandel“ gelingt es ihr, Gegenwart und Vergangenheit auf dem Hintergrund deutscher Geschichte am Beispiel von Einzelschicksalen miteinander zu verknüpfen.

Auf über 400 Seiten geht es um ein Haus im Berliner Stadtteil Wedding und seine Geschichte im 20. Jahrhundert und in den ersten 15 Jahren des 21. Jahrhunderts. Die Lebensgeschichten der Menschen, die mit diesem Haus verknüpft sind, sind alle quasi schicksalhaft miteinander verbunden und erzählen eindrucksvoll von deutscher, jüdischer und ziganer Vergangenheit und Gegenwart.

Leo Lehmann kehrt nach 70 Jahren, die er in Israel in einem Kibbuz gewohnt hat, zusammen mit seiner Enkel Nira nach Berlin zurück, um mit seinem Anwalt Ansprüche nach Rückgaben von Eigentum zu klären, das seiner Familie von den Nazis gestohlen wurde. Eigentlich wollte er nie wieder zurückkehren, doch nun steht er vor dem Haus in der Utrechter Straße im ehemals roten Wedding und erinnert sich. Während die Autorin Leo während seines Aufenthaltes seine ehemalige Heimat erkunden lässt und in vielen Rückblicken nicht nur seine Geschichte erzählt, sondern auch die seines ebenfalls jüdischen Freundes Manfred, verliebt sich seine Enkelin Nira in Amir und wird am Ende ihren Großvater nicht mehr zurück nach Israel begleiten.

In dem alten Haus, das von Spekulanten heruntergewirtschaftet wurde, wohnt noch die über neunzigjährige Gertrud, die mit der Geschichte von Manfred und Leo während der Nazizeit eng verbunden ist. Auch sie wird sich in vielen Rückblicken erinnern. Der Roman ist so konstruiert, dass sich Leos und Gertruds Erinnerungen fast zwangsläufig aufeinander zu bewegen.

Doch nicht nur dieser Strang jüdischer Verfolgungsgeschichte durchzieht das Buch, sondern auch die der Sinti und Roma. Laila, die seit einiger Zeit in dem verfallenden Haus wohnt, lernt erst im Laufe des Buches, dass ihre Sintifamilie einst auch in diesem Haus gewohnt hat.
Regina Scheer ist deren Verfolgungsgeschichte bis auf den heutigen Tag (in dem Haus wohnen aktuell viele Sinti und Roma aus Rumänien und Bulgarien, die sich in Berlin ein bessere Leben erhoffen und schamlos ausgebeutet werden) sehr wichtig und sie nimmt neben den Erinnerungen von Leo und Gertrud sehr viel Platz ein. Tatsächlich ist dieser Roman der erste dieser Art, der mir zur Kenntnis gelangt ist, der den Sinti und Roma in Vergangenheit und Gegenwart eine angemessene Würdigung zukommen lässt.

All diese Geschichten bündeln sich in einem Haus, das Regina Scheer durch einen literarischen Kunstgriff immer wieder selbst von seiner bewegten Geschichte und die ihrer unterschiedlichen Bewohner in Vergangenheit und Gegenwart erzählen lässt. All diese Leben hat Regina Scheer zu einem großen literarischen Epos verwoben, ein Epos voller Wahrhaftigkeit und menschlicher Wärme.

Es sind diese vielen unterschiedlichen Menschen, die sich trotz allem etwas bewahrt haben von ihrer tiefen Menschlichkeit, die den Leser berühren und bewegen.

Ein großer Roman, vielschichtig konstruiert und mit viel Herzblut geschrieben. Mit diesem Buch empfiehlt sich Regina Scheer schon jetzt für eine Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2019.





Veröffentlicht am 13.12.2021

Ein Haus und seine Bewohner*innen

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Regina Scheer lässt in ihrem Roman "Gott wohnt in Weddding" ein Haus im Berliner Stadtviertel Wedding über dessen mehr als hunderjährige Geschichte erzählen und nimmt die Leser mit auf eine Zeitreise, ...

Regina Scheer lässt in ihrem Roman "Gott wohnt in Weddding" ein Haus im Berliner Stadtviertel Wedding über dessen mehr als hunderjährige Geschichte erzählen und nimmt die Leser mit auf eine Zeitreise, von der Erbauung 1890 bis in die Jetztzeit.

In dem Haus ist ein Kommen und ein Gehen, und wir erfahren die Lebensgeschichten der Bewohner aber auch der ehemaligen Mieter des inzwischen recht heruntergekommenen Hauses in der Utrechter Straße.

Nur Gertrud wurde 1918 in dem Haus geboren und lebte hier ihr ganzen Leben lang und ist somit die beständigste Mieterin des alten Gemäuers.

Ein Hauptprotagonist ist Leo Lehmann, ein Jude, der in dem Stadtviertel aufgewachsen ist, dann aber in der NS Zeit im Untergrund gelebt hat und später nach Israel auswanderte. Er ist mit seiner Enkelin nach Berlin zurückgekehrt, um das Erbe seiner verstorbenen Frau anzutreten und auf schmerzhafte Spurensuche zu gehen.

Laila, eine weitere Protagonistin bringt eine ganz andere Lebensgeschichte mit in das Haus im Wedding. Sie ist eine Sintiza, und mit ihr erfahren wir mehr über das Schicksal der Sinti und Roma in Deutschland zur Zeit des Nazionalsozialismus bis heute.

Die Autorin versucht gewisse Parallelen zwischen den Juden und den Sinti und Roma zu ziehen. Es geht um die Verfolgung von Minderheiten um Flüchtlingsschicksale, und sie beschreibt in der heutigen Zeit z.B ausführlich die Schwierigkeiten bei Behördengängen oder bei der Jobsuche. Laila fungiert als Vermittlerin bei ihren Landsleuten und leistet auch Gertrud soviel Hilfestellung im Alltag, dass diese noch alleine zurechtkommt.

Ich habe einen riesigen Respekt vor der Recherchearbeit, die Regina Scheer hier geleistet haben muss. Leider habe ich das Buch mit seinen unzähligen Themen als etwas überfrachtet empfunden. Es war wirklich sehr interessant aber auch sehr anstrengend für mich, was sicher an der Vielzahl der Themen und Personen lag. Ich glaube es hätte mir besser gefallen, wenn die Autorin ihren Fokus entweder auf die Juden oder auf die Sinti und Roma gelegt hätte und nicht beides gleichzeitig.

Trotzdem mochte ich das Buch, und der Schreibstil von Regina Scheer hat mich mitgerissen und berührt.


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Veröffentlicht am 17.06.2020

Die Bandbreite der Themen und Schicksale erschlägt

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Das Buch ist keine leichte Kost und verdient alle Hochachtung angesichts der in ihm behandelten Themen – Geschichte der Juden und Roma, ihre Verfolgung und Benachteiligung im Dritten Reich, Situation der ...

Das Buch ist keine leichte Kost und verdient alle Hochachtung angesichts der in ihm behandelten Themen – Geschichte der Juden und Roma, ihre Verfolgung und Benachteiligung im Dritten Reich, Situation der rumänischen Roma, Rassismus, Geschichte Israels, Immobilienspekulation. Gerade das aber hat auf mich eine erschlagende Wirkung. Es wurde doch etwas sehr viel in die Geschichte gepackt, so dass es schwer war, konzentriert allem zu folgen, zumal viele Zeitsprünge erfolgen und viele Einzelschicksale behandelt werden, die auch noch miteinander verwoben sind. Die gründliche und gute Recherche der Autorin verdient Lob. Es ist für mich der erste Roman, in dem ich etwas über Roma gelesen habe. Ich habe viel Neues erfahren. Die Darstellung wirkt auf mich oft sehr nüchtern und geben die wörtlichen Reden der Romanfiguren Ansichten wieder, die so aus dem Mund von Politikern oder ihren Interessenvertretern stammen könnten. Auf jeden Fall ist es eine schöne Idee, die Geschichte eines Hauses und seines Stadtviertels sowie seiner Bewohner vom Ende des 19.Jahrhunderts bis in die Gegenwart zu schildern und dabei abwechselnd das Haus selbst und wichtige Bewohner zu Wort kommen zu lassen.

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Veröffentlicht am 22.04.2019

Ein ambitioniertes Vorhaben - weitgehend gelungen

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Regina Scheer ist nicht nur Fachfrau für deutsch-jüdische Geschichte sondern hat sich auch intensiv mit der Historie Berlins beschäftigt. Und aus diesem Wissen speist sich ihr zweiter Roman „Gott wohnt ...

Regina Scheer ist nicht nur Fachfrau für deutsch-jüdische Geschichte sondern hat sich auch intensiv mit der Historie Berlins beschäftigt. Und aus diesem Wissen speist sich ihr zweiter Roman „Gott wohnt im Wedding“.

Der Wedding, schon immer ein Arbeiterbezirk, Heimat der kleinen Leute, multi-kulturell. Leben, Träume und Schicksale, die untrennbar miteinander über die Jahre verbunden sind.

Davon kann auch das Mietshaus in der Utrechter Straße ein Lied singen, dem Scheer in ihrem Roman eine Stimme gibt. Es ist aber nicht nur dessen wechselhafte Geschichte. Diese bildet lediglich den Rahmen. Es sind dessen Bewohner, gegenwärtige und ehemalige, die zu Wort kommen und den Leser an ihre Leben und ihren Erinnerungen teilhaben lassen. Und deren Wege sich immer wieder kreuzen.

Leo Lehmann, nach 70 Jahren mit seiner Enkelin aus Israel angereist. Gertrud Romberg, alt und krank, die schon immer dort gewohnt hat, Leo von früher kennt und auf die Hilfe von Laila Fiedler angewiesen ist, die nicht weiß, dass auch ihre Familie vor Jahrzehnten in diesem Haus gelebt hat. Individuelles Leben, dessen Gegenwart und Vergangenheit exemplarisch für Kapitel der deutschen Geschichte steht.

Scheers Roman zeichnet die gründliche Recherche aus (speziell zur Geschichte der Sinti und Roma) und hält sich nicht mit überflüssigen Sentimentalitäten auf. Aber sie widmet sich nicht nur historischen Fakten sondern möchte den Leser auch für aktuelle Themen wie Migration, Gentrifizierung und Verdrängung sensibilisieren.

Ein ambitioniertes Vorhaben, das weitgehend gelungen ist, aber durch die Themenvielfalt stellenweise etwas überfrachtet wirkt. Und auf die Zwischenkapitel aus der Sicht des Hauses hätte man auch verzichten können. Auch wenn durch diese Perspektive Distanz zu den individuellen Schicksalen geschaffen werden sollte, wirkten manche dieser „Kommentare“ doch sehr nichtssagend und schlussendlich damit überflüssig.