Akribisch recherchiert und perfekt geschrieben
Als sich im Jahr 1804 Napoleon zum Kaiser krönte, war ein großer Deutscher fassungslos. Wollte er doch eigentlich eine seiner Symphonien dem Franzosen widmen. Dieses Vorhaben verwarf Ludwig van Beethoven ...
Als sich im Jahr 1804 Napoleon zum Kaiser krönte, war ein großer Deutscher fassungslos. Wollte er doch eigentlich eine seiner Symphonien dem Franzosen widmen. Dieses Vorhaben verwarf Ludwig van Beethoven ganz schnell, so böse war er über das Verhalten des „Emporkömmlings“.
Napoleon – Revolutionär auf dem Kaiserthron beschreibt das Leben Napoleons „von der Wiege bis zur Bahre“. Etliche Ereignisse aus seinem Leben waren bisher unbekannt und einige Tatsachen rückt Herr Müchler ins rechte Licht. Neben seiner Karriere als Feldherr galt er als Familienmensch, der seine Lieben nicht im Stich ließ. Als sein Vater starb und Napoleons Mutter kaum Geld hatte, griff er ihr und seinen Geschwistern unter die Arme.
Napoleon schaffte einige Grundlagen für das Miteinander der Republik, die bis heute auch in Deutschland greifen. Dazu gehört unter anderem das Code Civil, das Bürgerliche Gesetzbuch und die Religionsfreiheit. Er sorgte ebenfalls dafür, dass in Frankreich und weiteren europäischen Staaten ein modernes Zivilrecht eingeführt wurde.
Napoleon war ebenfalls ein Mensch, der sich selbst und seine Ansichten bestens unters Volk bringen konnte. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Er schrieb leidenschaftlich gerne, sogar einen Liebesroman verfasste er. Aber viel wichtiger war für ihn seine eigene Zeitung, die er mit eigener Meinung und den Erfolgen als Kriegsherr füllte. Das gefiel dem Volk, sahen sie ihr Land doch schon damals „Grande Nation“.
In einem Interview sagte der Autor, dass der Ausdruck „Napoleonische Kriege“ eine semantische Fehlstellung sei. Erst 1799 tritt Napoleon auf die Bühne und der Krieg in Europa begann bereits Jahre zuvor. Was ihn so einzigartig machte war die Tatsache, dass in ihm kein „blaues Blut“ floss. Er war kein Sohn von Adeligen, sondern ein Emporkömmling, ein Korse von minderer Abstammung.
Nicht nur Kenner und Liebhaber Frankreichs und Freunde der Geschichte Napoleons sollten das Buch lesen. Es ist viel mehr als die Biographie eines Einzelnen. Zeigt es doch auch, wie schwierig die Einigung unter den Staatsmännern innerhalb des Kontinents Europas war. Napoleon war ein Visionär und brachte vieles auf den Weg, von dem wir alle heute noch profitieren. Herr Müchler hat jahrelang akribisch recherchiert und seine Aussagen sind Fakten, keine Thesen.
Die Sprache gefiel mir besonders gut. Das Buch Napoleon – Revolutionär auf dem Kaiserthron ist so geschrieben, dass ich kein Geschichtsstudium oder das Große Latinum benötige, um es zu verstehen. Zu den zahlreichen Bildern im Buch gehört unter anderem eins, welches den letzten Wohnort Napoleons auf St. Helena zeigt. Im Anhang sind alle Quellen in Form eines Literaturverzeichnisses genau aufgeführt und auch ein Personenregister gibt es. Zu den zahlreichen Fußnoten stehen im Anhang ausführliche Erläuterungen. Zwei Landkarten Europas zeigen den Kontinent im Jahr 1789 und im Jahr 1812.
Ein ganz wichtiges Buch, welches WBG Theiss genau zum richtigen Zeitpunkt veröffentlichte. Die letzten Jahre und die Gegenwart zeigen, wie nationalistische Kräfte in vielen Ländern Europas wieder Fuß fassen möchten. Ihnen die Stirn zu bieten und stets daran zu denken, wie wichtig die Einheit des Kontinents ist, ist unser aller Aufgabe. Dazu hat auch Herr Müchler mit seinem Buch einen wertvollen Beitrag geleistet.