Schnell-Leserunde zu "Alte Sorten" von Ewald Arenz

Ein Roman über das Erwachsenwerden und die Befreiung von der Vergangenheit
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Mit Autoren-Begleitung
Ewald Arenz (Autor)

Alte Sorten

Roman

Sally und Liss: zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sally, kurz vor dem Abitur, will einfach in Ruhe gelassen werden. Sie hasst so ziemlich alles: Angebote, Vorschriften, Regeln, Erwachsene. Fragen hasst sie am meisten, vor allem die nach ihrem Aussehen.
Liss ist eine starke, verschlossene Frau, die die Arbeit, die auf dem Hof anfällt, problemlos zu meistern scheint. Schon beim ersten Gespräch der beiden stellt Sally fest, dass Liss anders ist als andere Erwachsene. Kein heimliches Mustern, kein voreiliges Urteilen, keine misstrauischen Fragen. Liss bietet ihr an, auf dem Hof zu übernachten. Aus einer Nacht werden Wochen. Für Sally ist die ältere Frau ein Rätsel. Was ist das für Eine, die nie über sich spricht, die das Haus, in dem die frühere Anwesenheit anderer noch deutlich zu spüren ist, allein bewohnt? Während sie gemeinsam Bäume auszeichnen, Kartoffeln ernten und Liss die alten Birnensorten in ihrem Obstgarten beschreibt, deren Geschmack Sally so liebt, kommen sich die beiden Frauen näher. Und erfahren nach und nach von den Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 25.03.2019 - 14.04.2019
  2. Lesen 29.04.2019 - 05.05.2019
  3. Rezensieren 06.05.2019 - 19.05.2019

Bereits beendet

Schlagworte

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Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 06.05.2019

Mein bisheriges Highlight in diesem Jahr! Eine leise Geschichte zweier kaputter Seelen.

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Sally und Liss begegnen sich zufällig an einem Weinberg. Diese Begegnung soll jedoch ihrer beider Leben verändern. Sally ist weggelaufen. Weg von den Eltern, weg von der Klinik, in der sie psychologisch ...

Sally und Liss begegnen sich zufällig an einem Weinberg. Diese Begegnung soll jedoch ihrer beider Leben verändern. Sally ist weggelaufen. Weg von den Eltern, weg von der Klinik, in der sie psychologisch betreut werden sollte, weg von der Schule….von ihrem bisherigen Leben. Liss ist geblieben. In ihrem Alltag, den sie von klein auf kennt. Sie konnte nur kurz in ein anderes Leben schauen und musste dann in ihr altes Leben zurück. Über die schwere Arbeit auf dem Hof von Liss lernen sich die beiden kennen und erfahren langsam, behutsam und in Etappen die Details in der Vergangenheit der anderen. Sie decken teils hart und teils vorsichtig wunde Punkte auf und finden Wege, diesen eine Heilungschance zu geben.
Die Geschichte von Sally und Liss ist wunderschön in den Kontext des Hoflebens eingebettet. Neben den detaillierten Beschreibungen der Natur und der Arbeitsabläufe auf dem Hof faszinieren mich die Schreibweise und die Perspektiven am meisten. Herr Arenz bedient sich einem feinen, leisen Stil, der mich sehr anspricht. Die Wortwahl ist sehr genau, ich würde sogar sagen ordentlich und trägt Gefühle, Eindrücke und Bilder schön in die Gedanken des Lesers. Erfahrungen, Empfindungen und Sichtweisen der Protagonisten werden durch verschiedene spezifische Stilfärbungen in der Sprache deutlich. Damit zeichnet der Autor ein weiches detailliertes Foto der Charaktere, in die man schnell hineinfindet.
Sehr genossen habe ich die Beschreibungen der Natur und der Tätigkeiten auf dem Hof. In dieser Geschichte gehen diese Darstellungen weit über das, was ich bisher kannte, hinaus. Vorgänge wie Schnaps brennen, Kartoffeln ernten und Herbsten werden in Einzelheiten beschrieben, ohne zu langweilen. Im Gegenteil. Die detaillierten Schilderungen wecken nicht nur Interesse sondern lassen den Hauptstrang der Geschichte mehr an Bedeutung gewinnen. Sallys Neugier und Liss Lehre vertiefen die Charakterdarstellung der beiden und bindet das Umfeld, in dem die beiden agieren, rund in die Geschichte ein.
Fazit:
Ewald Arenz hat mich mit diesem Buch sehr fasziniert. Die Kombination aus Psychologie, Landarbeit und fast schon Wissenschaft der Pflanzenvielfalt hat mich während des Lesens im gesamten immer wieder überrascht. Ich konnte mich dank des schönen, flüssigen und klaren Schreibstils schön in die Geschichte hinein lesen und glaube, schon im Mai sagen zu können: Ich habe mein Highlight in diesem Jahr gefunden. Es gibt viele Autoren, die ich gern lese, aber dass es ein für mich noch neuer Autor geschafft hat, mit diesem Buch auf Platz 1 meiner Favourites zu kommen, hätte ich nicht gedacht. Vielen Dank dafür!

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Veröffentlicht am 06.05.2019

Ein wunderbares Buch, still aber sehr ausdrucksstark und tiefgründig

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"Alte Sorten" von Ewald Arenz hat mir ausgesprochen gut gefallen!
Auf einem Berg mitten auf dem Land treffen sich zufällig Sally (Sarah), 17 Jahre jung, zornig und rebellisch, aus einer Klinik für Essstörungen ...

"Alte Sorten" von Ewald Arenz hat mir ausgesprochen gut gefallen!
Auf einem Berg mitten auf dem Land treffen sich zufällig Sally (Sarah), 17 Jahre jung, zornig und rebellisch, aus einer Klinik für Essstörungen abgehauen und Liss (Elisabeth), Ende Vierzig, Landwirtin, still und ruhig, vom Leben gezeichnet mit vor allem inneren Narben.
Zwei auf den ersten Blick absolut unterschiedliche Frauen, die sich sehr viel ähnlicher sind, als anfangs zu vermuten ist.
Liss gibt Sally ohne viele Worte eine Schlafgelegenheit, Sally fühlt sich in Ruhe gelassen aber verstanden und geborgen, das erste Mal im Leben frei, so dass Liss´Hof ein Zuhause für sie wird - und die beiden Frauen nach Höhen und Tiefen Freundinnen.
Ewald Arenz verwendet so schöne Worte, so treffende Beschreibungen, dass die Landschaft und die Protagonistinnen fast lebendig werden. Ich habe beim Lesen förmlich die Bienen summen geghört, den Zaubergarten mit den Birnen gerochen und die Farbenpracht vor mir gesehen. Auch Liss und Sally konnte ich mir bestens vorstellen, obwohl ihr Äußeres eigentlich gar nicht vom Autor beschrieben wird.

In "Alte Sorten" geht es um Akzeptanz, Rebellion, Vorurteile und Freundschaft.
Ein nicht dramatisches, sondern stilles Buch, dafür wunderschön und tiefgründig. Und vom Inhalt her durchaus teilweise dramatisch bzw. tragisch!
Es strahlt Ruhe aus, hat mich aber zugleich sehr aufgewühlt.
Das Cover ist auch toll gemacht, schlicht und einfach, aber mit schöner Haptik.
Ich bin meist im Krimigenre unterwegs, aber glücklicherweise wurde ich auf dieses Buch aufmerksam und es wird einen besonderen Platz in meinem Bücherregal bekommen...unbedingt lesen!



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Veröffentlicht am 06.05.2019

Mit allen Sinnen genießen

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Als sich Sally und Liss zum ersten Mal begegnen, hatte ich den Eindruck, dass zwei Welten aufeinander prallen. Sally ist 17 und steht kurz vor dem Abitur. Sie hat ihren Rucksack dabei und will einfach ...

Als sich Sally und Liss zum ersten Mal begegnen, hatte ich den Eindruck, dass zwei Welten aufeinander prallen. Sally ist 17 und steht kurz vor dem Abitur. Sie hat ihren Rucksack dabei und will einfach nur weg, weil sie genervt ist – nicht nur von den Erwachsenen, sondern auch von Vorschriften und Regeln. Sie hat genug davon, dass es immer jemanden gibt, der genau weiß, was für sie gut ist. Dabei will sie nur in Ruhe gelassen werden. Liss ist eine Frau mittleren Alters, die auf ihrem großen Hof lebt und alle anfallenden Arbeiten allein und gekonnt erledigt. Genau in dem Augenblick, als der Anhänger ihres Traktors in einer Ablaufrinne steckengeblieben ist, kommt Sally vorbei. Liss bittet um Hilfe und Sally hat zum ersten Mal das Gefühl, dass sie eine Wahl hat, dass sie nicht das tun muss, was ein anderer von ihr verlangt, sondern dass sie selbst entscheiden darf – und sie hilft. Ohne großartig miteinander zu reden, ohne Fragen zu stellen und vollkommen vorurteilsfrei bietet Liss Sally an, auf ihrem Hof zu übernachten.
Auch wenn es noch nicht erkennbar ist, ist dies der Beginn einer ganz besonderen Freundschaft zwischen zwei sehr unterschiedlichen Menschen. Beide stellen sich Fragen über die andere, doch sie sprechen sie nicht aus, sondern behalten sie für sich. Liss stellt am Morgen Frühstück für Sally auf den Tisch, bevor sie ihren Tag so gestaltet wie immer und an die Arbeit geht. So vergehen die ersten Tage.
Ganz langsam erfährt der Leser etwas über das Leben von Liss und auch von Sally. Ganz behutsam nähern sie sich an. Sind sie tatsächlich so unterschiedlich?
Das Buch mit dem Hardcover liegt sehr gut in der Hand. Einband und Cover lassen viel von der Geschichte spüren und erzählen. Der Einband fühlt sich sehr rau an und erinnert mich zum einen an Sallys Ausdrucksform, wenn sie ihre Wut herausschreit, zum anderen auch an Liss, die mit rauer Art ihre Arbeit verrichtet. Das Cover mit dem Bild, das sich ganz glatt anfühlt, zeigt zwei prächtige Birnen an einem kurzen Ast und lässt mich den Geschmack der Früchte erahnen. Außerdem erinnert es daran, wie Liss Sally mitgenommen hat in den verwilderten Garten mit den Birnbäumen, und daran, wie Sally die verschiedenen Birnen geschmeckt hat – und auch an eins der vielen wunderschönen Zitate: „…war es ein Geschmack, der … vielleicht würde Sonnenlicht so schmecken, wenn es einem nach einem langen Sommer durch das weite Blau des Himmels und dann durch das alte Grün hoher Bäume direkt auf die Zunge fiele.“ Dann ist noch eine Biene auf dem Cover zu sehen, fast unscheinbar und doch ein so wunderschöner und wichtiger Teil dieser Geschichte.
Durch „Alte Sorten“ habe ich den Autor Ewald Arenz kennengelernt und mich gleich in seinen einzigartigen Schreibstil verliebt. Das Buch bekommt einen Platz bei meinen Lieblingsbüchern und steht auf meiner persönlichen Bestsellerliste ganz weit oben.

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Veröffentlicht am 06.05.2019

Ein unglaublich berührender, wunderschöner und feinfühliger Roman

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„Alte Sorten“ von Ewald Arenz ist 2019 im DuMont Buchverlag erschienen. Der Roman umfasst in der gebundenen Ausgabe 256 Seiten.

Liss und Sally sind zwei ganz unterschiedliche Einzelgängerinnen, die sich ...

„Alte Sorten“ von Ewald Arenz ist 2019 im DuMont Buchverlag erschienen. Der Roman umfasst in der gebundenen Ausgabe 256 Seiten.

Liss und Sally sind zwei ganz unterschiedliche Einzelgängerinnen, die sich rein zufällig begegnen und sich auf einen gemeinsamen Weg einlassen. Liss lebt seit Jahren auf einem Bauernhof und erledigt die täglich anstehenden Aufgaben und die magersüchtig scheinende, kurz vor dem Abitur stehende Sally rebelliert gegen jede Art vor Zwang. Und nun leben beide auf dem Hof zusammen und helfen sich gegenseitig ohne anfangs großartig miteinander zu reden. Sie sind. Und aus diesem Sein entwickelt sich ein heilende Beziehung.

Ewald Arenz gelingt es in seinem Roman den Leser durch seinen einerseits feinfühligen und ruhigen Schreibstil in den Bann zu ziehen und andererseits schreibt er sehr hart und krass und nimmt kein Blatt vor den Mund. Ich als Leserin fühlte so ab der ersten Seite sowohl was die Höhen als auch die Tiefen von Liss und Sally anbelangt, mit und konnte mich völlig in die beiden Protagonistinnen hineinversetzen und deren Gefühle und Gedanken nachvollziehen. Ewald Arenz schafft es in seinem Roman auf die Beziehung der beiden Frauen einzugehen, aber auch die Verbundenheit zur Landwirtschaft und Natur vor allem von Liss auf wunderbare Art und Weise darzustellen. Ich habe dies so sehr genossen.

Fazit: Ein wunderschöner, feinfühliger und sehr lesenswerter Roman.
Es war für mich ein Erlebnis, dieses Buch zu lesen und in die Welt von Liss und Sally einzutauchen.
Es hat mich sehr berührt und bereichert und klingt ganz wunderbar in mir nach.

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Veröffentlicht am 06.05.2019

Zwei Außenseiter auf der Suche nach einem Platz in der Welt

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Eine berührende Geschichte zweier Außenseiter, beide tief verletzt, die sich allmählich näher kommen und sich gegenseitig heilen.

Keine tiefsinnigen Gespräche, die diesen Prozess in Gang setzen, es ist ...

Eine berührende Geschichte zweier Außenseiter, beide tief verletzt, die sich allmählich näher kommen und sich gegenseitig heilen.

Keine tiefsinnigen Gespräche, die diesen Prozess in Gang setzen, es ist vielmehr das tägliche Miteinander, die gemeinsame Arbeit, das wortlose Verstehen, das sie nicht nur zueinander sondern auch zu sich selbst führt.

Leise und behutsam erzählt, sehr anrührend die Passagen, in denen Sallys Verzweiflung offenbar wird, die nach ihrem Platz in der Welt sucht. Auf der anderen Seite Liss, die sich im Lauf der Jahre einen Panzer zugelegt hat, der sie davor bewahren soll, wieder verletzt zu werden.

Sally, siebzehn Jahre alt, gefangen in den Erwartungen von Eltern und Gesellschaft. Sie fühlt sich fehl am Platz in diesem Leben, das andere für sie ausgesucht haben, reagiert mit Wut und Selbstverletzung, verweigert die Nahrungsaufnahme. Der Hilflosigkeit der Eltern geschuldet folgt die Einweisung in eine psychiatrische Klinik. Wieder eine Korsett aus „Du musst“ und „Du sollst“ ohne Verständnis und Interesse für die Gründe ihres Verhaltens. Auch wenn sie kein Ziel hat, weiß sie dass sie weg muss, weg aus diesem Leben der Vorschriften und falschen Anteilnahme.

Liss, Ende vierzig, hat das alles schon hinter sich, hat das Leben in den von ihrem Vater arrangierten Vierecken verlassen, hat es eingetauscht gegen die harte Arbeit auf dem heruntergekommenen Bauernhof ihrer Familie, den sie allein bewirtschaftet.

Die Begegnung der beiden ist zufällig. Keine Frage nach dem Woher oder Wohin, es zählt nur der Augenblick. Aus dem Unterschlupf für eine Nacht werden Tage, Wochen. Beide wortkarg und verschlossen, und doch brechen die Verkrustungen sowohl bei Liss als auch bei Sally allmählich auf. Die Arbeit mit und in der Natur, auf dem Hof, dem Feld, dem Wald, den Wiesen, dem Weinberg, hingeworfene Bemerkungen, all das bringt die beiden zusammen, aber auch wieder auseinander. Doch jeder Schritt zurück birgt in sich auch wieder zwei Schritte nach vorn.

Es ist dieses wortlose Verstehen, diese gegenseitige Erkennen, das die Verkrustungen um die Seelen aufweichen und sowohl bei Sally als auch bei Liss den Heilungsprozess einleitet. Das mit den Verletzungen der Vergangenheit abschließen und für die Zukunft hoffen lässt.

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