Vertrauen und Freundschaft
Sally rebelliert gegen eine Umgebung, die sie krank macht. Sie lehnt sich ihrer Eltern auf, die nur das Beste für sie wollen, aber eher das Beste für sich meinen, gegen Psychologen, die ihr sagen, wie ...
Sally rebelliert gegen eine Umgebung, die sie krank macht. Sie lehnt sich ihrer Eltern auf, die nur das Beste für sie wollen, aber eher das Beste für sich meinen, gegen Psychologen, die ihr sagen, wie sie ihr Leben in Griff bekommt, ihre Essstörung und ihre Selbstverletzungen. Deshalb haut sie aus der Klinik ab. Zufällig begegnet sie Liss, eine Frau in mittleren Jahren, die allein auf einem Bauernhof lebt.
Liss nimmt Sally auf, ohne viel zu fragen. Zum ersten Mal begegnet das junge Mädchen einem Menschen, der sie annimmt, wie sie ist ohne ihr zu sagen, wie sie sein sollte. Ganz allmählich und ohne große Worte knüpfen die zwei Frauen ein Band, öffnen sich allmählich und fassen Vertrauen zueinander.
Wenn auch auf den ersten Blick die Beiden grundverschieden scheinen, haben sie doch viele Gemeinsamkeiten. Liss erkennt sich in der rebellischen Sally wieder und erinnert sich schmerzhaft an ihre Kindheit und Jugend voller Enttäuschungen und Zwang.
In einer zarten, einfühlsamen Sprache entwickelt der Autor die Geschichte der beiden Frauen. Wie sie sich in der alltäglichen und harten Arbeit auf dem Hof sich langsam näher kommen, wie Sally plötzlich Verantwortung für sich übernehmen kann und über den Geschmack von reifen Birnen oder einfachen Kartoffeln auch wieder essen lernt, hat mich tief beeindruckt. Farbig und bildhaft beschreibt der Autor die Landschaft oder die Erntearbeit, ich hatte das Aroma der Früchte auf der Zunge und fühlte Wind und Sonne. Es ist eine Leichtigkeit in der Geschichte, trotz des ernsten Hintergrunds von Verlust und Schuld. Eine harte Schale umgibt die Seelen von Liss und Sally, aber sie bricht langsam auf und es ist die schriftstellerische Kunst des Autors den Leser daran teilhaben zu lassen.
Das Buch von Ewald Arenz besticht nicht nur durch die wunderschöne Sprache, sondern auch durch die äußere Gestaltung. Ein zartes Titelbild und ein schöner Einband mit Lesebändchen haben mich sofort eingenommen.
Der Roman gehört zu den Büchern, die mich lange beschäftigen und begleiten werden und den ich nur wärmstens empfehlen kann.