Schade um die schöne Geschichte....
Sawyer Dixon ist eine junge Frau Anfang 20, der die Flucht aus den Fängen ihres Vaters und dessen konservativer Glaubensgemeinschaft gelingt. Sie landet im nördlichen Teil der Everglades in einer Stadt ...
Sawyer Dixon ist eine junge Frau Anfang 20, der die Flucht aus den Fängen ihres Vaters und dessen konservativer Glaubensgemeinschaft gelingt. Sie landet im nördlichen Teil der Everglades in einer Stadt namens Outskirts, in dessen Einzugsbereich sie von ihrer Mutter ein Stück Land geerbt hat. Dort trifft sie auch gleich auf Menschen, die sie freundlich aufnehmen und auf den seltsamen, aber höchst attraktiven Einzelgänger Finn Hollis, der in einem verwitterten Haus auf dem Nachbargrundstück lebt.
Im Verlauf der Handlung erlebt der Leser die Entwicklung der beiden Protagonisten, die in der Öde der Umgebung ihre Vergangenheit aufarbeiten sowie den fabelhaften Zusammenhalt einer Stadt, in der Freundschaft das Leben und Überleben sichert.
Gleich zu Anfang des Romans fiel mir auf, wie gut T.M. Frazier die Stimmung eingefangen hat. Das qualvolle Leben Sawyers, die deprimierende und gefährliche Stimmung im Elternhaus und die Trostlosigkeit in und um Outskirts waren sofort spürbar. Durch das Außen gespiegelt, erhält man gleich Einblicke in das melancholische Innenleben der Protagonisten.
Mir gefällt, welches Bild uns die Autorin von Sawyer zeigt: verletzlich, naiv, ehrlich, unsicher und doch so vertrauensvoll und stark, um ihr Leben in der Fremde neu zu gestalten. Neugierig aber auch vorsichtig tastet sich die Hauptfigur von Kapitel zu Kapitel mehr an eine moderne Existenz heran. Finn lebt das Gegenteil. Er lässt nichts aufblühen, sondern richtet sich durch Alkohol zugrunde. Diese Spannung zwischen den Protagonisten ist greifbar, wirkt auf mich allerdings auch zerbrechlich.
Gestört hat mich, dass diese im Raum stehende Feinheit und Vorsicht plötzlich durch heftige Lust und Erotik durchbrochen wurde. Ich fand dies viel zu früh, es hat die Stimmung total zerstört. Wann konnte diese Anziehung denn entstehen? Die beiden haben sich doch nur kurz gesehen.
Ich frage ich mich, warum Sawyer sofort starkes Interesse an Finn hat, obwohl der – wie eben ihr Vater auch – Alkohol konsumiert und durch die Gegend wütet. Er zeigt sich Sawyer sofort dominant, sie muss tun was er ihr sagt. Auch wenn dies von der Autorin bestimmt als erotisches Element gedacht war.... Leute!! Als gebranntes Kind würde ich doch eher schreiend weglaufen! Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, es macht überhaupt keinen Sinn. Schade für die Geschichte.
Die Menschen aus der Stadt, die den beiden zur Seite stehen, sind auch ein wichtiger Punkt des Romans. Meiner Meinung nach lebt das Buch dadurch auf, dass der Leser immer wieder daran erinnert wird, wie wichtig der Zusammenhalt, vor allem in der Abgelegenheit ist. Jeder einzelne Charakter der Freunde ist sehr individuell und lässt einen ab und an schmunzeln. Ich mag sie alle!
Die Geschichte an sich finde ich sehr schön, auch den Schreibstil von T.M. Frazier. Das Buch lässt sich flüssig lesen und erweckt mit Leichtigkeit Bilder in der Phantasie.
Letztendlich lasse ich das Buch aber erst einmal sacken, bevor ich mich entscheide eventuell den zweiten Teil zu lesen. Meine Kritik bezüglich der heftigen Anziehung zwischen den Protagonisten schmälert mein Leseerlebnis doch sehr.