Gegenwart:
Belinda ist eine erfolgreiche Immobilienmaklerin, privat musste sie jedoch schon einige Schicksalsschläge überstehen und hat eine schmerzhafte Trennung hinter sich, die sie beinahe ihre Existenz gekostet hätte. Daher steht sie Verkupplungsversuchen von Freunden eher skeptisch gegenüber. Eines Tages wird sie von den Besitzern des „Hunter’s Moon“ Anwesens kontaktiert. Das Ehepaar Willoughby, muss „Hunter’s Moon“ verkaufen, da Alexander schwer erkrankt ist. Belinda, die sehr empathisch ist, legt sich mächtig ins Zeug, um möglichst viele Interessenten für das bildschöne Anwesen zu gewinnen, damit sie einen ansehnlichen Kaufpreis erzielen kann.
Doch ausgerechnet während des „Tags der offenen Tür“, stolpert der ahnungslose Sohn der Willoughbys ins Haus und verlangt aufgebracht, dass alle Interessenten des Hauses verschwinden sollen. Belinda hat Mitleid mit ihm und folgt seinem Wunsch. Sie macht ihm aber klar, dass es der ausdrückliche Wunsch seiner Eltern sei, den er beherzigen müsste, so schwer es ihm auch fallen mag. Belinda kann sich gut in ihn hineinversetzen, denn auch sie hat sich bereits in „Hunter’s Moon“ verliebt…
London 1967:
Die junge Sally ist nach London gezogen, um Abstand zu gewinnen von ihren familiären Problemen. Zu sehr belastet sie noch der Tod ihres Vaters. Doch ihre neue Arbeitsstelle als Kellnerin, ist sie schneller wieder los, als ihr lieb ist. Auf dem Nachhauseweg sieht sie einen Mann im Straßengraben liegen, der leicht alkoholisiert und verletzt ist. Sie nimmt sich seiner an und nimmt ihn mit zu sich in ihre Wohnung, die sie sich mit einer Mitbewohnerin teilt. Zwar ist der attraktive Alexander am nächsten Morgen verschwunden, doch sucht er sie nur wenig später erneut auf und entführt sie aus Dankbarkeit zu einer Landpartie nach Peasebrook. Dort befindet sich das Anwesen seiner Familie „Hunter’s Moon“. Er macht Sally bekannt mit einer chaotisch quirligen Familie und es ist praktisch Liebe auf den ersten Blick. Als Alexanders Mutter, eine erfolgreiche Autorin für historische Liebesromane erfährt, dass Sally arbeitslos ist, bietet sie ihr an, als Haushälterin auf „Hunter’s Moon“ zu arbeiten bei freier Kost und Logis. Sally nimmt das Jobangebot glücklich an, doch im Laufe der Zeit bemerkt sie, dass es der Familie vor allem an Zuwendung mangelt und jeder für sich recht einsam ist. Sally wäre jedoch nicht Sally, wenn sie nicht versuchen würde, für Familienzusammenhalt zu sorgen…
Nachdem ich vor einiger Zeit zwei Romane der Autorin, nämlich „Wie ein Sommertag“ und „Nachts in Venedig“, las, die mir außerordentlich gut gefallen hatten, fiel mir Veronica Henrys aktueller Roman in einem Buchladen in die Hände. Der Klappentext klang vielversprechend und ich freute mich sehr aufs Lesen. Nun, nach dem Lesen bin ich jedoch ziemlich enttäuscht da es scheint, als ob die Autorin ihre besondere Gabe- nämlich vielschichtig charakterisierte Charaktere zu erschaffen, verloren hat. Die in vielen Bereichen künstlerisch angehauchte Familie, die auf „Hunter’s Moon“ lebt, mag zwar auf den ersten Blick ein interessanter Haufen sein, doch leider beschränkt sich Veronica Henry bei der Charakterisierung ihrer Figuren, lediglich aufs Nötigste. Klischeehaft eingleisig wirkt beispielsweise Alexanders Mutter, die exzentrische, egoistische Schriftstellerin, beschrieben, die nicht wenigstens einmal mit Rat oder Tat überraschen kann. Ihr viel interessanterer Ehemann erhält dagegen kaum Raum zur Entfaltung und bleibt, genau wie auch die übrigen Familienmitglieder sehr blass.
Die Story wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Während man es als Leser in der Gegenwart mit der Maklerin Belinda zu tun bekommt, die durchaus sympathisch gestrickt ist und dem Sohn des Ehepaars Willoughby; erfährt man, immer im Wechsel erzählt, wie Sally und Alexander fünfzig Jahre zuvor zueinander fanden.
Ich fand die ursprüngliche Romanidee durchaus spannend, doch die Umsetzung des Ganzen ist leider dermaßen vorhersehbar und seicht geraten, dass ich es wirklich kaum fassen kann, dass der Roman von Veronica Henry geschrieben wurde.
Nicht falsch verstehen, ich mag leichte Unterhaltungslektüre zwischendurch sehr gerne lesen, doch die Geschichte dümpelt dermaßen belanglos an der Oberfläche vor sich hin, dass ich mir nur verwundert und enttäuscht die Augen gerieben habe. Schwierigkeiten und Probleme der Akteure werden unspektakulär abgehandelt, die Liebesgeschichte kommt viel zu kurz und überhaupt vermeidet es die Autorin das komplette Buch hinweg, in die Tiefe zu gehen. Sicher, ihre bildhafte Ausdrucksweise und ihr flüssiger Schreibstil sorgen dafür, dass „Ein Haus fürs Herz“ kein völliges Fiasko geworden ist, doch ist der Roman, meiner Meinung nach, dermaßen belanglos und seicht geraten, dass er höchstens zur Einschlafhilfe taugt, so leid es mir für die Autorin und Ihr Werk auch tun mag.
Ich hoffe sehr, dass das nächste Buch der Autorin wieder besser wird und sie zurück findet zur alten Form.
Kurz gefasst: Enttäuschender, vorhersehbarer Roman der Autorin, mit blass charakterisierten Akteuren, denen es an Tiefgang mangelt. Das vorhandene Potential wurde leider nicht ausgeschöpft.