Wenn die Seele ständig verletzt wird
"Vertrauen findest du nur bei Menschen, die mit deiner Seele umgehen, als wäre es ihre eigene." (VISUAL STATEMENTS)
Laurie und Jake habe sich in Phönix inzwischen gut eingelebt. Auch wenn der letzte Fall ...
"Vertrauen findest du nur bei Menschen, die mit deiner Seele umgehen, als wäre es ihre eigene." (VISUAL STATEMENTS)
Laurie und Jake habe sich in Phönix inzwischen gut eingelebt. Auch wenn der letzte Fall ihr noch immer Alpträume beschert, weiß sie nun das Jake ganz nah an ihrer Seite ist. Den endlich hat Jake Laurie seine Liebe gestanden, doch diese wird sofort auf eine harte Probe gestellt. Den das FBI konnte David Lester im Beisein von Samantha überwältigen und festnehmen. Leider laufen die Befragungen gar nicht gut, den die Frau streitet vehement ab Samantha Walsh zu sein, sondern sie behauptet Meghan zu heißen. Nun ist dringen Lauries Anwesenheit gefragt und sofort reist sie mit Jakes Unterstützung nach Minnesota. Sie muss Sam identifizieren und dazu bringen gegen Lester auszusagen, ansonsten muss das FBI sie wieder freilassen. Wird es Laurie gelingen Sam in ihr altes Leben zurückzuholen? Und wen kann Sam dann helfen Lester zu belasten? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt oder wird Laurie Sam wieder verlieren?
Meine Meinung:
In Teil 4 der Dranbleiber Reihe um Laurie Walsh dreht sich diesmal alles um Lauries Schwester Samantha (Sam). Nachdem Laurie schon vor geraumer Zeit ein Lebenszeichen Sams auf einem Video entdeckt hat, wurde die Suche nach ihr erneut fokussiert. Nun endlich scheint es soweit zu sein, das sie Sam wieder in ihre Arme schließen kann. Doch wird Sam die alte sein, wird Laurie sie überhaupt wiedererkennen? Was wenn sie sich in all den Jahren so verändert hat, das Laurie nicht mehr zu ihr durchdringt? Wenn ihre Psyche so vom Täter geschädigt wurde, das sie kein normales Leben mehr führen wird? Alle diese Fragen und Ängste gehen Laurie durch den Kopf, als sie erfährt, dass Sam gefunden wurde. Autorin Dania Dicken nimmt mich hier den Leser wieder in ein abgrundtiefes, traumatisches Schicksal, das ich niemanden wünschen würde. Dass diese Schicksale nicht nur fiktiv sind, sondern ebenso im realen Leben passieren erfahre wir auch in dieser Geschichte. Das Beispiel der junge Colleen Stan die von ihrem Peiniger Cameron Hooker und seiner Frau 7 Jahre in einer Holzkiste eingesperrt, misshandelt, vergewaltigt und missbraucht wurde, macht mich sprachlos. Doch auch Sams Schicksal und das, was sie erleben musste, geht mir unter die Haut. Ich frage mich, wie können Menschen so grausam sein und jemand anderem so etwas antun. Kann man 11 Jahre seines Lebens bei so einem psychopathischen Täter überleben, ohne Schaden davon zu tragen? Mit Blicke in Sams Vergangenheit wird mir klar, das dies nur geht, wenn man eine Schutzmauer für sich aufbaut. Oder man kooperiert mit dem Täter, wie man es vom Stockholm Syndrom kennt. Besonders hier spürt man wieder das ganze Können vom Psychologiestudium, das die Autorin hier zurate, zieht. Wie in bisher allen Folgen dieser Reihe bin ich erstaunt, wie man es in dieser knappen Länge schafft, alles in eine Geschichte zu packen. Geschockt bin ich vor allem durch Sams Erlebnisse und Martyrien die sie über sich ergehen lassen musste. Sam fällt hier besonders durch ihre ruhige, distanzierte, lethargische Art auf, bei der man schnell das Gefühl hatte, das der Täter sie inzwischen gebrochen habe. Zum Glück hatten die Ermittler noch etwas in der Hinterhand, die letzte Hoffnung um Sams Erinnerungen zurückzuholen. Ob es ihnen gelingen wird, verrate ich natürlich hier nicht. Auch wenn dem Band, diesmal die blutige Spannung fehlt, so ist er trotz allem äußerst fesselnd und informativ und hat mich wieder mal in den Bann gezogen. Besonders gespannt bin ich, wie es in Sams Leben weitergeht. Ungeachtet dessen werde ich einen kleinen Punkt abziehen und nur 4 1/2 von 5 Sterne geben.