Hoffnung oder Gerechtigkeit? - ein neuer Fall für Jenny Aaron
Mit "Geblendet" geht Andreas Pflügers Trilogie mit und um seine blinde Elitepolizistin Jenny Aaron endlich weiter und bringt dieses Mal allerhand Blicke in die Vergangenheit, Herausforderungen und persönliche ...
Mit "Geblendet" geht Andreas Pflügers Trilogie mit und um seine blinde Elitepolizistin Jenny Aaron endlich weiter und bringt dieses Mal allerhand Blicke in die Vergangenheit, Herausforderungen und persönliche Gedankenspiele der Ermittlerin mit sich.
"Oft denkt sie darüber nach, wie es wohl ist, die Seele eines Menschen in den Händen zu halten. Immer wieder war sie versucht ihren Vater zu fragen.
Tat es nicht.
Sie will es wissen und will es nicht wissen."
Fünf Jahre ist es nun her, als Jenny Aaron ihr Augenlicht verlor. Fünf Jahre, in denen einiges passiert ist, sie sich damit arrangiert hat und doch träumt sie nach wie vor davon endlich wieder sehen zu können. Eine medizinische Behandlung auf Rügen könnte genau dies nun möglich machen, doch die Therapie stellt sie vor eine große Zerreißprobe. Ruhe und Geduld wären für ihre Heilung von Nöten, doch ihr Kollege hat gerade jetzt eine neue Spur gefunden, die auf eine große Tragödie zusteuert. Weitere Gefahren bahnen sich ihren Weg und ihre Abteilung, die durch einen Bombenanschlag im letzten Winter großteils ausgelöscht wurde, bedarf ihre Hilfe. Doch auch Jenny ist ins Visier einer mysteriösen Killerin geraten und muss um sich und die Möglichkeit wieder-sehen zu können, bangen. Und so gibt es dann auch nur noch die Fragen: Therapie oder Gerechtigkeit? Für was wird sich Jenny entscheiden? Wer ist der Verräter? Und vor allem kann sie ihre Gegenspielerin noch rechtzeitig stoppen?
Zahlreiche Rückblenden erinnern an die ersten beiden Teile, beantworten Fragen, rufen Altes in Erinnerung und doch wird vieles erst mit diesem Band so wirklich klar. Pflüger erschuf einen Thriller auf hohem, literarischen Niveau und doch konnte er mich nicht so wirklich begeistern. Der Autor versteht es großartige, spannungsvolle, gewaltige Bilder/Szenen zu erschaffen, die zum einen den Atem stocken lassen, aber manchmal auch das genaue Gegenteil bewegen. "Geblendet" gleicht einer Achterbahnfahrt, die den Leser immer mal wieder packt und in Aufruhr bringt und dann durch einen Szenenwechsel oder neues Kapitel aufatmen, zur Ruhe kommen und lange warten lässt. Und genau diese etwas ruhigeren Abschnitte, haben mir dann in diesem Teil auch die Freude genommen und sich stark in die Länge gezogen.
Die Geschichte um Jenny Aaron ist insgesamt recht vielschichtig und mitreißend. Wer die ersten Teile gelesen hat, wird auch diesen Teil lieben - Dennoch funktioniert dieses Buch auch als losgelöster Teil. Aufgrund eines misslungenen Einsatzes hat sie ihre Sehkraft verloren, ist durch ihre Blindheit enorm eingeschränkt, hat sich dennoch ihren Weg gesucht und lässt sich nicht entmutigen. Sie bleibt ihrer Laufbahn treu und ist nach einer Auszeit in ihre "Abteilung" zurückgekehrt. Sie wirkt teilweise sehr menschlich und verletzlich und doch scheint gerade ihre Beeinträchtigung ihre Stärke zu sein. Teilweise könnte man meinen sie hätte Superkräfte entwickelt und das macht sie dann als Protagonistin auch so faszinierend.
Und doch ist die ganze Geschichte, neben diesem ganzen Gemetzel, manchmal recht unreal. Man fragt sich häufig, ob Erzähltes überhaupt plausibel wäre. Und auch sonst wird der Leser bei diesem Thriller gedanklich sehr gefordert, teilweise kommen recht philosophische Fragen auf, zahlreiche Rückblenden sollen beim Verständnis helfen und lassen am Ende kaum Fragen übrig. "Geblendet" ist damit ein gelungener Abschluss einer eher anspruchsvollen Thriller-Trilogie, der jegliche Fragen beantwortet und doch gibt es hier und da so einzelne Abstriche, mit denen ich mich mit etwas Abstand vielleicht doch noch anfreunden kann.