Über den Krieg & die Liebe – emotional & bewegend
„Ein Lied von Liebe und Verrat“ ist der erste deutschsprachige Roman des Autors James William Brown.
Aliki ist das letzte berufsmäßige Klageweib im Dorf und erhält Besuch von einer Ethnografin, die mehr ...
„Ein Lied von Liebe und Verrat“ ist der erste deutschsprachige Roman des Autors James William Brown.
Aliki ist das letzte berufsmäßige Klageweib im Dorf und erhält Besuch von einer Ethnografin, die mehr über sie und ihre Klagegesänge erfahren möchte. Da Aliki für diese in der richtigen Stimmung sein muss, hinterlässt die Fremde ihr einen batteriebetriebenen Kassettenrecorder und Kassetten um die Totenlieder aufzunehmen. Aliki nutzt die Kassetten um über ihr Leben zu berichten. Sie beginnt damit mitten im Zweiten Weltkrieg, im Jahre 1943 als ihr Vater und zwei andern Männern des Dorfes von den Deutschen exekutiert wurde. Da Aliki niemanden mehr hat, kümmert sich Chrysoula, die Mutter ihres Freundes Takis um sie. Aber nicht nur sie findet bei Chrysoula Unterschlupf, auch Stelios und seine Mutter werden von ihr aufgenommen und da sie Juden sind, vor den Deutschen versteckt. Nachdem der Krieg ihnen ihre Mütter genommen hat, müssen sich die drei alleine durchschlagen, verlassen gemeinsam das Dorf und beginnen mit einem selbstgebauten Schattentheater die Leute zu unterhalten.
Mir gefiel die Idee des Handlungsrahmens, dass Aliki als alte Frau ihr Leben auf Band aufnimmt und erzählt. Fast könnte man dies zwischendurch vergessen, wenn sie nicht immer mal wieder die Kassette wechseln bzw. umdrehen müsste. An diesen Stellen erfährt man einige Einzelheiten aus Alikis gegenwärtigem Leben und dem der Dorfbewohner.
Mit Aliki, Stelios und Takis hat der Autor drei interessante Protagonisten geschaffen, die mir im Verlauf der Handlung richtig ans Herz gewachsen sind. Die Grausamkeiten, die sie während des Krieges erleben mussten, haben sie trotz der Rivalität, die zwischen Takis und Stelios herrscht, zusammenwachsen lassen.
Obwohl mir die Ereignisse während des Zweiten Weltkrieges nicht fremd waren, hat es mich immer wieder auf`s Neue schockiert und entsetzt wie skrupel-, gewissenlos und verroht die Menschen waren, da die Einzelschicksale berührend und authentisch beschrieben werden. Neben den drei Protagonisten werden auch die übrigen Charaktere facettenreich und authentisch beschrieben.
Der Erzählstil von Aliki ist sehr ruhig, teilweise fast ein wenig distanziert und gleichzeitig auch wieder voller Emotionen und es gelingt ihr trotz der schweren Zeiten und grausamen Erlebnisse immer wieder ein wenig Leichtigkeit durchblitzen zu lassen.
Mich hat dieser Roman total für sich eingenommen. Die ungewöhnliche Rahmenhandlung, der ruhige Erzählstil von Aliki und die Traditionen und Bräuche haben mich fasziniert und gefesselt.
Wer sich für die Zeit des Zweiten Weltkrieges und für die Kultur von Griechenland interessiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen.