Ganz grosses Kino!
Charlotte und Harriet sind befreundet, die Kinder sind fast gleich alt. Als Charlotte auf die vierjährige Alice, die Tochter von Harriet aufpasst, kommt es zum Drama. Denn Alice verschwindet auf dem Schulfest, ...
Charlotte und Harriet sind befreundet, die Kinder sind fast gleich alt. Als Charlotte auf die vierjährige Alice, die Tochter von Harriet aufpasst, kommt es zum Drama. Denn Alice verschwindet auf dem Schulfest, das Charlotte mit den Kindern besucht, spurlos.
Die Polizei nimmt sofort die Ermittlungen auf. Doch Alice bleibt verschwunden. Was für alle Beteiligten eine Katastrophe ist. Denn nicht nur Harriet und Brian müssen mit dem Verlust fertig werden. Charlotte muss nicht nur mit ihren Schuldgefühlen kämpfen, sondern sie und ihre Kinder werden auch sozial geächtet.
Die Geschichte beginnt mit den Auswirkungen des Entführungsfalles, das heisst 13 Tage nach dem Schulfest, auf dem Alice verschwindet. Und so ist man sehr rasch mitten drin in der Geschichte, die einerseits einen unheimlichen Sog entwickelt und andererseits völlig überraschend anders verläuft als gedacht. Normalerweise verfolgen Storys von Entführungsfällen ein gewisses Schema. Tat - Ermittlungen - Auflösung! In " Die Freundin " geht es nicht in erster Linie um Ermittlungen, die nach einem Entführungsfalles eines Kindes an der Tagesordnung stehen, sondern es geht zentral um Beziehungen, Zwischenmenschliches und die Auswirkung des Ereignisses auf alle Beteiligten.
Sehr subtil hat die Autorin gerade die Seite der Schuld, das heisst Schuldzuweisungen und Schuldgefühle, ausgearbeitet. Man spürt förmlich den Hass, den die Eltern von Alice auf Charlotte haben. Und dann ist da natürlich Charlotte, die fast an der Schuld erstickt und deren Bekannte und Freundinnen diese noch zusätzlich schüren. Zeitweise konnte ich mir gar nicht vorstellen, wessen Position schlimmer war. Die der Eltern, die ein Kind verloren haben oder die der Betroffenen, bei der das Kind verschwunden ist?
Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass die Beziehung zwischen Harriet und Brian ... sagen wir mal speziell war. Aber auch die Beziehung zwischen Harriet und Charlotte von nicht Ausgesprochenem geprägt war.
Langsam kriecht das Grauen, Gedanken wie " was wäre wenn " , in die Glieder der Leser. Mich hat dieses Gefühl praktisch das ganze Buch über nicht los gelassen. Und gleichzeitig spürt man, auch das hat die Autorin hervorragend gearbeitet, dass der grosse Knall noch auf einen wartet. Tatsächlich haben die verschiedensten falsche Fährten mich so eingelullt, dass der Twist etwa 100 Seiten vor Schluss mehr als überraschend ist. Die Geschichte nimmt eine Wendung, die ich weder geahnt habe, noch mir vorzustellen konnte. Und hier liefert Heidi Perus ganz grosses Kino ab!
Mich hat der Plot begeistert, die Ausführung gefesselt und so gebe ich gerne eine Leseempfehlung ab!