Hans-Peter Vertacnik – Totenvogel
Nachdem die Nummer 2 der Mordkommission, Radek Kubica, nach einer Schussverletzung für mehre Monate ausgefallen ist und nun darum kämpft wieder zurück zur Mordkommission zu kommen, fällt auch sein Privatleben mehr und mehr auseinander. Mit seiner Freundin Margot streitet er andauernd, sein Sohn läuft von zuhause weg und mit der Exfrau Anne gibt es ständig Streit am Telefon.
Als dann überraschend der Bescheid kommt, dass er nun zur Leiter der Mordkommission aufgestiegen ist, macht im das sein Leben auch nicht einfacher. Neider wollen ihm den Platz streitig machen, Kollegen sollen ihn bespitzeln und der Mordfall des Innenministers Liebermann gibt für jede erfolgreiche Antwort gleich drei weitere Fragen auf. Denn der Innenminister könnte nicht mehr Feinde haben bei seiner Gier auf Macht, Geld und Dominanz.
Immer wieder stößt Kubica an die Grenzen des Möglichen und doch sucht er die Wahrheit, egal wieviele Steine man ihm in den Weg legt.
„Totenvogel“ ist ein düsterer, spannender aber auch sehr komplexer Kriminalroman aus der Feder von Hans-Peter Vertacnik.
Der Schreibstil ist fließend und eher salopp, was mir gut gefiel. Die düstere Grundstimmung des Romans wird immer mal wieder von den teils humorvollen Dialogen aufgelockert (ich sage nur Lindenblütentee im Urinbecher).
Die Handlung ist sehr komplex, detailreich und die durch die Vielzahl der verschiedenen Charaktere und deren Amtsbezeichnung, sowie deren verschiedenen Sichtweisen manchmal auch verwirrend und anstrengend.
Dennoch gab es auch viele Überraschungen, Wendungen, die Spannung wurde durch die kurzen Kapitel die ganze Zeit über aufrecht erhalten und es werden viele Täter/Opfer/Beteiligte und ihre Motive präsentiert.
Die Charaktere sind detailreich, glaubhaft und authentisch beschrieben. In diesem Roman gibt es kaum eine Figur, die wirklich nur sympathisch war.
Radek Kubica, jetzt die Nummer 1 der Mordkommission, war zwar sympathisch, fleißig, klug und zielorientiert, aber auch im Verhalten zu seiner Freundin Margot ein Dummkopf. Seine Ehefrau spukt ihm die ganze Zeit im Kopf, sodass er sich zu unbedachten Äußerungen zu seiner Liebsten hinreißen lässt. Auch beruflich geht er keiner Konfrontation aus dem Weg und setzt seinen Kopf durch.
Margot erschien mir allerdings ebenso unsympathisch, sie zieht ihr Ding durch, regt sich über die ständigen Anrufe von Radeks Exfrau auf (teilweise auch verständlich), aber meistens nicht wirklich nachvollziehbar.
Franz Dvorak bekommt einen Spezialauftrag, der ihm schon bald um die Ohren fliegt. Auch er ist ein Ermittler mit Ecken und Kanten.
So könnte ich mit jedem der wahnsinnig vielen Charakteren weiter machen, jedoch hat jeder seinen Platz in der Story und rundet diese stimmig ab. Der Autor schafft es sehr gut, mit den vielen Charakteren zu jonglieren und sie gekonnt in Szene zu setzen.
Die Handlungsorte sind ebenfalls gut beschrieben, sodass ich zu jeder Zeit das Gefühl hatte, mich gut zurecht zu finden.
Ich hätte mir aber trotzdem eine Art Glossar gewünscht, wo die Figuren aufgeführt werden samt ihrer Amtsbezeichnungen, denn das ständige Nachsehen in meinen Notizen hat mich viel Zeit gekostet und den Lesefluss gestört.
Auch hätte ich mir ab und zu etwas ruhigere Passagen gewünscht, um einfach mal zwischendrin Luft holen zu können.
Nichtsdestotrotz ist es ein spannender Kriminalroman, mit einer guten Story.
Das Cover ist düster, in dunklen Farben und aufwendig gestaltet.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 3 Sterne.