Waringham in bewegten Zeiten
Wie sicher auch viele andere Fans habe ich schon lange auf eine Fortsetzung der Waringham Saga gehofft und mich daher sehr drüber gefreut, dieses Werk im Rahmen einer Leserunde vorab kennenlernen zu dürfen.
Wobei ...
Wie sicher auch viele andere Fans habe ich schon lange auf eine Fortsetzung der Waringham Saga gehofft und mich daher sehr drüber gefreut, dieses Werk im Rahmen einer Leserunde vorab kennenlernen zu dürfen.
Wobei „Fortsetzung“ hier nicht ganz das richtige Wort ist, setzt die Handlung doch im Jahr 1193 ein, also über 150 Jahre vor „Das Lächeln der Fortuna“.
Wir folgen dem Lebensweg des Yvain of Waingham, der in den Dienst von John „Ohneland“ tritt. Dieser möchte aus dem Schatten seines Bruders, des strahlenden Königs Richard Löwenherz, treten, was ihm selbst nach dessen Tod nicht recht gelingen will.
Yvain erlebt an seiner Seite so manche Erfolge, jedoch noch viel mehr Niederlagen und wird Zeuge diverser Übeltaten. Er beginnt daher mehr und mehr zu hinterfragen, wie weit seine Vasallentreue wirklich gehen muss. Auch in seinem Privatleben gibt es einige Turbulenzen.
Für Leser der bisherigen Teile ist die Lektüre wie ein Nach-Hause-Kommen. Nicht nur der Ort Waringham als solches weist einen hohen Wiedererkennungswert auf, auch einige Protagonisten haben Waringham-typische Eigenschaften.
Wie immer gelingt es Rebecca Gable hervorragend, reale historische Fakten mit fiktiven Personen und Ereignissen zu einer fesselnden Geschichte zu verschmelzen. Der Erzählstil ist mitreißend, sodass man wunderbar in vergangene Zeiten eintauchen kann.
Sämtliche auftretenden Personen sind lebendig und meist nachvollziehbar gezeichnet, selbst viele Nebendarsteller sind mit jeweils eigenen Persönlichkeiten ausgestattet. Yvain ist ein sympathischer Held, der durchaus auch seine Fehler hat, gerade dadurch aber „echt“ wirkt und gut in die Zeit passt.
Die spannendste Figur ist aber John Ohneland. Während er sonst in der Regel als reiner Bösewicht dargestellt wird, erscheint er hier als facettenreiches Individuum mit positiven und negativen Merkmalen. Besonders interessant ist die Schilderung des ambivalenten Verhältnisses, das Yvain mit John verbindet. Dies regt auch immer wieder zum Nachdenken an.
So hat mir dieser historische Roman großteils sehr gut gefallen.
Den Schlussteil fand ich allerdings weniger gelungen. Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin die Handlung zu schnell abschließen möchte. Einige Dinge hätten ausführlicher beschrieben werden können. So hätte ich beispielsweise gern mehr über die Entstehungsgeschichte der Magna Charta erfahren.
Das Ende ist dann sehr offen, was aber immerhin den Vorteil hat, dass jeder Leser sich seine eigene Version dazu überlegen kann, wie es wohl weitergehen wird – und außerdem darauf schließen lässt, dass es einen weiteren Band geben wird.