Leserunde zu "Die einzige Zeugin" von Tove Alsterdal

Der spannende Pageturner aus Schweden
Cover-Bild Die einzige Zeugin
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Tove Alsterdal (Autor)

Die einzige Zeugin

Kriminalroman

Beckomberga, Stockholm: Hier lag einst eine der größten psychiatrischen Anstalten Europas. Inzwischen ist auf dem Gelände eine exklusive Wohngegend entstanden. Hierhin zieht auch Svante Levander mit seiner neuen Liebe. Als er auf dem Heimweg hinterrücks ermordet wird, fällt der Verdacht auf seine Ex-Frau. Sie wird verhaftet. Aber ist sie schuldig? Nur eine Person könnte bezeugen, was wirklich vorgefallen ist: eine Frau, die in unmittelbarer Nähe saß und bettelte. Doch die ist spurlos verschwunden.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 17.07.2019 - 06.08.2019
  2. Lesen 21.08.2019 - 10.09.2019
  3. Rezensieren 11.09.2019 - 24.09.2019

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 21.09.2019

Mehr gesellschaftskritischer Roman als Krimi

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Auf dem Gelände der ehemaligen Nervenheilanstalt Beckomberga in Stockholm ist eine moderne Wohngegend entstanden, in der auch der Consultant Svante Levander mit seiner Freundin ein Haus bezogen hat. Svantes ...

Auf dem Gelände der ehemaligen Nervenheilanstalt Beckomberga in Stockholm ist eine moderne Wohngegend entstanden, in der auch der Consultant Svante Levander mit seiner Freundin ein Haus bezogen hat. Svantes Ex-Frau Eva hat noch Gefühle für ihn und sucht des Öfteren die Nähe des Hauses. Eines Abends kommt es dabei zu einem fatalen Aufeinandertreffen mit verbaler Auseinandersetzung zwischen Eva und Svante, welches damit endet, dass Eva nach einer Phase der Bewusstlosigkeit im Krankenhaus aufwacht und dort erfährt, dass Svante ermordet wurde. Eva wird beschuldigt, hierfür verantwortlich zu sein und sieht sich plötzlich in der Situation, ihre Unschuld beweisen zu müssen. Die einzige Person, die dies bezeugen könnte, ist eine rumänische Bettlerin, die das Geschehen beobachtet hat.
Um diese aufzuspüren taucht Eva zunächst in die Bettlerszene Stockholms ein und macht sich anschließend auf die lange Reise nach Rumänien, begleitet von ihrem rebellischen Sohn Filip.
Währenddessen geschehen in der Wohngegend in Beckomberga weitere seltsame Zwischenfälle und unter den Bewohnern geht die Angst um…

Der Einstieg ins Buch gelingt aufgrund der eben beschriebenen Geschehnisse schnell, auch ein in der Vergangenheit spielender Prolog macht Neugier auf die weitere Geschichte. Tove Alsterdal eröffnet zeitgleich viele parallel verlaufende Handlungsstränge, denen der Leser aufgrund ihres erzählenden, klaren Schreibstils gut folgen kann. Auch zeigt die Autorin Perspektiven verschiedenster Figuren auf, was an sich ein spannendes Stilmittel ist, angesichts der Vielzahl an Personen droht der Leser jedoch den Überblick zu verlieren.

Leider konnte ich persönlich nur wenig Sympathie für die – meist sehr egoistisch wirkenden – Figuren entwickeln. Eine Identifikation mit ihnen war gar nicht möglich und so konnten deren Handlungen und Entscheidungen weder nachvollzogen noch gutgeheißen werden. Lediglich die Krankenschwester Ulla konnte als Sympathieträgerin überzeugen, sie spielt aber erst sehr spät im Buch eine Rolle. Die Ermittlungsarbeit der Polizei wird im Buch nur nebenbei angerissen, über den Verlauf der Ermittlungen erfährt man fast nichts. Das finde ich für einen skandinavischen Krimi ungewöhnlich und auch sehr schade.

Die Mitte des Buches zieht sich in die Länge: Die Lebensumstände von Bettlern in Stockholm und Rumänien werden en detail beschrieben, dazu geschichtliche Hintergründe dargestellt. Diese sind tragisch und von der Autorin gut recherchiert, letztendlich aber irrelevant, um die Story voranzutreiben. Hier kommt leider keinerlei Spannung auf und der Leser fragt sich im Nachhinein, weshalb dieser Teil der Geschichte so ausführlich dargestellt werden musste.

Insgesamt betrachtet ist die Lesespannung während des gesamten Buches nur teilweise vorhanden, lediglich eine gruselige Szene des Nachts auf einem verlassenen Waldstück der ehemaligen Klinik lässt das Adrenalin nach oben schießen. Leider war es das dann auch schon. Erst kurz vor Schluss kommt mit Krankenschwester Ulla die Protagonistin aus dem Prolog wieder zurück, löst – beinahe im Alleingang – das Rätsel und verbindet die Geschichte der alten Nervenheilanstalt mit der Gegenwart.

Das Ende wirkt konstruiert und unrealistisch, ist zugegebenermaßen aber doch überraschend, wenn auch moralisch zweifelhaft. Der Leser hätte durch Miträtseln während des ganzen Buchverlaufes gar nicht auf die Lösung kommen können. Auch bleiben am Ende noch offene Fragen, manche Erzählstränge werden einfach nicht weiter verfolgt – schade, ich als Leser hätte mir eine vollständige Aufklärung aller begonnenen Handlungsstränge gewünscht.
Tove Alsterdals Ansatz, ihre Geschichte auf dem ehemaligen Klinikgelände spielen zu lassen, ist spannend, wird aber leider viel zu kurz und oberflächlich behandelt. Auch fehlt insgesamt der Bezug aufs Wesentliche, das Behandeln vieler unterschiedlicher – davon die detaillierte Beschreibung gesellschaftskritischer – Themen geht zulasten des roten Fadens.

Der Titel des Buches ist meiner Meinung nach etwas irreführend gewählt, da die einzige Zeugin nicht die Schlüsselfigur des Buches darstellt und nicht maßgeblich zur Lösung des Falles beiträgt. Ebenso passt der Klappentext nicht zum Hauptgeschehen.

Leider kommt keine richtige Spannung auf, das Buch endet in großer Ernüchterung. Ich kann es deshalb keinen spannungssuchenden Krimifans weiterempfehlen, wer über das gesellschaftspolitische Problem der Flüchtlinge und Bettler in Europa lernen möchte sei „Die letzte Zeugin“ von Tove Alsterdal allerdings ans Herz gelegt.

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Veröffentlicht am 20.09.2019

Too much

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Leider wurden hier ein bisschen viele Themen in ein Buch verpackt: der Umgang mit geistig gehandicapten Personen, Flüchtlingswelle und Bettlermafia und das Darknet. Jedes dieser Themen würde für sich einen ...

Leider wurden hier ein bisschen viele Themen in ein Buch verpackt: der Umgang mit geistig gehandicapten Personen, Flüchtlingswelle und Bettlermafia und das Darknet. Jedes dieser Themen würde für sich einen guten Stoff für einen Krimi abgeben, hier wurde es leider einfach zu viel.
Eva leidet unter der Trennung von Svante, obwohl sie selbst die Initiative dazu gesetzt hat. Als sie Svante vor dessen neuem Reihenhäuschen, in das er mit seiner aktuellen Lebensgefährtin gezogen ist, eines Abends stalkt und ihm bis zum nahegelegenen Supermarkt folgt, kommt es zu einer verbalen Auseinandersetzung. Eva verliert das Bewusstsein, als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich im Krankenhaus, streng bewacht von der Polizei – denn Svante wurde an jenem Abend ermordet, und Eva ist erstmal die Hauptverdächtige.
Zeitgleich geschehen in der exklusiven Reihenhaussiedlung, die sich auf dem Gelände einer ehemaligen psychiatrischen Klinik befindet, eigenartige Dinge. Es werden Knochenteile gefunden, ein Einbrecher scheint unterwegs, die Bewohner gründen eine Bürgerwehr, um abends zu patrouillieren, die Nerven liegen blank – hängen der Mord an Svante und diese Vorgänge zusammen? D
Nachdem die Polizei offenbar überfordert ist, nimmt Eva die Suche nach Svantes Mörder selbst in die Hand. Sie erinnert sich an eine Bettlerin, die ihr wenige Augenblicke, bevor Svante aus dem Geschäft kam, ein Bild von zwei Kindern vor die Nase hielt. Auf der Suche nach dieser Frau erfährt Eva unfassbare Leidensgeschichten der rumänischen Bettler und lernt die Unterwelt von Stockholm kennen.
Nachdem alle Rumänen die Frau in Rumänien glauben, macht sich Eva über einen Umweg über Berlin, wo sie zu ihrem Sohn Filip Kontakt aufnimmt und ihn bittet, ihm bei der Suche nach der Zeugin zu helfen.
Ab da wird die Geschichte komplett unglaubwürdig: Filip gibt in Budapest Tausende von Euros für Schuhe für Flüchtlinge aus, die Eva wieder auf ihrem Konto hat, obwohl sie vor der Abreise mehr als klamm war und sogar Schmuck von Svante versetzte. Sie finden in Rumänien (ist ja nicht ganz klein) eigentlich sofort die richtigen Personen und Ansprechpartner. Unterwegs erfährt Eva, dass Filip Svante geholfen hat, sich im Darknet und mit Bitcoins zurechtzufinden. Und obwohl Eva und Filip sich die Wahrheit über Svantes Tod zusammenreimen, behalten sie diese Information für sich.
Währenddessen wird in Stockholm ein Obdachloser festgenommen, der klar als Einbrecher und Dieb (der von Svante gekauften Lebensmittel) identifiziert wird und dem dann gleich die offenen Morge zur Last gelegt werden. Offenbar ist diese bedauernswerte Person als Kind zweier Insassen der psychiatrischen Klinik versteckt in den unterirdischen Gängen der Klinik aufgewachsen. Ulla, eine ehemalige Krankenschwester der Klinik, brachte die Polizei auf die richtige Spur und findet als einziger Zugang zur Gedankenwelt dieser Person.
Fehlende Sympathieträger und eine immer unglaubwürdigere Geschichte machten es mir gegen Ende schwierig, das Buch fertigzulesen. Weniger wäre wahrscheinlich mehr gewesen!

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Veröffentlicht am 13.09.2019

Toves Krimi ist eher enttäuschend

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Das Cover dieses Romans zeigt eine Frau von hinten vor einem Haus. Es ist eher nichtssagend.
Zum Inhalt: Eva kommt nicht von ihrem geschiedenen Mann Svante los, stalkt ihn und wird zufällig Zeuge, als ...

Das Cover dieses Romans zeigt eine Frau von hinten vor einem Haus. Es ist eher nichtssagend.
Zum Inhalt: Eva kommt nicht von ihrem geschiedenen Mann Svante los, stalkt ihn und wird zufällig Zeuge, als er ermordet wird. Sie selber gerät unter Mordverdacht. Eine rumänische Bettlerin, die das Ganze beobachtet hat, könnte ihre Unschuld bezeugen, ist aber nicht auffindbar.
Eva fährt mit ihrem Sohn Filip nach Rumänien und findet die Bettlerin tatsächlich. Diese hat aber keinen Pass, kann nicht mit nach Deutschland kommen und ist deshalb für Eva wertlos.
Dazwischen gibt es eine Art Parallelhandlung: Es geht um die alte psychiatrische Klinik in Beckomberga, an der früher Lobotomieversuche stattgefunden haben. Wer ist der Irre, der heimlich bei Nacht durch die Gegend streift? Hat er etwas mit dem Mord an Svante zu tun?
Am Schluss klärt sich alles auf, aber auf eher unspektakuläre Weise.
Mein Fazit: Der erste Teil des Romans beginnt ganz spannend, er hst mir gut gefallen. Der Rest der Geschichte plätschert eher so dahin, es gibt keinen richtigen Spannungsbogen mehr. Das fand ich sehr schade, ich hätte mir mehr erwartet. Die endlose Reisbeschreibung nach Rumänien hätte sehr gut gekürzt werden können. Auch die Romaproblematik war für mich zu ausufernd.
So kann ich leider den Hype um die Autorin nicht so ganz nachvollziehen.

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Veröffentlicht am 12.09.2019

Kaum Spannung und langweiliger Mittelteil

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Die Protagonistin Eva wird des Mordes an ihrem Ex-Mann Svante angeklagt und macht sich auf die Suche nach einer Zeugin, die ihre Unschuld beweisen kann und spurlos verschwunden ist. Und diese Suche macht ...

Die Protagonistin Eva wird des Mordes an ihrem Ex-Mann Svante angeklagt und macht sich auf die Suche nach einer Zeugin, die ihre Unschuld beweisen kann und spurlos verschwunden ist. Und diese Suche macht sich im Buch auch seeehr breit und gipfelt in einem Roadtrip quer durch Europa. Der Fokus liegt dabei aber eher auf einer sehr ausführlichen Beschreibung der derzeitigen Flüchtlings- Obdachlosen- und Romaproblematik, die sicher besteht, aber mit diesem sogenannten Krimi überhaupt nichts gemeinsam hat.

Eva verbindet ihre Suche auch mit einer Kontaktaufnahme zu ihrem Sohn und dem Versuch, ihr gestörtes Verhältnis zu verbessern. Auch dieses Problem war für den Hanlungsfortgang eher überflüssig.

Der Prolog, der meiner Meinung nach auch der spannendste Teil des Buches ist, hörte sich so vielversprechend an, spielte er doch auf dem Gelände einer ehemaligen Psychiatrie. Leider hat es dies Thema aber nicht über einen Nebenschauplatz hinaus geschafft und auch die ehemalige Krankenschwester Ulla taucht nur noch als Statistin auf. Sehr schade, denn sie war die einzige, für die ich Sympathie aufbringen konnte. Auch der Handlungsstrang um Niklas und die Jungen und die kurzen Szenen des "Verwirrten" haben keinen Spannungsbogen aufbauen können. Sie haben irgendwie nicht zum Gesamtbild gepasst.

Der Schluss war für mich dann komplett ernüchternd. Mit dem Ergebnis habe ich nicht gerechnet. Es war nicht schlüssig und Motiv sowie Hintergrund der Tat sind mir zu stiefmütterlich behandelt worden. Was mir aber - außer der Spannung - am meisten gefehlt hat, war die polizeiliche Ermittlungsarbeit. Die gehört für mich zu einem guten Krimi einfach dazu. Die paar Nebensätze aus der Vernehmung waren mir einfach zu wenig.

Der Schreibstil an sich war angenehm und lies sich flüssig lesen, soweit man den langweiligen Mittelteil mal außer Acht lässt, aber die Geschichte hat mich enttäuscht.

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Veröffentlicht am 11.09.2019

Mehr erhofft

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Das Buch steht unter der Kategorie „Kriminalroman“, wobei der Schwerpunkt hier eindeutig auf den Begriff „Roman“ gelegt wurde, denn es gibt sehr viele erzählende Passagen; eine weite Reise über Berlin ...

Das Buch steht unter der Kategorie „Kriminalroman“, wobei der Schwerpunkt hier eindeutig auf den Begriff „Roman“ gelegt wurde, denn es gibt sehr viele erzählende Passagen; eine weite Reise über Berlin und Prag bis nach Rumänien mit Details, die nicht zum Fortgang der Handlung beitragen. Man muss sich jedoch darauf einlassen, auf diese Geschichte, in deren Mittelpunkt Eva steht, die Ex-Frau von Svante. Obwohl sie es war, die die Trennung wollte, bereut sie es nun und stalkt ihren Ex regelrecht. Eines Abends passt sie ihn vor dem Supermarkt ab und wacht erst im Krankenhaus wieder auf. Und dann wird sie auch noch des Mordes beschuldigt; ausgerechnet sie soll Svante ermordet haben. Sie hat einen Filmriss, kann sich aber noch an eine obdachlose Roma erinnern, doch die ist unauffindbar. Ein zweiter wichtiger Teil beschäftigt sich mit der ehemaligen Nervenheilanstalt Beckomberga, wo nun ein Wohngebiet für Wohlhabende errichtet wird, auf den Trümmern der ehemaligen Gebäude entsteht eine Reihenhaussiedlung, andere Teile werden renoviert und in Wohnungen verwandelt. Hier haben Svante und seine Freundin gerade ein Haus gekauft. Die Geschichte von Beckomberga wird immer wieder vertieft und ist sehr interessant.
Für einen Krimi war mir das Buch jedoch nicht spannend genug und auch die Ermittlungen waren nicht so interessant. Als Roman gefiel mir das Buch ein wenig besser, darum vergebe ich 2,5 Sterne.

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