super
Marie soll einen Menschen umgebracht haben. Alles deutet darauf hin, Beweise liegen vor. Sie wird verurteilt und in die Forensische Psychiatrie eingewiesen. Sie selbst ist ebenfalls überzeugt davon, ihren ...
Marie soll einen Menschen umgebracht haben. Alles deutet darauf hin, Beweise liegen vor. Sie wird verurteilt und in die Forensische Psychiatrie eingewiesen. Sie selbst ist ebenfalls überzeugt davon, ihren geliebten Freund Patrick ermordet zu haben. Wieso auch nicht? In ihren Gedanken hat sie das schon tausendmal durchlebt, die grausamsten Fantasien spielen sich regelmäßig in ihrem Kopf ab. Doch nach und nach kommen ihr Zweifel - denn die bloße Vorstellung, so echt und ausgefeilt sie auch sein mag, bedeutet ja noch lange nicht, es auch in die Realität umsetzen zu können. Oder doch?
"Alles muss versteckt sein" ist ein wirklich schlimmer Thriller. Schon beim Anblick des Covers wird mir leicht anders. Aber das ist längst nicht alles! Die Vorstellung, dass jemand aggressive Zwangsgedanken hat, die so brutal sind, die so durchdacht erscheinen, ist einfach gruselig. Noch heftiger ist die Tatsache, dass sich solch düstere Gedanken häufig um genau das drehen, was man am meisten liebt. In Maries Fall ganz klar: Patrick und Kinder. Die Erzieherin scheint zu allem in der Lage, nach ihren Illusionen zu urteilen. Doch ob sie wirklich so gerissen ist, das alles umzusetzen?
Der Leser wird immer wieder mit Maries schrecklicher Gedankenwelt konfrontiert und muss sich mit ihr ein Blutbad nach dem anderen ausmalen. Hier liegt allerdings der große Unterschied: der Leser entscheidet ganz klar, ob er sich solche Szenen antun möchte oder nicht. Marie hat keine Wahl, sie ist in ihrer Alptraumwelt gefangen! Unvorstellbar gespenstisch!
Toll, dass die Autorin dieses wichtige Thema aufgegriffen und so ansprechend verpackt hat. Im Nachwort nimmt sie noch einmal darauf Bezug und es gibt übrigens auch weiterführende Literaturtipps.
Die Story wird über Marie erzählt, wenn sie allerdings ihre letzten Wochen vor der Bluttat, vor dem kaltblütigen Mord, den sie begangen haben soll, rekonstruiert, schildert sie diese in der Ich-Form. Meiner Meinung nach sehr gelungen, ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn alles aus ihrer Sicht direkt an den Leser gegangen wäre.
Die Charaktere wirken ausgereift und sympathisch. Marie mochte ich von Anfang an, auch Patrick schien mir sehr nett und ein toller Anker für sie. Umso unwahrscheinlicher erschien es mir, dass sie ihn ermordet haben soll. Ihn, der sie endlich wieder glücklich macht. Allerdings scheint die Krankheit wirklich unberechenbar...
Das Buch beinhaltet einige Wendungen und Überraschungsmomente, so dass beim Lesen keinerlei Langeweile aufkommt. An die ist sowieso bei den ganzen dunklen Schilderungen nicht zu denken.
Was den Ausgang angeht, so muss ich sagen, dass ich ziemlich schnell einen Verdacht hatte, wer auf jeden Fall in die ganze Sache involviert ist - dieser hat sich dann letztlich auch bestätigt, allerdings in ganz anderem und ungeahnten Ausmaß. Das Ende ist meiner Meinung nach völlig unvorhersehbar und in meinen Augen auch überzeugend. Ein bestimmter Umstand (bzw. eine bestimmte Verbindung) hätte vielleicht anders sein können, damit man nicht gar so nah an die Grenze zur Fiktion gerät, aber an sich empfinde ich die Auflösung als durchaus geglückt und auch nicht als völlig ausgeschlossen.
Mir wird die Geschichte noch lange im Gedächtnis bleiben, ich vergebe die volle Punktzahl und eine ganz eindeutige Leseempfehlung!