Cover-Bild Shadowsong
Band 2 der Reihe "Erlkönig-Saga"
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15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Belletristik - Fantasy: Romance
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 02.09.2019
  • ISBN: 9783492704595
S. Jae-Jones

Shadowsong

Roman
Diana Bürgel (Übersetzer)

Seit Liesl ihr Leben als Königin der Unterwelt hinter sich gelassen hat und zu ihrer Familie zurückgekehrt ist, versucht sie, die Musikkarriere ihres kleinen Bruders Josef zu fördern. Gemeinsam mit ihrer Schwester reist Liesl nach Wien, um Josef zu unterstützen. Doch Josef verhält sich kühl, distanziert und zieht sich immer mehr zurück. Als besorgniserregende Zeichen darauf hindeuten, dass die alte Barriere zwischen den Welten verschwindet, muss Liesl ihren Bruder verlassen und in die Unterwelt zurückkehren. Nur sie kann das Mysterium enträtseln, das den König der Kobolde umgibt. Was muss passieren, damit die alten Gesetze der Unterwelt gebrochen werden können und Liesls unmögliche Liebe eine Chance bekommt?

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2019

Wahnsinn!

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Eine atemberaubende, schmerzhaft schöne Verschmelzung von Wahnsinn, Musik, Sehnsucht, heidnischen Sagen und düsterem Volksglauben; eindringlich und berührend in Worte gefasst.


Nach dem herzzerreißenden ...

Eine atemberaubende, schmerzhaft schöne Verschmelzung von Wahnsinn, Musik, Sehnsucht, heidnischen Sagen und düsterem Volksglauben; eindringlich und berührend in Worte gefasst.


Nach dem herzzerreißenden Ende des ersten Bandes fieberte ich dieser Fortsetzung und Finale entgegen; war voller Vorfreude und auch ein wenig Sorge, als das Buch eintraf. Würde es mich (wieder) verzaubern, mitreißen, überzeugen können?!

JA! Bereits von der ersten Seite an, von den Anmerkungen der Autorin, schlug mich die düstere Welt des Erlkönigs wieder in den Bann. Wie JJ bereits in ihren einleitenden Worten warnt, ist dieses Buch bedeutend ernster, zerrissener, aufwühlender - sie und Liesl leiden unter bipolarer Störung. Manie und Wahnsinn, Melancholie und kreatives Genie, Auf und Ab... Das Buch ist eine Achterbahn der Gefühle.

Dieser zweite Band ist schockierend und ungeschönt, aber zugleich voller Zauber und Betörung; ein sprachliches und emotionales Meisterwerk. Ich litt mit und für Liesl, Sepperl und den Erlkönig, wollte sie abwechseln umarmen, schütteln oder mit Schokolade aufmuntern. Die drei, durch übernatürliche Mächte aneinander und an die Welt der Kobolde gekettet, schaffen es immer wieder nicht, ihren Gefühlen und Bedürfnissen Ausdruck zu verleihe, Raum zu geben...

Wie schon im ersten Band spielt Musik eine herausragende Rolle, gliedert das Buch und wie in einem Musikstück ist auch die Stimmung mal düster, mal hoffnungsvoll, mal langsam, mal überstürzend. Wenn man sich mehr mit Musik auskennen würde, würde man sicherlich noch größere Freude an all´ den Ausführungen und Anspielungen haben - so reicht aber auch das Glossar und das vermittelte Gefühl.

Auch wenn die Geschichte ruhiger ist; weniger große Ereignisse geschehen, sondern sich um das Zwischenmenschliche, um die Psyche und den Wahn(sinn) der Figuren dreht, ist das Buch bei weitem nicht zäh, sondern im Gegenteil nervenaufreibend dramatisch und fesselnd. Der Erlkönig hat (leider) weniger Auftritte, die Handlung spielt größtenteils in der realen Welt; mit dem Grafen und seiner Frau sowie den Getreuen kommen neue Charaktere ins Spiel, man erfährt endlich mehr über die erste Erlkönigin und die Kindheit des jetzigen Erlkönigs. Perspektiv- und Szenenwechsel erhöhen dabei Spannung und Rätselhaftigkeit der Geschichte; mit jeder beantworteten Frage wird mindestens eine neue aufgeworfen. Können Liesl und der Erlkönig die Grenzen und Gesetze dieser Welt aufbrechen und zueinander finden, bevor der Wahn und die Wilde Jagd sie zerstören? Kann Liesl Sepperl retten und er ihr vergeben? Wie lauteter der Name des Erlkönigs; wie ist die Tapfere Maid Unterwelt und Wilder Jagd entkommen...?

Ich liebe diesen Fokus auf die innere Welt der Figuren, wie sie reifen und stärker werden, wie Liesl immer wieder zerbricht und dadurch erst ihr Selbst erkennen und akzeptieren lernt. Auch wenn ich mir mehr Szenen mit ihr und dem Erlkönig gewünscht hätte - wobei genau dieses Sehnen die Unerreichbarkeit, die Dramatik, die Melancholie, die Verzweiflung so unter die Haut gehend macht; sehnt man sich doch auch als Leser nach jenen Momenten der Harmonie und Geborgenheit. Stattdessen: Missklang, Missverständnis, Missgeschick.

In einem erschütterndem Finale klären sich (fast) alle Fragen und werden die Handlungsfäden auf befriedigende Art zusammengeführt. Ich muss sagen, dass ich das Ende absehbar fand; darum aber auch schlüssig, passend und erfüllend. Ich war nicht überrascht, aber definitiv überzeugt und berührt von jenen letzten Ereignissen und Entscheidungen.

Für meinen einzigen Kritikpunkt an diesem grandiosen Buch muss ich in die Spoilerkiste greifen; es geht um die Geschichte des Erlkönigs.

Veröffentlicht am 22.09.2019

Eine groteske, melancholische, düstere Geschichte über schöne Lügen und hässliche Wahrheiten

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Nach dem ich den ersten Teil der zweibändigen Dulogie rund um die Sage des Erlkönigs, "Wintersong" vor zwei Jahren aus der Hand gelegt hatte, dachte ich nur zwei Dinge: "WOW!" und "Her mit Band 2". Leider ...

Nach dem ich den ersten Teil der zweibändigen Dulogie rund um die Sage des Erlkönigs, "Wintersong" vor zwei Jahren aus der Hand gelegt hatte, dachte ich nur zwei Dinge: "WOW!" und "Her mit Band 2". Leider hat sich der Verlag relativ viel Zeit gelassen doch jetzt ist es da: das Finale meines Jahreshighlights 2017. Sofort in die Geschichte gestürzt musste ich nach wenigen Seiten feststellen, dass sich die Fortsetzung ganz anders gestaltete, als ich angenommen hatte. Zum Einen ist es sehr schade, dass "Shadowsong" unbekannte Töne anschlägt und den Fokus stark verschiebt, zum anderen sind die Unterschiede zu Band 1 auch ein wundervoller Zugewinn an Tiefe, sodass wir uns neu verlieben können. In diese unglaubliche Geschichte über Musik, Manie, Wahnsinn, Zerrissenheit, Schmerz, Selbstfindung, Opfer und was es heißt, wirklich und aufrichtig zu lieben.


"Bleib und sei bei mir" (…) Sie ruft ihn. Ein Monster hebt seinen Kopf als der Klang von Musik aus der oberen Welt hereindringt. (…) Es ist ein Hilfeschrei."


Schon die Gestaltung, die mal wieder wunderschön ist, lässt sich die düsterere Einfärbung der Geschichte erkennen. Wo Band 1 hell wie Winterschnee, hell wie der Tag war, ist Band 2 dunkelblau wie die Nacht. Wo zuvor karge, winterliche Vogelbeeren zu sehen waren, blühen nun üppige Mohnblumen. Und durch die aufflatternden, schwarzen Vogelsilhouetten und dem Schatten eines Mädchens in einem wehenden Kleid, erhält das Cover eine magische, düstere aber verspielte Note. Der Titel thront in Großbuchstaben im Zentrum des Ganzen und ist mit einem weißen Faden verziert. Das Beste an der Gestaltung ist jedoch das Innenleben des Romans. In vier Teile und übergeordnet in Abschnitte eines Musikstückes geteilt (Ouvertüre, Intermezzo, Zwischenspiel, Coda...) ist es mit wunderschönen Zitaten aus Briefen Beethovens an seine Geliebte und dem auch auf dem Cover zusehenden Kranz Mohnblüten gesäumt, während aufflatternde Vögel jede der liebevoll ausgewählten Kapitelüberschriften umgeben. Ich finde diese Gestaltung wirklich unfassbar schön und um einiges besser gelungen als das der englischen Ausgabe. Letzteres ist zwar auch hübsch anzusehen, mir aber zu verträumt und nicht so atmosphärisch.


Erster Satz: "Auf keinen Fall", rief Constanze und ließ ihren Gehstock auf den Boden krachen."


Nach einer Danksagung (zur besseren Beachtung durch den Leser vorangestellt) und einem aufschlussreichen Vorwort, in dem die Autorin durch eine Triggerwarnung das Hauptthema des Buches vorwegnimmt, steigen wir mit einer Flut von Briefen von Liesl an ihren Bruder Josef in die Geschichte ein. Seit sechs Monaten ist Liesl nun schon zurück aus der Unterwelt nachdem der Erlkönig sie allen Gesetzen zum Trotz hat gehen lassen. Sechs Monate, in denen nur die Routine der Arbeit und die Träume von einem Reich unter der Erde sie am Laufen halten. Sechs Monate, in denen sie von Josef aus Wien keine Briefe erhalten hat. Sechs Monate, in denen sie ihre Musik nicht mehr finden kann. Sechs Monate, in dem sie IHN nicht mehr finden kann. Lange bevor tragische Eistode in ihrem Dorf bestätigen, was ihre Großmutter schon längst befürchtet hat, weiß sie, dass sie den Wahnsinn beenden und in die Unterwelt zurückkehren muss. Denn die alten Gesetze fordern ihr gestohlenes Opfer ein und als ein unheiliges Heer durch die Lande reitet, muss sie sich fragen, was sie noch zu opfern bereit ist...


"Ein König steht in einem Hain, mit Kapuze und Mantel, ein großer, eleganter Fremder. Er steht abgewandt, schaut in den formlosen Nebel, der ihn umgibt, herausfordernd und doch voll Kummer, während das Donnern von Hufen und das glockengleiche Bellen der Jagdhunde die Luft erfüllt. Seine Gesichtszüge liegen im Schatten, aber Büschel federartigen weißen Haares schauen unter seiner Kapuze hervor, ein Funkeln heller Augen, die das seltsame, unendliche Licht um ihn herum widerspiegeln. In der Ferne wachsen Gestalten empor, die flüchtigen Nebelfetzen werden zu Fahnen, Dunst wird zu aufsteigenden Wellen, zu Pferdemähnen, zu Männern. Männern mit Speeren, Männer mit Schilden und Männer mit Schwertern. Ein unheiliges Heer.
"Sie kommen, Elisabeth."


Diese Geschichte im Stil eines düsteren, leidenschaftlichen, zauberhaften und magisch berührenden Märchens hat nichts mit dem typischen New-Adult-Fantasy-Genre gemeinsam, das mittlerweile die Bestsellerlisten in Beschlag nimmt - zum Glück! Wir bekommen hier keine fesselnde Unterhaltung, keine schönen Liebesszenen, keine bewundernswerte Charaktere und keine rasante Handlung - aber wir bekommen etwas viel besseres: Tiefe. Schon im Vorwort wird klar, dass sich die Autorin mit ihrer Fortsetzung auf ein ganz bestimmtes Thema konzentriert: die bipolare Störung ihrer Protagonistin Liesl, die ihrer eigenen Version des Wahnsinns nicht unähnlich sei. Immer wieder drehen wir uns um dieses Thema, fragen uns, was sich Liesl immer wieder fragt: "Ist das Wahnsinn? Oder einfach nur eine andere Art zu sein?" Die ambivalenten Auftritte des Koboldkönigs, die mythischen Hintergründe der "Wilden Jagd", die ungewöhnliche Romanze und die dunkle Unterwelt, die das Herz des ersten Teils waren, rücken hier zugunsten von Liesls Innenleben etwas in den Hintergrund. Von der düsteren, dunklen Fantasiewelt, die gleichzeitig schillernd schön und grausig schrecklich ist, wechseln wir hier zurück in eine von gesellschaftlichen Konventionen und Zwängen geprägte Umwelt. Die Sage vom Erlkönig, welche ursprünglich aus dem Dänischen kommt und von Johann Wolfgang von Goethe in der bekannten Ballade "Erlkönig" dargestellt wird, formt bloß noch den großen Rahmen. Stattdessen beschäftigen wir uns mit Liesls Persönlichkeit, ihren Fehlern, ihrer Schuld, ihrem Leiden, ihrer Entwicklung, ihrem Genie und ihrer ganz besonderen Form des Wahnsinns.


"Wahnsinn ist keine Gabe", sagte ich wütend.
"Aber auch kein Fluch", erwidert der Graf sanft. "Wahnsinn ist einfach."


Wir lernten die 19-Jährige Ich-Erzählerin als unscheinbares Mädchen kennen, das Provinz Bayerns etwa im 18. Jahrhundert zur Lebzeit Mozarts lebt und zwischen ihrer schönen Schwester Käthe und ihrem virtuosen Bruder Josef untergeht. In der Unterwelt schafft sie es dann, ihre gezähmte, selbstlose, konventionelle Fassade des langweiligen, reizlosen und mittelmäßigen Mädchens abzulegen und sich mit der Frau bekanntzumachen, die darunter liegt. Zwischen all ihrer Mittelmäßigkeit ihres Daseins, ihrem guten Benehmen, ihrer Rücksicht, ihrem Anstand, ihrer Zurückhaltung schlummert eine wilde, ungezähmte Gabe, die an die Oberfläche drängt - eine Leidenschaft für Sonaten, Bagatellen, Symphonien, Etüden, Chaconne und allen anderen Ansammlungen von Tönen. Inspiriert wird sie von der Schönheit der Natur in ihrem Koboldhain hinter dem Haus und vor allem von ihm: ihrem Koboldkönig. Sie entdeckt eine wilde Ungestüm, macht sich mit Wünschen, Sehnsüchten und Eigenarten vertraut, sodass sie wird, was ihr Angetrauter von ihr verlangt: Elisabeth ganz und gar. Zurück in der Realität kann sie nun weder ihr neu entfaltetes Genie ausleben, noch in die langweilige Mittelmäßigkeit zurückfinden, sodass sie zwischen den Welten, ihren Bedürfnissen und ihrer Liebe gefangen und zerrissen ist. Sie ist nicht mehr "Elisabeth ganz und gar" sondern nur "Elisabeth total verloren". In ihrer Orientierungslosigkeit, in ihrem Sehnen, in ihrem Schmerz gibt sie sich ihrem Destruktivität, ihrer Arroganz, ihren Launen, ihrer Egozentrik, ihrer Unvernunft - schlicht ihrem Wahnsinn hin.


"Wahnsinn, Manie, Melancholie. Musik, Zauber, Erinnerungen. Ein Strudel, der um eine Wahrheit kreist, die ich nicht zugeben will. Ich schlafe nicht, weil ich mich vor den Zeichen und Wunden fürchte, die sich sehe, wenn ich erwache. Dornenranken winden sich um Zweige, das Klacken von unsichtbaren Krallen, Blut, das zu einer Blume erblüht."


Geprägt von dieser Geisteshaltung nimmt auch die Handlung langsamere Züge an. Die Geschehnisse erscheinen als zähe, träge vor sich hinfließende Masse und wir verlieren uns zeitweise in Melancholie, Schmerz und Orientierungslosigkeit. Dass die Geschichte trotz der geringen Handlungskraft seine Anziehung nicht verliert, führt die Autorin geheimnisvolle Rückblicke in das Leben des Erlkönigs, eine neue zum Leben gewordene Legende und eine dunkle Verschwörung ein und entführt zuerst nach Wien und dann auf ein mystisches Anwesen in Böhmen. Außerdem rücken neben Liesls Gefühlen auch ihre Beziehungen zu Josef und Käthe stark in den Vordergrund. Besonders mit ihrem Wechselbalg-Bruder, dem "Gärtner ihres Herzens", verbindet sie ein festes Band, eine innige Liebe, die über alle Hürden und Grenzen transzendiert. So entfaltet diese groteske, melancholische und düstere Geschichte auch eine anrührend heilsame Seite, die von leidenschaftlicher Liebe zum Absonderlichen, Wundersamen und Monströsen erzählt.


"Der Mann wird zum Monster, der Junge zum Wechselbalg, die Komponistin zu einer Wahnsinnigen. Wir sind Schmetterlinge und die Unterwelt ist unser Kokon. Ein Ort der Verwandlung und der Magie und der Wunder. "Ich weiß", sage ich. "Er ist zerstört. Ein zerstörter König für eine zerstörte Königin."


Apropos monströs - auch der Koboldkönig entwickelt sich in diesem Buch immens. War er zuvor der eigentliche Reiz der Geschichte und sehr schwer zu fassen, verschmilzt er hier immer mehr mit dem düsteren Setting und geht als fühlende Figur verloren. Was klingt wie Kritik ist jedoch reine Beobachtung. Denn durch den Verlust Elisabeths hat der asketische, liebevolle, fromme und eigenwillige Mann in der Rolle des dunklen Herrschers der Unterwelt, des unsterblichen Herrn des Unheils sein Herz verloren und dient nun der Rolle, der Krone, die ihn zum Erlkönig macht und gleichzeitig in der Unterwelt festhält. Besonders genial an seiner ambivalenten Persönlichkeit ist, dass die Autorin sie nicht klar in "Gut" oder "Böse" teilt sondern ihre Protagonistin beide Seiten an ihrem lieben lässt: das Monster, das zu ihrem Wahnsinn, ihrer Hässlichkeit und ihrer Selbstsucht passt sowie der empfindsame, musikalische Mann, den ihr sensibles, geniales Herz liebt. Genau in diesem Punkt unterscheidet sich das Buch also von den vorgegebenen Mustern an Liebesromanen: er darf als Monster erscheinen, aber dennoch asketische, wichtigtuerische, fromme und eigenwillige Züge haben und Spiele lieben, sie darf hässlich, unvollkommen, wahnsinnig und unscheinbar sein, dabei aber immer wieder über sich selbst hinauswachsen. Zwei verlorene Gestalten, die über die Musik zusammen finden und von uralten Regeln der Magie wieder getrennt werden.


"Brombeerranken und Zweige regten sich beim Klang der Violine. Ein Gefühl der Wachsamkeit regte sich in einer Welt, die noch tief im Winterschlaf steckte. Das Atemholen, bevor sie sich erhob. Unter ihm und um ihn her griff der Wald nach ihm, streckte sich, wuchs, als antwortete er auf seinen Ruf. Die zerbrochenen Spiegel zeigten eine Myriade Jungen unter einer Myriade Bäume, doch Josef sah nicht, dass alle außer einem dasselbe Lied spielten."



Denn so anders dieser zweite Teil auch gegenüber seinem Vorgänger erscheint, so ähnlich ist er ihm auch in vielerlei Hinsichten. Auch diesem Finale wohnt eine unglaubliche Kraft, Poesie, Musik und Wildheit inne, die mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Die größte Gemeinsamkeit ist die Liebe zur Musik, die jede Seite verströmt. Bald wird klar, dass der Titel "ShadowSONG" wörtlich zu nehmen ist und wir in die Magie eintauchen dürfen, die Klavier und Geige in Verbindung wirken können. Durch den sehr blumigen, teilweise sogar lyrisch und poetisch anklingenden Schreibstil wird die klassische Musik Vivaldis, Haydns, Mozarts und nicht zuletzt Elisabeths selbst, auf wundervolle Art und Weise magisch und erlebbar gemacht. Trotz des ausführlichen Glossars an musikalischen Fachbegriffen am Ende des Buches sollte man jedoch ein wenig eigene Begeisterung für die Musik mitbringen, um Liesls Leidenschaft nachvollziehen zu können und sich nicht an den Beschreibungen über das Komponieren und das Spielen von Werken zu stören.


"In der Hochzeitssonate war es um mich gegangen. Um meine Gefühle. Wut, Zorn, Frustration, Angst, all das war der erste Satz gewesen. Sehnsucht, Zärtlichkeit, Zuneigung und Hoffnung waren der zweite Satz.
Hass war der dritte. Hass und Selbstverachtung."


Durch die wundersame, lebendige Darstellung der Musik in Kombination mit der dunklen, geheimnisvollen Anziehungskraft der Unterwelt mit der Gestalt des Erlkönigs entwickelt das Buch bald eine ganz eigene, unglaublich fesselnde Atmosphäre, die mich wie der Gesang der Loreley in ihren Bann gezogen und mitgerissen hat, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Wie auch schon die Ballade stellt der Roman die Natur, verkörpert vom schrecklich schönen Erlkönig und seiner Unheilsschar an Kobolden, nicht von ihrer ästhetischen oder gar religiösen Seite dar, sondern gibt ihr eine lockende, bezaubernde, beglückende und tötende Weise. Wie S. Jae-Jones es hinbekommen hat, ungezähmte, wilde, Leidenschaft, zarten, liebevollen Gefühlen gegenüberzustellen, die Kobolde und ihren König gleichsam unheimlich wie faszinierend zu gestalten, sodass man sich wie auch Elisabeth unglaublich lebendig und tot zugleich fühlt, ist wirklich unfassbar!


"Du bist das Monster, das ich für mich beanspruche."
Vielleicht liebte ich das Monströse, weil ich selbst ein Monster war. Josef, der Koboldkönig und ich. Wir waren groteske Figuren in der Oberwelt, zu seltsam, zu talentiert, zu viel. Wir waren alle zu viel."


Mein einziger Kritikpunkt bezieht sich auf die vielen Klischees, die die amerikanische Autorin leider mit ihren Spielorten Bayern, Wien und Böhmen verbindet. Die Protagonisten ernähren sich praktisch nur von Würstchen, Sauerkraut, Knödel und Spätzle und kürzen ihre deutschen Namen auf schreckliche Art und Weise ab. So heißen unsere Protagonisten etwa Liesl (Maria Elisabeth Ingeborg Vogler), Käthe (Anna Katherina Magdalena Ingeborg Vogler) oder Sepperl (Franz Josef Johannes Gottlieb Vogler). Das aller größte Verbrechen gegen meine Vorliebe für schöne Namen begeht sie aber, als sie am Ende den Namen des Erlkönigs enthüllt, den Liesl versteckt im Herzen trägt. Anstatt uns diesen Namen geheimnisvoll vorzuenthalten nennt sie uns einen deutschen Vornamen, der so profan und in Zusammenhang mit dem Erlkönig so lächerlich klingt, dass ich diese Szene einfach nicht ernst nehmen konnte.


"Wer bist du?", flüsterte der Wechselbalg.
Das Spiegelbild lächelte nur. "Ich bin du", antwortete es.
"Was bin ich?", fragte der Wechselbalg.
"Verloren", antwortete das Spiegelbild."


Das Ende nimmt nach dem eher trägen Mittelteil nochmal ordentlich Fahrt auf und ist voll Schmerz, voll Liebe und voll Aufrichtigkeit. Etwas kurz geraten und mit einigen offenen Fragen ist es nicht perfekt aber auf die genau richtige Art gleichzeitig wundervoll und schrecklich, sodass ich mir kein besseres Ende für diese furchtbar schöne (nie hat ein Oxymoron so gut gepasst) Geschichte vorstellen könnte.


"Der Verstand ist ein Gefängnis und nun bin ich frei. Frei, um formlos zu sein. Frei, um gestaltlos zu sein."




Fazit:


Diese groteske, melancholische, düstere Geschichte über schöne Lügen und hässliche Wahrheiten gibt sich so anders als Band 1 und ist dennoch genauso voller Musik und leidenschaftlicher Liebe zum Absonderlichen, Wundersamen und Monströsen. Der Fokus auf Elisabeths Persönlichkeit macht es möglich, sich nochmal komplett neu in dieses Meisterwerk zu verlieben. Denn das ist es trotz etwaiger Schwächen - ein Meisterwerk über Musik, Manie, Wahnsinn, Zerrissenheit, Schmerz, Selbstfindung, Opfer und was es heißt, wirklich und aufrichtig zu lieben.

Veröffentlicht am 10.10.2020

düstere Thematik und viel Mut

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Dieser zweite Band rund um die Erlkönig-Saga von S. Jae-Jones beginnt nicht wie jeder es erwartet gleich mit der Geschichte. In diesem Buch möchte sich erst die Autorin zu Wort melden. Zunächst war ich ...

Dieser zweite Band rund um die Erlkönig-Saga von S. Jae-Jones beginnt nicht wie jeder es erwartet gleich mit der Geschichte. In diesem Buch möchte sich erst die Autorin zu Wort melden. Zunächst war ich etwas verwundert zu Beginn die Danksagung und eine Anmerkung der Autorin vorzufinden, aber für die Geschichte ist es doch ganz gut und wichtig. Ich hoffe, dass niemand diese Seiten einfach überschlagen hat.

Durch die Anmerkung der Autorin erfahren wir, dass Liesl unter einer bipolaren Störung leidet, was zur damaligen Zeit natürlich noch nicht wirklich bekannt war. Wir erfahren auch wie viele persönliche Dinge S. Jae-Jones in dieses Buch eingebunden hat und warum dies nun im zweiten Teil mehr als im ersten geschah. Diese Erklärung an den Beginn zu stellen, fand ich nicht nur wichtig, sondern auch sehr mutig, zudem die Autorin damit sehr viel von sich preisgibt.

Ich erinnere mich noch an Gespräche beim und nach dem Lesen von ,,Wintersong”. Viele konnten Liesl nicht ganz verstehen. Ich hatte damals weniger Probleme. Sie war mir gleich sympathisch. Warum? Weil sie das fühlte, was ich auch öfter fühle. In ,,Shadowsong” werden diese Gefühle nun noch stärker und grade durch die Trigger-Warnung der Autorin deutlicher, sodass ich mir vorstellen kann, dass es nun einige gibt, die im Rückblick die Liesl aus dem ersten Band besser verstehen können.

Thematisch befinden wir uns in diesem Buch damit natürlich einmal bei der bipolaren Störung und auf der anderen Seite wieder bei wunderbar klassischer Musik. Das ganze bettet die Autorin wie auch schon zuvor in ein dunkles, düsteres Setting.

In ,,Wintersong” ist für Liesl sehr viel geschehen und sie versucht nun mit den Konsequenzen und Nachwirkungen zu leben und diese zu verarbeiten. Durch das oben bereits angesprochene ist sicherlich jedem klar, dass es sich hier nicht um eine Geschichte voller Sonnenschein handeln kann. Es dreht sich viel um Liesls Gefühlschaos.

Die Handlung an sich gestaltet sich sehr melancholisch und dunkel. Was mich etwas enttäuscht hat, war allerdings, wie langsam sie sich entwickelt. Man hatte zwischen durch das Gefühl, dass die Geschichte still zu stehen schien. Dadurch kam dann das Ende, wo doch deutlich mehr passierte, sehr plötzlich und wirkte etwas übereilt.

So sehr es mir gefiel mich mehr mit Liesl und ihren ,,Problemen” zu befassen, umso trauriger fand ich es, dass der Erlkönig an sich so gut wie gar nicht vorkam.
Im Rückblick auf ,,Wintersong”, wo die Beziehung der beiden zueinander doch sehr interessant und faszinierend war, hätte ich mir in der Richtung doch etwas mehr gewünscht. Doch leider waren die Momente mit ihm wirklich sehr kurz und das enttäuschte mich doch sehr, da der erste Band einfach etwas anderes erwarten ließ.

Dennoch braucht das Buch die Romantik zwischen den beiden nicht. Der Schreibstil der Autorin begeisterte mich bereits zuvor und schaffte es auch jetzt mühelos. Die dunkle Thematik und die Offenbarung zu Beginn des Buches schätzte ich sehr und möchte auch hier noch einmal meinen Respekt dafür zum Ausdruck bringen.

An sich ein ruhigeres Buch, mit sehr düsterer Thematik, auf die man sich einlassen können muss, um ein facettenreiches, interessantes Werk vorzufinden.

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Veröffentlicht am 18.10.2019

Leider nicht so stark wie der Vorgänger :(

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Ich habe den ersten Band dieser Dilogie geliebt und fand ihn einfach nur genial. Er war düster, faszinierend, beängstigend und hat dennoch etwas Hoffnung in sich getragen. Er hat mich mitgezogen, begeistert ...

Ich habe den ersten Band dieser Dilogie geliebt und fand ihn einfach nur genial. Er war düster, faszinierend, beängstigend und hat dennoch etwas Hoffnung in sich getragen. Er hat mich mitgezogen, begeistert und dazu gebracht sehnsüchtig auf den zweiten Band zu warten.

Nachdem ich diesen beendet habe muss ich leider sagen, dass ich etwas enttäuscht bin. Dieses Buch enthält ganz zu Beginn der Geschichte eine Triggerwarnung und das wahrscheinlich auch nicht zu unrecht, gleichzeitig finde ich aber auch dass es ein bisschen etwas vorweg nimmt.

Insgesamt ist das Buch unglaublich düster, voller Trauer, Verzweiflung, Niedergeschlagenheit und Dunkelheit geschrieben. Zwar wird es immer wieder mit kleinen Lichtblicken und Hoffnungen bespickt, doch letzten Endes ist es ein düsteres Buch dass an den Kräften zehrt.

In die Geschichte selber habe ich nur sehr beschwerlich gefunden, was an der Schreibweise aber auch den Charakteren an sich lag. Dazu fehlte mir die mystische Note und es ging zu sehr in der historischen Welt des Adels unter. Man kommt kaum mehr in die andere Welt und erhält keinen wirklichen Einblick in den Erlkönig und sein Gefolge was ich unglaublich schade finde.

Auch die Liebesgeschichte, so angehaucht sie auch im ersten Band war hat mir das Buch versüßt. Hier tritt der Erlkönig erst sehr spät auf, was mir persönlich nicht so gut gefallen hat. Er ist eigentlich Teil der Geschichte und wird nur noch auf den letzten Zügen kurz zum Einsatz gebracht.

Man erfährt tatsächlich viel über den Alltag und den Gemütszustand von Liesl und Josef, aber es fehlt mir persönlich einfach die spannende und mysthische Entwicklung die mich als Leser im ersten Band fesselt und begeistert hat.

Insgesamt muss ich leider sagen, dass auch das Ende so interessant und passend es umgesetzt wurde das Buch an sich nicht mehr komplett retten konnte. Davon abgesehen, dass man sich den Ausgang durchaus denken konnte

Es gab eine ganze Menge Ansätze, aber leider hat sich die Autorin zu sehr mit der Psyche an sich beschäftigt und damit meines Erachtens die Umsetzung und Entwicklung der Geschichte etwas aus den Augen verloren.

Mein Gesamtfazit:

Mit „Shadow Song“ hat S. Jae-Jones leider keinen perfekten Abschluss Ihrer Dilogie geschaffen. Sie versucht eine Brücke zu schlagen und vergisst meines Erachtens, dass es dazu auch starke und mitreisende Pfeiler braucht. Tatsächlich würde ich sagen, dass der erste Band brillant und wenn auch mit einem traurigem aber dennoch vollkommen akzeptablen Ende einhergeht. Der zweite Band ist für mich zu langatmig und wird erst mit Ende der Geschichte tatsächlich interessant. Sehr schade.

Veröffentlicht am 30.09.2019

die Atmosphäre vom ersten Teil ging leider etwas unter

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Inhalt:
Seit Liesl ihr Leben als Königin der Unterwelt hinter sich gelassen hat und zu ihrer Familie zurückgekehrt ist, versucht sie, die Musikkarriere ihres kleinen Bruders Josef zu fördern. Gemeinsam ...

Inhalt:
Seit Liesl ihr Leben als Königin der Unterwelt hinter sich gelassen hat und zu ihrer Familie zurückgekehrt ist, versucht sie, die Musikkarriere ihres kleinen Bruders Josef zu fördern. Gemeinsam mit ihrer Schwester reist Liesl nach Wien, um Josef zu unterstützen. Doch Josef verhält sich kühl, distanziert und zieht sich immer mehr zurück. Als besorgniserregende Zeichen darauf hindeuten, dass die alte Barriere zwischen den Welten verschwindet, muss Liesl ihren Bruder verlassen und in die Unterwelt zurückkehren. Nur sie kann das Mysterium enträtseln, das den König der Kobolde umgibt. Was muss passieren, damit die alten Gesetze der Unterwelt gebrochen werden können und Liesls unmögliche Liebe eine Chance bekommt?

Meinung:
Teil 1 hat bei mir total Begeisterung, Herzklopfen und Überraschung hervorgerufen, da besonders der Schreibstil besonders und einzigartig war. Leider konnte die Fortsetzung für mich hier bei weitem nicht mithalten :(

Der Einstieg in den zweiten Teil ging nicht ganz so einfach, wie beim ersten. Die Geschichte erschien recht trocken und zäh, sodass es zwischenzeitlich schwer wurde ihr weiter folgen zu wollen. Einzelne Passagen in Verbindung mit der Musik, die im ersten Teil ja eine große Rolle gespielt hat, sorgten jedoch dafür, dass ich diesem Teil eine Chance geben wollte.

Wintersong spielte überwiegend in der düsteren Atmosphäre der Welt des Erlkönig, die Fortsetzung meistens in der realen Welt, was diesem Buch leider etwas dieses fantasievolle, düstere und magische Flair genommen hat.

Fazit:
Die Fortsetzung hat mich leider etwas enttäuscht. All das, was den ersten Teil ausgemacht hat, die Poesie, die Dunkelheit und die Charaktere gingen hier leider etwas unter. Auch die Spannung war für mich leider nicht zu greifen. In meinen Augen hätte man viel in der Fortsetzung machen könne, da einige Wendungen vorhanden wären, die man eventuell besser hätte ausschöpfen könne, was aber leider nicht passiert ist. Deswegen vergebe ich für diesen Teil leider nur gut gemeinte 3 von 5 Sternen ♥