Cover-Bild Miroloi
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 19.08.2019
  • ISBN: 9783446261716
Karen Köhler

Miroloi

Roman
"So eine wie ich ist hier eigentlich nicht vorgesehen." - Karen Köhlers erster Roman über eine junge Frau, die sich auflehnt. Gegen die Strukturen ihrer Gesellschaft und für die Freiheit

Ein Dorf, eine Insel, eine ganze Welt: Karen Köhlers erster Roman erzählt von einer jungen Frau, die als Findelkind in einer abgeschirmten Gesellschaft aufwächst. Hier haben Männer das Sagen, dürfen Frauen nicht lesen, lasten Tradition und heilige Gesetze auf allem. Was passiert, wenn man sich in einem solchen Dorf als Außenseiterin gegen alle Regeln stellt, heimlich lesen lernt, sich verliebt? Voller Hingabe, Neugier und Wut auf die Verhältnisse erzählt „Miroloi“ von einer jungen Frau, die sich auflehnt: Gegen die Strukturen ihrer Welt und für die Freiheit. Eine Geschichte, die an jedem Ort und zu jeder Zeit spielen könnte; ein Roman, in dem jedes Detail leuchtet und brennt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2019

Gegen den Strom schwimmen

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Miroloi, auch Totenlied genannt, erzählt in 128 Strophen das Leben eines Teenager Mädchens, das als Findelkind auf einer Insel mit einem einzigen Dorf aufwächst und außer ihrem Finder und einer Freundin ...

Miroloi, auch Totenlied genannt, erzählt in 128 Strophen das Leben eines Teenager Mädchens, das als Findelkind auf einer Insel mit einem einzigen Dorf aufwächst und außer ihrem Finder und einer Freundin von ihm ist diesem Mädchen niemand wohlgesinnt. Das Inseldorf mutet archaisch an, wird durch ein sehr strenges patriarchales System beherrscht (Frauen haben kaum Rechte) und die Bewohnerinnen leben nach einer Religion, die sich wie ein Mischmasch aus unseren Weltreligionen anhört: Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus, aber auch griechische Mythologie. Zur Außenwelt hat die Insel kaum Kontakt.

Grundsätzlich sind das Voraussetzungen, die für eine spannende, entwicklungsreiche Geschichte sehr viel Stoff bieten können. Sprachlich ist dieses Buch auch wirklich ein Wahnsinn, nur für den Inhalt muss ich ein paar Abzüge machen. Generell ist dieses Buch aber sehr schwer zu bewerten, da es in keine Schublade passt. (Aber es wird sowieso Zeit das Schubladendenken endlich GANZ aufzugeben.)

Drei Punkte sind besonders hervorzuheben: Die Charakterentwicklung des Mädchens, die Sprache/der Schreibstil, die/der sich mit der Entwicklung des Mädchens verändert (warum ich das Mädchen nicht beim Namen nenne, erfahrt ihr nur, wenn ihr das Buch lest) und die feministischen Ansätze, die mal besser mal schlechter in der Handlung umgesetzt sind.

Die feministischen Themen sind: Unterdrückung der Frauen, Rollenverteilung der Geschlechter, Menstruation, erster Sex, die Klitoris, die Lust der Frau, Bildung (immer wieder Bildung), sexueller Missbrauch, körperliche Gewalt gegen Frauen, Zwangsehen.

Ziemlich viele negative Themen, es herrscht auch oft eine sehr bedrückte Stimmung und im Verlauf der Geschichte wird es nicht unbedingt besser. Ich habe mir so viele Fragen gestellt während des Lesens, aber kaum eine davon wird wirklich zufriedenstellend beantwortet. Viele der oben aufgezählten Themen werden natürlich sehr schrecklich dargestellt, es ist nicht immer klar, warum die Autorin noch eine weitere Form der unterschiedlichen Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen beschreiben musste, wenn daraus nichts weiter hervorgeht, außer die Erniedrigung der Frau. Die Stellung der Frauen im Dorf würde auch mit weniger Beispielen sehr deutlich dargestellt werden. Das ist mein Kritikpunkt an den feministischen Themen. Ich will nicht von sexuellem Missbrauch lesen, wenn mir darauf keine alternativen Handlungsmöglichkeiten gezeigt werden. Was bringt sich das? Was soll das? Klar, es ist Teil unserer Realität und es muss auch in der Literatur verarbeitet werden. Aber die Darstellung ist mMn oft problematisch.

Das Mädchen macht einen erstaunlichen Prozess durch und konnte mich von Anfang an für sich einnehmen. Am Anfang bekommt man noch sehr viele Beschreibungen der Welt, das wird aber besser und dann konnte mich auch die Handlung mitreißen. Diese wird im Verlauf jedoch etwas zäh und sehr vorhersehbar. Letzteres stört aber nur ein bisschen. Inhaltlich ist für erfahrenere Leser
innen wenig Neues dabei. Am Anfang ist die Sprache auch noch sehr einfach gehalten, sie ist klar, aber doch manchmal poetisch, auf den Punkt und dann wieder ausschweifend. Was aber alles super zum Mädchen passt, die uns eigentlich selbst ihre Geschichte erzählt. Sie kann sich oft nicht so gut ausdrücken, was ihrem Bildungsstand zuzuschreiben ist, und erfindet deswegen wunderbare Worte und bildet fast eine eigene Sprache.


Fazit

Schwierig, schwierig. Dieses Buch macht etwas mit einem. Ich konnte nur nicht so ganz einschätzen, was es ist. Ich habe es einerseits sehr gern gelesen, andererseits gab es einige Sachen, die mich gestört haben. Hier muss sich jede*r selber eine Meinung bilden, also lest es!

Veröffentlicht am 21.09.2019

Ungewöhnlich

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Zum Inhalt:

Ein Dorf, eine Insel, ein Findelkind. Die Männer haben das Sagen, Frauen dürfen nicht mal lesen und schreiben. Was passiert, wenn sich eine auflehnt?

Meine Meinung:

Das Buch besticht vor ...

Zum Inhalt:

Ein Dorf, eine Insel, ein Findelkind. Die Männer haben das Sagen, Frauen dürfen nicht mal lesen und schreiben. Was passiert, wenn sich eine auflehnt?

Meine Meinung:

Das Buch besticht vor allem durch seinen extrem ungewöhnlichen Schreibstil, an den man sich erst einmal sehr gewöhnen muss. Ist einem das aber gelungen, erwartet einen ein Buch, dass man entweder mag oder auch nicht. Ich mochte es sehr, weil es so ungewöhnlich ist. Ich glaube, dass es ein Buch ist , das polarisiert. 

Fazit:

Ungewöhnlich

Veröffentlicht am 21.08.2019

Mein Miroloi muss ich mir selber singen

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Auf einer abgeschiedenen Insel lebt eine Dorfgemeinschaft nach ihren eigenen strengen Regeln, die der Ältestenrat basierend auf der heiligen Khorabel vorgibt. Frauen dürfen nicht lesen und schreiben lernen, ...

Auf einer abgeschiedenen Insel lebt eine Dorfgemeinschaft nach ihren eigenen strengen Regeln, die der Ältestenrat basierend auf der heiligen Khorabel vorgibt. Frauen dürfen nicht lesen und schreiben lernen, Männer dürfen nicht kochen und singen. Moderne Geräte gibt es nur wenige, denn der Rat entscheidet, welche vom Händler gebrachten Waren auf der Insel bleiben dürfen. Auch dass die junge Frau, die einst vom Bethaus-Vater gefunden wurde, keinen Namen haben darf, wurde von ihm bestimmt. Die Dorfgemeinschaft grenzt sie aus und lässt sie ihre Verachtung spüren, denn sie soll Unglück bringen. Doch ihre Neugier ist groß und sie beginnt heimlich, die Regeln zu brechen.

Der Roman ist aus der Sicht namenlosen Frau geschrieben, die beim Bethaus-Vater aufgewachsen ist. Ihre Tage sind angefüllt mit harter Arbeit: Felder müssen bestellt, Gärten gepflegt, Holz gesammelt, Gerichte gekocht und Kleider genäht werden. Sie gibt dem Leser zahlreiche Einblicke in das Dorfleben, das an die Amish People erinnert, denn jeglicher Fortschritt wird abgelehnt. Zudem besteht der Ältestenrat nur aus Männern und die Gesetze unterdrücken die Frauen auf verschiedenste Weise.

Die Dorfbewohner kennen kein anderes Leben, denn es ist nicht gestattet, die Insel zu verlassen. Die Erzählerin ist gefangen in einem Leben als Außenseiterin. Sie wird beschimpft, beschuldigt und immer wieder abgewiesen. Und es bleibt nicht immer bei Worten, das musste sie schon vor Jahren schmerzlich erfahren. In ihre Welt einzutauchen und sie zu begleiten tut weh und brachte mich als Leser ins Nachdenken über Recht und Ungerechtigkeit.

Die Frau gibt jedoch nicht auf, denn sie ist klug und neugierig und hat zum Glück einige wenige Menschen, die sie nicht abweisen. Der Bethaus-Vater als ihr Finder lässt sie bei sich wohnen, versucht sie zu schützen und teilt heimlich verbotenes Wissen mit ihr. Das gleiche gilt für Mariah, die für den Bethaus-Vater kocht. Offene Gespräche mit ihnen sind immer wieder kleine Hoffnungs-Inseln im Alltag der Protagonistin.

Das Dorfleben wird ausführlich beschrieben. Für mich hätten einige Parts straffer erzählt sein können, da ich mir das Leben in solch einer Gemeinschaft bald gut vorstellen konnte. Was sich hingegen schleichend ändert ist das Leben der Erzählerin. Neues Wissen und eine überraschende Begegnung lassen sie immer stärker die Regeln hinterfragen. Sie lehnt sich still und immer umfassender auf, während Ereignisse im Dorf die Situation weiter verschärfen. Wie lange kann das noch gut gehen?

„Mein Miroloi muss ich mir selber singen“, das sind die Worte der Protagonistin. Denn sie will nicht auf ihren Tod warten, nach dem die Hinterbliebenen üblicherweise das Leben des Verstorbenen besingen. Und wer sollte das dann schon für eine Namenlose tun? Deshalb legt sie in Form dieses Romans ein Miroloi für sich selbst vor. Ihre Sprache ist einfach und gleichzeitig sehr poetisch und berührend. Das steht in Kontrast zu den beklemmenden Ereignissen im Dorf. Ich bangte mit der Erzählerin und meine Wut wuchs immer weiter, denn was passiert ist nicht fair und lässt sich trotzdem nicht aufhalten. Ein wichtiger Roman über Ausgrenzung, Feindseligkeiten und Unterdrückung ebenso wie Mitgefühl, Zusammenhalt und Auflehnung.

Veröffentlicht am 25.09.2019

das Mädchen ohne Namen

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„Miroloi“ von Karen Köhler erschien am 19.08.2019 im Verlag Hanser.
Das Cover hat mich von Anfang an, mit seiner Einfachheit, beeindruckt, die Farbe fällt sofort ins Auge, die Aufmachung lässt an Meer ...

„Miroloi“ von Karen Köhler erschien am 19.08.2019 im Verlag Hanser.
Das Cover hat mich von Anfang an, mit seiner Einfachheit, beeindruckt, die Farbe fällt sofort ins Auge, die Aufmachung lässt an Meer und Wellen denken.

Eine Insel und darauf ein Dorf, dort wird ein Kind, in einer Bananenkiste, auf den Stufen zum Bethaus ausgesetzt. Sie wächst als Außenseiterin in der abgeschirmten Gesellschaft auf. Diese Gemeinschaft wird von einem Ältestenrat geleitet, mit vielen Traditionen die alles mögliche einschränken. Was passiert wenn diese Findelkind, die nicht einmal das Recht auf einen Namen bekam, lesen lernt, sich verliebt und anfängt sich aufzulehnen?........

Karen Köhlers erster Roman, bislang hatte sie sich einen Namen als Drehbuchautorin, Schauspielerin und Autorin von Theaterstücken, gemacht. Ihre Geschichte beginnt sehr langsam, die Protagonistin erzählt über ihr Leben und bringt dem Leser die örtlichen Gegebenheiten und die Dorfgemeinschaft sehr nahe. Die Handlung selbst kommt sehr schleppend in Gang, es passiert nicht wirklich viel. Karen Köhler hat eine befremdliche Welt, mit archaischen Strukturen, auf einer Insel im Nirgendwo erschaffen. Sie nennt weder wo oder wann die Geschichte spielt. Die Insel wird von einem dreizehnköpfigen Ältestenrat beherrscht und unterliegt 30 Gesetzen. In dieser Welt dürfen Frauen nicht lesen und schreiben lernen, nur die Hausarbeit wird ihnen gelernt. Doch auch die Männer sind reglementiert sie dürfen nicht kochen und singen, nur wenige ausgewählte dürfen lesen lernen, denn das weckt Begehrlichkeiten, wie Fernweh. Keiner darf die Insel verlassen.
Sehr detailliert blickt die Autorin in das Zusammenleben der Inselbewohner, beschreibt deren Verhalten, den Umgang miteinander und das persönliche Ausweiten der Gesetze, aber auch den Missbrauch stellt sie dar. Sie wirft mit ihrer Geschichte, einer Parabel gleich, Fragen nach Moral und ethischen Grundsätzen auf.
Der Schreibstil ist sehr außergewöhnlich und gewöhnungsbedürftig, naiv und stimmig, denn die Geschichte wird aus Sicht der Namenlosen 16 jährigen jungen Frau erzählt. Dadurch entsteht eine einfache und durch zahlreiche Wortneuschöpfungen geprägte Sprache, die Geschichte gewinnt deshalb an Authentizität.
Die Charaktere der Dorfgemeinschaft sind nicht immer durchschaubar, dies ist ebenfalls der Ich-Erzählperspektive geschuldet und wahrscheinlich gewollt. Die Entwicklung der Protagonistin ist nachvollziehbar, die Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle sind sehr gut geschildert. Sie blickt immer tiefer und sieht die Ungerechtigkeiten, die tagtäglich herrschen immer besser.

Fazit: Die Geschichte von Karen Köhler besticht durch ihre außergewöhnliche Sprache, mich erinnert sie an „Die Farbe von Milch“ von Nell Leyshon. Sie zeigt wie abgrundtief hässlich Menschen mit anderen umgehen können. Mir persönlich sind es zu viele negative Themen, die Welt ist abstoßend, es gibt keine positiven Aspekte. Das Aufbegehren der Dorfgemeinschaft gegen die archaische Welt fehlt, einzig die junge namenlose Frau kämpft dagegen an. Das offene Ende der Geschichte finde ich sehr passend. Ich gebe meine Leseempfehlung für alle die gerne neue Erfahrungen machen.

Veröffentlicht am 18.09.2019

Miroloi

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Auf einer kleinen Insel im Meer lebt eine verschworene Gesellschaft. Mit einfachsten Mitteln bestreiten sie ihren Alltag, Frauen haben ihren Männern zu gehorchen, die wiederum halten sich an die hausgemachten ...

Auf einer kleinen Insel im Meer lebt eine verschworene Gesellschaft. Mit einfachsten Mitteln bestreiten sie ihren Alltag, Frauen haben ihren Männern zu gehorchen, die wiederum halten sich an die hausgemachten Gesetze des Ältestenrats. Dazwischen findet sich ein namenloses Mädchen, das als Sündenbock für die ganze Gesellschaft herhalten muss. Nicht einmal einen Namen gestehen sie ihr zu, und nur ihrem Ziehvater verdankt sie etwas Schutz. Doch eines Tages bröckeln die alten Strukturen; zumindest ein bisschen.
Karen Köhlers Roman liest sich wirklich intensiv. Man muss sich zunächst an den eigenwilligen Stil gewöhnen, einfache, aber dennoch ausdrucksstarke Sätze bestimmen die Geschichte. Als Erzählerin fungiert das namenlose Mädchen, deren mangelnde Bildung sich eben auch in ihrer Sprache wiederfindet; vieles kann sie nicht benennen, denkt sich dafür neue Worte aus, Gefühle kann sie oft gar nicht in Worte fassen. Ihr Leben ist wirklich hart, die sinnlose Ächtung der Dorfbewohner spürt man mit jeder Zeile, der Autorin gelingt es hervorragend jedes noch so kleine bisschen Schmerz schonungslos an den Leser weiterzugeben. Mich hat ein wenig gestört, dass Veränderungen der Situation immer nur von außen angestoßen wurden bzw. von recht vorhersagbaren Ereignissen, die manchmal doch eher künstlich herbeigeführt wurden. So lebt der Roman weniger von überraschenden Wendungen, sondern eher von den transportierten Emotionen und eben auch davon, dass man als Leser gehörig ins Grübeln kommt. Insgesamt bleiben mir am Ende zu viele Fragen unbeantwortet; ein offenes Ende finde ich völlig in Ordnung, aber das ein oder andere Warum hätte die Autorin für meinen Geschmack noch beantworten müssen. So bleibt die gehaltvolle Geschichte leider etwas im luftleeren Raum hängen. Schade.