Nazi-Kunst, Entführungen und ein Flammenwerfer in Berlin
Ein toller Berlin-Thriller, bei dem es um Nazi-Kunst, Flammenwerfer und vielschichtige Charaktere geht. Jo Machedanz' erster Ausflug ins Genre ist definitiv geglückt.
Inhalt:
Ein Mann verbrennt in seinem ...
Ein toller Berlin-Thriller, bei dem es um Nazi-Kunst, Flammenwerfer und vielschichtige Charaktere geht. Jo Machedanz' erster Ausflug ins Genre ist definitiv geglückt.
Inhalt:
Ein Mann verbrennt in seinem Wagen, eine junge Frau verschwindet spurlos. Leider erkennt die Polizei keinen Zusammenhang, so dass die taube Kiki Timm selbst Nachforschungen anstellt. Unterstützt wird sie von Aussteiger Paul, neben dessen Wohnhaus der Wagen in den Flammen eines Flammenwerfers verbrannte.
Gleichzeitig ist ein amerikanischer Privatdetektiv in der Stadt und soll für seinen zwielichtigen Auftraggeber ein Akt-Gemälde des berüchtigten Nazi-Malers Adolf Ziegler erstehen.
Cover:
Die Fußbodenplatten aus dem Haus der Kunst in München haben einen direkten Bezug zu den Bildern, die während der NS-Zeit in dem Haus ausgestellt wurden. Ein Zusammenhang, den der Leser nicht auf den ersten Blick erfassen kann, aber dank der Hintergrundinformationen finde ich es sehr gut gewählt.
Der Titel lässt ja auch das Allerschlimmste erwarten, zum Glück geht es nicht ganz so blutig zur Sache.
Setting und Stil:
Der Autor zeigt uns die nicht ganz so schönen Ecken Berlins, wobei wir an der Seite des Privatdetektivs auch etwas bessere Gegenden und andere Städte zu sehen bekommen. Tolle Beschreibungen, den einen oder anderen Dialekt und reichlich sehr interessantes Hintergrundwissen reichern die gut lesbare Handlung ab.
Kurze Abschnitte mit genauen Zeitangaben treiben die Handlung aus unterschiedlichen Sichten der Hauptcharaktere voran.
Charaktere:
Es gibt drei große Handlungsstränge, die sich durchaus überschneiden. Der erste dreht sich um Kiki Timm, die dank ihres Cochlea-Implantats gut mit ihrer Taubheit zurechtkommt, eine leidenschaftliche Sprayerin ist und dank des Internets Kontakt zu Paul bekommt, der ihr bei der Suche nach der Mitbewohnerin hilft. Die zweite Gruppe sind die Mitglieder der Sonderkommission "Brandopfer" und der dritte Strang dreht sich um den Privatdetektiv Adam Peppercorn.
Allen ist gemeinsam, dass die lebensnahen Charaktere viel Tiefgang und Hintergrund haben, so dass man sich sehr leicht in sie hineinversetzen kann. Eine tolle Mischung, von der zumindest ein Teil eine Fortsetzung bekommen soll.
Besonders schräg ist Adams Auftraggeber, bei dem man, genau wie beim Täter, aus dem Kopfschütteln kaum noch herauskommt.
Geschichte:
Eine vermisste Mitbewohnern, ein verschwundenes Mädchen, verkokelte Leichen und Nazi-Kunst, die der Führer selbst für gut befunden hat. Das alles gepaart mit einzigartigen Charakteren, seltsamen Berlinern, reichlich Lokalkolorit und vielen spannenden und bedrohlichen Momenten. Einer perfekte Mischung, die einen nicht loslässt.
Fazit:
Fleischmaler ist wieder einmal ein Thriller, den ich an einem Stück gelesen habe. Ich kann ihn also nur jedem Fan des Genres empfehlen. Die Charaktere sind klasse, der Fall äußerst spannend und die Hintergrundinfos für mich sehr informativ und perfekt in die Handlung eingebunden. Ich war von Anfang bis Ende gefesselt und freue mich auf weitere Geschichten des Autors.