Zwei Männer. Zwei Möglichkeiten. Zwei Leben. Jackie Thomae stellt die Frage, wie wir zu den Menschen werden, die wir sind.
Mick, ein charmanter Hasardeur, lebt ein Leben auf dem Beifahrersitz, frei von Verbindlichkeiten. Und er hat Glück – bis ihn die Frau verlässt, die er jahrelang betrogen hat. Gabriel, der seine Eltern nie gekannt hat, ist frei, aus sich zu machen, was er will: einen erfolgreichen Architekten, einen eingefleischten Londoner, einen Familienvater. Doch dann verliert er in einer banalen Situation die Nerven und steht plötzlich als Aggressor da – ein prominenter Mann, der tief fällt. Brüder erzählt von zwei deutschen Männern, geboren im gleichen Jahr, Kinder desselben Vaters, der ihnen nur seine dunkle Haut hinterlassen hat. Die Fragen, die sich ihnen stellen, sind dieselben. Ihre Leben könnten nicht unterschiedlicher sein.
Ein sprachlich großartiges Buch, welches auf emotionaler Ebene komplett überzeugt und durch eine intelligente Herangehensweise den Leser zu bereichern weiß !
Ein sprachlich großartiges Buch, welches auf emotionaler Ebene komplett überzeugt und durch eine intelligente Herangehensweise den Leser zu bereichern weiß !
Mick und Gabriel werden beide 1970 geboren. Ihr Vater, ein Afrikaner, der in der DDR studiert hat, hat ihnen nur die Hautfarbe hinterlassen. Jackie Thomae entwirft ein Porträt zweier Männer, die zwar ähnliche ...
Mick und Gabriel werden beide 1970 geboren. Ihr Vater, ein Afrikaner, der in der DDR studiert hat, hat ihnen nur die Hautfarbe hinterlassen. Jackie Thomae entwirft ein Porträt zweier Männer, die zwar ähnliche Gene haben, sich aber ganz unterschiedlich entwickeln. Aber beide haben Fragen, an sich, an ihre Mitmenschen, an das Leben.
Der Roman hat mich begeistert. Im Grunde sind es zwei Romane in einem. Im ersten Teil bin ich Mick begegnet, im zweiten Teil Gabriel. Die beiden Teile sind völlig unterschiedlich geschrieben, verbunden sind sie nur durch ein kurzes Zwischenspiel, aber das hat mir gereicht. Vielleicht hat mich das Ganze auch so begeistert, weil ich ungefähr zur gleichen Zeit wie Mick und Gabriel aufgewachsen bin. Da wurden Erinnerungen wach.
Die Autorin schreibt großartig, ich weiß nicht, wie ich das anders formulieren soll. Mick mit seinem Hang, stets einen Schritt von illegalen Machenschaften entfernt zu sein und mit seiner Bindungsunfähigkeit; Gabriel, der in London zum Stararchitekten aufsteigt und Frau und Sohn zumindest finanziell absichert. Alle Charaktere werden in diesem Roman lebendig und Jackie Thomae macht nicht den Fehler, und das hätte durchaus passieren können, die Hautfarbe der Protagonisten oder den Mauerfall zu sehr in die Handlung miteinzubeziehen. Mit großer erzählerischen Kraft hat sie mich durch zwei Leben geführt, die die gleiche Ausgangssituation hatten, sich aber unterschiedlich entwickelt haben.
Ein unglaublich bunter Roman, der völlig zu Recht auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis gelandet ist.
„Brüder“ ist der zweite Roman der Schriftstellerin Jackie Thomae. Dieser Roman ist in Parallelen zu ihrer Biografie gehalten.
Es wird von zwei Halbbrüdern vom gleichen Vater, der ihnen die dunkle Haut ...
„Brüder“ ist der zweite Roman der Schriftstellerin Jackie Thomae. Dieser Roman ist in Parallelen zu ihrer Biografie gehalten.
Es wird von zwei Halbbrüdern vom gleichen Vater, der ihnen die dunkle Haut vererbt hat, erzählt. Es sind Mick und Gabriel, die unter verschiedene Grundbedingungen aufwuchsen. Und sie haben auch ihre eigenen Charaktere.
Die Geschichte des Vaters der beiden ist auch interessant. Der war ein Student aus Afrika, der seinen Studienplatz in Leipzig bekommen hatte. Gabriel wird ein guter Architekt mit Frau und Sohn. Mick ist nicht ganz so strukturiert, aber er berappelt sich.
Jackie Thomae beeindruckt mit guter Sprache und gutem Stil. So gibt sie diesem Roman Charakter. Sie hat das Zeug zum Schreiben.
Das Buch ist ziemlich dick, aber es lohnt sich es zu lesen.
Brüder ist die Geschichte zweier Halbbrüder, Mick und Gabriel, die beide denselben senegalesischen Vater haben. Beide kommen im gleichen Jahr zur Welt und wachsen in der DDR auf. Der Vater hat ihnen deine ...
Brüder ist die Geschichte zweier Halbbrüder, Mick und Gabriel, die beide denselben senegalesischen Vater haben. Beide kommen im gleichen Jahr zur Welt und wachsen in der DDR auf. Der Vater hat ihnen deine Hautfarbe vererbt, mehr wissen sie nicht von ihm, noch wissen sie voneinander. Die erste Hälfte des Buches erzählt Micks Geschichte: er wächst mit seiner Mutter auf, die wechselnde Partner hat. Als er ungefähr im Teenager Alter ist, heiratet sie in den Westen. Er ist ein mittelmässiger Schüler, hat keine grossen Ambitionen und verbringt einige Zeit in Clubs mit Alkohol und Drogen. Er lernt Delia kennen, mit der er lange Zeit zusammenlebt und sie regelmäßig betrügt, die ihn jedoch schließlich verlässt und (so wie er empfindet) ihn völlig alleine stehen lässt. Gabriel hingegen wächst mit seinen Großeltern auf, der Großvater ist die wichtigste Bezugsperson. Er studiert Architektur, geht nach London und lässt sich dort nieder, wo er Fleur kennenlernt. Als sie schwanger wird heiraten die beiden. Er ist erfolgreich, arbeitet hart, verdient gut, hat seine Familie... Alles scheint perfekt, bis er eines Tages auf der Straße ausrastet...
Die beiden Geschichten hängen kaum bis gar nicht zusammen. Micks Geschichte wird in der dritten Person erzählt. Nach etwas weniger als der Hälfte wird auf Gabriel gewechselt, fortan wird in der ersten Person erzählt, abwechselnd aus der Sicht von Gabriel und Fleur, seiner Frau. Ich habe das Buch gern gelesen, Thomae kann schreiben. Die beiden Teile sind für mich allerdings zu unterschiedlich, ich hätte mir mehr Berührungspunkte gewünscht. Ich bleibe etwas ratlos zurück und weiss nicht recht, wie ich das Buch einordnen soll.
Zwiegespalten wie das Buch bin auch ich nach der Lektüre.
Einerseits fühlte ich mich über weite Strecken gut und angenehm unterhalten, Mick und Gabriel – gemeinsam mit Fleur und Albert als seine Kernfamilie ...
Zwiegespalten wie das Buch bin auch ich nach der Lektüre.
Einerseits fühlte ich mich über weite Strecken gut und angenehm unterhalten, Mick und Gabriel – gemeinsam mit Fleur und Albert als seine Kernfamilie – über Jahre und teils Jahrzehnte zu begleiten. Ihre Leben so wie die Figuren selbst sind sehr unterschiedlich, und ein drogenkonsumierender Clubbesitzer und ein verschrobener „Stararchitekt“ – warum auch mit weniger zufriedengeben – bieten ausreichend Erzählstoff, gewürzt mit schrägen Begegnungen, nicht immer vorhersehbaren Wendungen und auch der einen oder anderen Szene mit einem gewissen Ekelfaktor zur Unterhaltung.
Doch andererseits gleicht das, was die Leserin und der Leser bekommen, einem großen Potpourri – von allem und für jede und jeden ist etwas dabei – ein wahrer Gemischtwarenladen der in der deutschen Literatur der Nachwendezeit großen Themen: Ost und West, arm und reich, Patchwork- und klassische Familienverhältnisse und natürlich und vor allem schwarz und weiß, oder: People of Color und indigene Europäerinnen und Europäer.
Tiefgang kann so nicht aufkommen, die Themen werden an der Oberfläche angerissen, teilweise alle auf einmal. Und worauf die Geschichte hinauslaufen soll, ist für mich leider bis zum Schluss auch nicht erkennbar. Das Plotten erscheint mir gewollt, am Ende ist mir zu viel zu gut – ein Aufgehen im Wohlgefallen muss schon zur Geschichte passen und nicht nur die Leserin und den Leser zufriedenstellen wollen.
Zufriedenheit war dann auch nicht das, womit ich das Buch nach langen über 500 Seiten letztendlich aus der Hand gelegt habe – eher eine gewisse Enttäuschung und die Überzeugung, dass die Autorin hier wohl zu viel gewollt und zu wenig umgesetzt hat.