In den 80ern war Dean Koontz neben Stephen King und Clive Barker gern gesehener Gast in meinem Bücherschrank. In den 90er und 00er Jahren schlief mein Koontz-Interesse ein, aber wie ihr wisst, habe ich vor einiger Zeit begeistert „Suizid“ gelesen. Das entfachte naturgemäß mein Interesse an der Fortsetzung „Gehetzt“und ich wurde – das verrate ich an dieser Stelle – nicht enttäuscht.
„Gehetzt“ beginnt direkt dort, wo „Suizid“ endete. Meiner Meinung nach ist es besser, wenn man bereits den ersten Teil gelesen hat, auch wenn Koontz immer wieder beiläufig einflechtet, was im ersten Band geschah. Das ist aber eher geeignet, Erinnerungslücken bei „Suizid“-LeserInnen zu stopfen, statt NeuleserInnen besser in die Handlung einzuführen. NeuleserInnen rate ich daher, unbedingt „Suizid“ zu lesen, bevor sie sich „Gehetzt“ zuwenden.
Wer „Suizid“ bereits kennt, muss sich keine Sorgen machen. Im Gegenteil vertrete ich die Ansicht, dass die Fortsetzung ebenbürtig wenn nicht sogar besser als der Auftakt ist. Das Tempo stimmt durchweg und ist vergleichbar mit dem im ersten Teil. Vor allem aber ist Jane Hawk nach wie vor Jane Hawk – Koontz treibt ihre Entwicklung nicht unnötig schnell voran und verfällt auch nicht auf die wahnwitzige Idee, sie plötzlich „menschlicher“ oder – schlimmer noch – „unmenschlicher“ zu gestalten als sie ist. Sie ist und bleibt eine tolle Protagonistin, die sich meine Sympathie erobert hat, weil sie ist wie sie ist – eine interessante Frau, die ihren Mann verloren hat, ihren Sohn schützen will und sich auf die Jagd nach Menschen macht, die so mächtig sind, dass es an ein Wunder grenzt, dass sie nicht schon längst gefasst wurde.
Was mir bei der Lektüre nach wie vor sehr viel Spaß macht, ist Koontz‘ Fähigkeit, Spannungsliteratur zu schaffen. Ich habe nicht nur einen Thriller gelesen, sondern toll geschriebene, teilweise zu Herz gehende Literatur, ohne je das Gefühl zu haben, ein bemühtes emotionales Machwerk zu lesen. Der Fokus liegt auf dem Thrill, nur dass Koontz seine Heldin und ihre HelferInnen ganz offensichtlich mag – und das überträgt sich auf die LeserInnen. Besser noch: Koontz respektiert offensichtlich seine LeserInnen und liefert dadurch beste, intelligente Unterhaltung.
Von mir gibt es für „Gehetzt“ eine klare Leseempfehlung!