Zeitreise vom Feinsten
„...Unter allen dummen Idee, die ich jemals hatte, nimmt diese unzweifelhaft den Spitzenplatz ein. Was habe ich mir da nur wieder eingebrockt?...“
Währen Niki in der Gegenwart im Koma liegt, findet sein ...
„...Unter allen dummen Idee, die ich jemals hatte, nimmt diese unzweifelhaft den Spitzenplatz ein. Was habe ich mir da nur wieder eingebrockt?...“
Währen Niki in der Gegenwart im Koma liegt, findet sein Leben im Jahre 1193 statt. Gerade hat der päpstliche Legat Ronaldo von Verona Herzog Leopold von Österreich wegen der Inhaftierung von Richard Löwenherz exkommuniziert, da hat Niki die Idee, das sich dies doch sicher rückgängig machen ließe, wenn man in Konstantinopel eine wertvolle Reliquie finden und die dem Papst überreichen würde. Dann aber wird er selbst dazu bestimmt, mit nach Konstantinopel zu reisen -zu Fuß und durch den Balkan. Die Reaktion steht im Eingangszitat.
Der Autor hat erneut einen fesselnden und amüsanten historischen Roman geschrieben. Das Buch zeichnet sich unter anderen durch seine exakte Recherche aus. Sowohl das historische Wien, als auch Konstantinopel werden gut beschrieben.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er unterstützt einerseits die teils rasante Handlung und bietet andererseits etliche Stellen zum Schmunzeln. Der 19 jährige Niki war im Vorgängerband in Dürnstein gelandet. Jetzt ist er erneut hier. Natürlich spielen seine Erfahrungen der heutigen Zeit in der Handlung eine Rolle. Sehr gekonnt finde ich seine Vergleiche zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Bei der Beschreibung der Begleiter des päpstlichen Legaten klingt das so:
„...Wie gut geschulte Leibwächter, dachte Niki. Fehlt nur noch der Knopf im Ohr, das Funkgerät und der Schulterhalfter...“
Sie sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der sich auf den Weg nach Konstantinopel macht. Ihr Führer ist Hadmar, der Sohn des Herzogs. Auch Engeltrud, genannt Engel, Nikis Freundin, lässt es sich nicht nehmen, ihn auf der Reise zu begleiten. Hadmar ist alles andere als begeistert. Doch die junge Frau wird sich als wichtige Stütze erweisen.
Ihr Weg ist gespickt mit Gefahren. Und die schweißen sie zusammen. Jeder bringt sich mit seinen Stärken ein.
Eine wichtige Stelle ist für mich die Situation, als Niki im Kampf erstmals einen jungen Mann tötet, der wenige Jahre jünger ist als er. Darauf war er nicht vorbereitet. Doch Hadmar belehrt ihn:
„...Er wusste genau, was er riskiert, wenn er hierher kommt. Töten oder getötet werden, Nikolaus. Darauf läuft es immer hinaus am Ende des Tages. […] Es wird immer jemanden geben, der mit Neid und Eifersucht auf unser Haus blickt, auf unsere Felder...“
Deutlich wird, dass Niki ab und an die Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation vermisst. Begriffe wie Ritterehre, die für Hadmar sehr hoch angesiedelt sind, sieht er mit kritischen Augen. Auch Niki wächst mit seinen Aufgaben.
In den ersten Kapiteln des Buches werden an wenigen Stellen Informationen zu Reliquien und deren Bedeutung für die damalige Zeit kursiv eingeschoben. Spätestens in Konstantinopel wird klar, welcher Wirtschaftsfaktor sie außerdem sind.
Nebenbei bemerkt lernen auch die anderen von Nikis Ausdrucksweise. Wie sonst käme der Ritter Joachim zu der folgenden Formulierung?
„...Ich würde sagen: Wir machen ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen können...“
Das Buch enthält gut ausgearbeitete Dialoge, lässt Raum für selbst tiefe Emotionen der Protagonisten und beschränkt sich bei den Kämpfen auf das Wesentliche, ohne sich im Detail der damals grausamen Verletzungen zu verlieren.
Es gäbe zu dem Buch sicher noch eine Menge zu sagen. Die vielen Feinheiten, zu denen auch die Anspielung auf Literatur unserer Zeit wie Asterix gehören, möge der künftige Leser selbst entdecken. Nikis Lieder im Wiener Dialekt unter anderem von Rainhard Fendrich sind vom Feinsten.
Je eine Karte von Europa und dem Byzantinischen Reich schmücken die inneren Umschlagseiten.
Ein ausführliches Nachwort trennt Realität von Fiktion.
Das Buch hat mich ausgezeichnet unterhalten und mir gleichzeitig eine Menge an Wissen vermittelt. Ich freue mich auf Fortsetzungen.