Serafinas fünfter Fall - spannend und kurzweilig
Auf Serafinas den fünften Fall habe ich mich sehr gefreut, denn ich finde die Protagonistin sehr sympathisch. Die ehemalige Begine ist inzwischen glücklich mit Adalbert Achaz, dem Freiburger Stadtarzt, ...
Auf Serafinas den fünften Fall habe ich mich sehr gefreut, denn ich finde die Protagonistin sehr sympathisch. Die ehemalige Begine ist inzwischen glücklich mit Adalbert Achaz, dem Freiburger Stadtarzt, verheiratet. Das Eheleben hält sie jedoch nicht davon ab, ihre Nase auch weiterhin in zwielichtige Angelegenheiten zu stecken, wenn sie ein Verbrechen vermutet. Als Achaz mitten in der Nacht zu einer Toten gerufen wird, die der Nachtwächter in der Henkersgasse aufgefunden hat, gelingt es ihm anschließend nicht, die Einzelheiten vor seiner Frau zu verbergen, und Serafina wird gleich hellhörig, als sie von den genaueren Umständen erfährt. Es stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um die junge Gattin eines reichen Kaufmanns aus Waldkirch handelt. Sie wundert sich, wie eine junge Frau mitten in der Nacht allein nach Freiburg kommt, noch dazu in so eine düstere Gegend. Kurz entschlossen macht sie sich eigenmächtig an Nachforschungen. Dabei hat sie eigentlich gerade ganz andere Sorgen, denn der miesepetrige Stadtapotheker macht ihr das Leben wegen ihrer Armenapotheke schwer, und dann taucht auch noch ihr Bruder auf, den sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat und von dem sie sich damals nicht gerade freundschaftlich getrennt hatte. Was sie nun mit ihm erlebt, trägt nicht gerade zu einem besseren Verhältnis bei, denn Peter Stadler hat sich verändert, und Serafina weiß nicht, wie sie ihn einschätzen soll.
Es gibt also wieder allerhand Turbulenzen in Serafinas Leben, und wie gewohnt, ist auch diese fünfte Folge wieder äußerst kurzweilig und fesselnd. Die Charaktere sind alle sehr lebendig dargestellt. Viele von ihnen, besonders die Beginen, bei denen Serafina bis zu ihrer Heirat gelebt hat, kennt man ja bereits, wenn man die Reihe schon von Anfang an verfolgt. Grundsätzlich bauen die Bände chronologisch aufeinander auf, und wer Serafina bereits seit ihrem ersten Fall begleitet, kennt ihre Vorgeschichte. Was man für die aktuelle Handlung aus früheren Zeiten wissen muss, erfährt man aber durch geschickt gemachte kleine Rückblicke, so dass man weiß, worum es geht und auch die Hintergründe erfassen kann. Gerade durch das Wiedersehen mit ihrem Bruder kommen bei Serafina natürlich Erinnerungen hoch, an denen wir Leser teilhaben. Da es in jedem Band um einen eigenen Kriminalfall geht, der auch am Ende abgeschlossen wird, kann man jedes der Bücher auch gut für sich lesen. Astrid Fritz ist es wieder einmal gelungen, mich zu fesseln und per gedanklicher Zeitreise ins mittelalterliche Freiburg zu versetzen. Es ist äußerst unterhaltsam und spannend, Serafina bei ihren Recherchen zu begleiten, und über ihren Einfallsreichtum, wie sie zu den gewünschten Informationen kommt, musste ich oft schmunzeln, ebenso über manchen Dialog mit ihrem Ehemann, der seine liebe Mühe hat, Serafina zu beschützen und von unüberlegten Alleingängen abzuhalten. Aber diesmal ist er selbst etwas leichtsinnig, mit ungeahnten Folgen. Das Verhältnis der Eheleute Achaz ist sehr innig, und nach einem unangenehmen Zwischenfall versorgt Serafina ihren Mann mit Hingabe. Auch die alte Magd Irmla, die schon seit vielen Jahren treu ihren Dienst im Hause Achaz tut und sich nach außen hin oft mürrisch gibt, zeigt sich diesmal von ihrer besten Seite.
Serafinas Bruder Peter hat mich oftmals irritiert, denn er ist sehr unberechenbar und wankelmütig in seinem Verhalten, und so manche Wendung in diesem Handlungsstrang erschien mir etwas zweifelhaft. Dem Lesespaß tat das jedoch keinen Abbruch, und ich habe wieder einmal sehr schöne Lesestunden mit diesem historischen Krimi verbracht. Im Anhang gibt es ein Glossar mit besonderen Begriffen und ihren Erklärungen. Auch ein Nachwort der Autorin zu speziellen historischen Fakten des 15. Jahrhunderts rundet das Buch ab.
Gleich am Anfang des Buches findet man ein ausführliches Personenverzeichnis, das ich jedoch erst abschließend gelesen habe, um mir, durch eventuelle Andeutungen, nicht selbst die Spannung zu nehmen. Aber die Personenbeschreibungen sind alle so geschickt formuliert, dass nichts Entscheidendes zum Handlungsverlauf vorab ausgeplaudert wird.
Nur eines konnte ich dem Personenverzeichnis entnehmen, nämlich, dass es vermutlich weitere Bände mit Serafina und ihren Lieben geben wird, und darauf freue ich mich sehr.