Ich vergebe "Neighbor Dearest" 4 von 5 Herzen. Penelope Ward hat dieses Mal eine bewegende und emotionale Liebesgeschichte geschrieben, die mit einer spritzigen Freundschaft beginnt und sich mit Höhen und Tiefen spannend weiterentwickelt. Ein wahres Lesevergnügen! Der unnahbare Damien und die einst zutiefst verletzte Chelsea, die man als Leser einfach ins Herz schließen muss, punkten mit ihrer Authentizität, ihrer liebevolle Art und ihrem ganz eigenen Humor. Ab Seite 280 hat mich die Entwicklung der Geschichte und der Charaktere jedoch sehr enttäuscht, sodass ich leider schweren Herzens 1 Punkt abziehen musste. Die Story wurde wirr und die Charaktere konnte ich kaum wiedererkennen. Schade!
Story ♥♥♥♥/5
Charaktere ♥♥♥♥♥/5
Gefühle ♥♥♥♥/5
Spannung ♥♥♥/5
Schreibstil ♥♥♥♥/5
Ende ♥♥♥/5
Als ich den ersten Band "Stepbrother Dearest" beendet hatte, musste ich sofort mit der Fortsetzung "Neighbor Dearest" beginnen. Chelseas Situation - plötzlich und völlig unerwartet von ihrem Freund verlassen - hat mich sehr berührt. In "Stepbrother Dearest" punktet Chelsea eindeutig mit ihrer freundlichen, offenen und hilfsbereiten Art. Ich habe sie gleich bei ihrem ersten Auftritt bei Greta ins Herz geschlossen. Natürlich habe ich mich für Elec und Greta gefreut, aber im Hintergrund steht immer noch die verlassene Chelsea, deren Herz in tausend Teile zerschlagen wurde. Ich konnte es kaum erwarten, zu erfahren, wie sie mit der Trennung umgeht und wer denn jetzt eigentlich der "Neighbor Dearest" ist.
"Neighbor Dearest" beginnt nach einem Jahr der Trennung von Elec. Die zutiefst verletzte Chelsea braucht dringend einen Neuanfang und zieht, aufgrund der vielen traurigen Erinnerungen, in eine neue Wohnung. Ihr Ziel ist es, Elec zu vergessen und endlich positiv in die Zukunft zu schauen. Doch eine Frage quält sie immer noch: Hat Elec sie wirklich geliebt? Er war ja kurz davor, um ihre Hand anzuhalten... "Ich wusste nicht, wie ich mich jemals von dieser Verletzung erholen sollte, wie ich je wieder auf die Liebe vertrauen sollte. (...) Ich hatte geglaubt, diese Liebe sei unzerstörbar. Ich hatte mich geirrt." (Seite 6).
Auf der Suche nach Antworten und zu ihrem Selbst, stößt sie auf den unnahbaren und unfreundlichen Nachbar Damien. "Nein. Er ist einfach unfreundlich. Ich hab's mal mit Blickkontakt versucht, aber er marschierte nur an mir vorbei. Und dann hat er noch diese zwei Riesenköter, die ziemlich fies sind." (Seite 11). Ein Störenfried. Ein Künstler. Eine komplexe Persönlichkeit, der anscheinend für sein Leben ausgesorgt und unwiderstehlich attraktiv ist, sprich: Genau das, wovon Chelsea einen großen Bogen machen müsste. Als sie ihn besser kennenlernt, erfährt sie, dass Damien hingegen eine nächste Beziehung strikt ablehnt! - Also was spricht gegen eine kleine Ablenkung? Und wenn man eins und eins zusammenzählt, entwickelt sich eine wunderschöne und witzige Freundschaft, die Chelsea aus dem traurigen Loch zieht und auch Damiens Leben bereichert. Doch können Frauen und Männer wirklich nur befreundet sein?
"Stepbrother Dearest" punktet mit der gefährlichen Beziehung zwischen Elec und Greta und der Spannung, dass es auf keinen Fall auffliegen darf. "Neigbhor Dearest" hat einen ganz anderen Reiz: Durch die Trennung ist Chelseas Situation auf der einen Seite hochemotional, aber durch die spritzigen Wortgefechte zwischen den Hauptcharakteren auch urkomisch! Wenn Damien und Chelsea aufeinandertreffen, dann entsteht nur Blödsinn. Viel Blödsinn! Ich liebe diesen Blödsinn! Ich habe beim Lesen sehr viel gelacht! Das Buch lebt von spritzigen Insiderwitzen, die sich permanent durchziehen und einfach nur zum Brüllen sind. Sowohl Damien als auch Chelsea sind wirklich sympathische Charaktere, die man als Leser einfach ins Herzen schließend muss. Insgesamt ist die Situation und die Beziehung der beiden locker gestaltet, aber auch Damien muss sich seinen Ängsten stellen. Eine Seite von Damien, die wir mit Chelsea kennenlernen, ist düster, traurig und hängt wie ein Damoklesschwert über ihn. Diese Dramatik lässt den Spannungsbogen noch einmal richtig ansteigen!
Ab circa 70% des Romans wird die Story völlig über den Haufen geworfen und die Charaktere sind kaum noch wiederzuerkennen. Welches Buch lese ich nochmal? Es gibt einige Situationen, die mich sehr verwirrt zurückgelassen haben. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin nach der "großen Wendung" die Handlung aus dem Ärmel schütteln muss, damit sie ihre 381 Seiten füllen kann. Die Dialoge erreichen eine erotische Peinlichkeit, der sonst lockere und witzige Humor hat sich stark ins Lächerliche entwickelt und die Charaktere lassen all ihre Grundsätze, für die sie am Anfang des Buches gekämpft haben, einfach los. Klischee...Klischee...Klischee! Das ganze Ausmaß hat dann schlussendlich dazu geführt, dass ich mich mit 4 Herzen zufrieden geben musste. Schade, denn es hatte so viel Potential!