20er Jahre Frankreich. Vianne Renard interessierte sich schon als junges Mädchen für Pflanzen und hat den großen Wunsch, Botanikerin zu werden und in Paris am berühmten Jardin des Plantes zu arbeiten. Doch ihre Eltern erziehen sie streng, so dass sie eines Tages heimlich aus dieser Welt ausbricht und sich als 15-jährige allein auf den Weg nach Paris macht. Dort hat sie glücklicherweise sofort in Clothilde eine Freundin, mit der sie ihre Unterkunft teilt und durch die sie auch einen Job als Wäscherin ergattert, um sich über Wasser zu halten. An ein Studium ist erst einmal nicht zu denken. Eines Tages begegnet sie in dem Maler David Scott ihrer großen Liebe. Vianne muss auf vieles verzichten, um ein Leben mit ihm führen zu können. Doch dann werden sie getrennt…
Frankreich Gegenwart. Um ihren 10. Hochzeitstag zu feiern, hat Jean-Louis für seine Frau Marlène eine Reise nach Paris organisiert, denn diese hat dort vor Jahren ihr Studium begonnen und seitdem eine große Liebe zu dieser Stadt. Aber schnell stellt sich heraus, dass die Interessen von Jean-Louis und Marlène völlig unterschiedlich sind und die wenigen Tage in Paris für beide zur Tortur werden. Schon lange kriselt es in ihrer Beziehung, deshalb kommt es immer wieder zu heftigen Streitigkeiten. Als Marlène allein das Musée d’Orsey durchstreift, steht sie plötzlich vor einem Gemälde und schaut einer Frau ins Gesicht, die ein Abbild ihrer selbst ist. Wie kann das möglich sein? Wer ist diese Frau, gehört sie womöglich zu ihrer Familie? Marlène ist fest entschlossen, dieses Geheimnis zu lüften, sehr zum Ärger von Jean-Louis.
Caroline Bernard hat mit ihrem Buch „Rendezvous im Café de Flore“ einen wunderschönen unterhaltsamen und teilhistorischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig, schon bald lässt sich der Leser in die französische Hauptstadt Paris entführen, die Stadt der Liebe. Die Örtlichkeiten sind so wunderbar bildhaft und detailliert beschrieben, dass der Leser fast blind durch die Gassen und Boulevards streifen kann und dabei all die Sehenswürdigkeiten mitnimmt, die diese wunderschöne Stadt zu bieten hat. Die Handlung wird in zwei Ebenen erzählt, der eine handelt von Vianne und ihrem Leben in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, der andere lässt den Leser am gegenwärtigen Leben von Marlène teilhaben. Die historischen Details über den französischen Widerstand zu Kriegszeiten, die botanischen Sammlungen des Jardin des Plantes und auch über die Künstlergemeinschaft im damaligen Paris hat die Autorin gut recherchiert und wunderbar mit ihrer Handlung verwoben.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt, wirken mit ihren Eigenheiten sehr lebendig und authentisch. Der Leser bekommt die ganze Palette der Emotionen und Gedanken der Protagonisten hautnah mit. Vianne ist eine mutige junge Frau, die sich für ihren Traum ins Ungewisse stürzt und sich für nichts zu schade ist. Dabei hat sie ein einnehmendes Wesen und ist abenteuerlustig und neugierig. Allerdings hat sie auch einen Hang zur Selbstaufgabe, um es anderen recht zu machen und stellt damit ihre eigenen Wünsche hinter die von anderen, die sie liebt. Marlène hat eine ähnliche Veranlagung, sie ist ebenso auf Harmonie bedacht, vergisst allerdings dabei ihre eigenen Sehnsüchte und Träume. Allerdings fehlt ihr bisher der Mut, aus diesem Kreislauf auszubrechen und endlich ihre Pläne in Angriff zu nehmen. Erst als sie merkt, dass sie nicht glücklich ist und ihr was fehlt, ist sie bereit, diesen Zustand zu ändern. David ist eine schillernde Persönlichkeit und kommt aus reichem Hause. Allerdings hat er sein Leben der Kunst verschrieben und ordnet seiner Malerei alles unter. So wirkt er oft egoistisch und selbstverliebt, obwohl er durchaus in der Lage ist, jemanden zu lieben. Etienne ist ein sehr sympathischer Mann, der sich ein Gefühl von Romantik bewahrt hat. Er ist intelligent, vielseitig interessiert und ist sich seines Charmes gar nicht bewusst. Jean-Louis ist ein selbstsüchtiger und egoistischer Mann, der gar nicht auf seine Frau eingeht, es wirkt fast so, als wäre sie ihm egal.
„Rendezvous im Café de Flore“ ist ein sehr anrührender und emotionaler Roman, der mit einer wunderschönen historischen Geschichte besticht, aber auch mit der Gegenwart sehr gut zu unterhalten weiß. Ein wunderbares Buch über die Entwicklung zweier Frauenschicksale, deren Verfolgung einfach eine Freude ist. Absolute Leseempfehlung!