Fesselnder AUftakt einer neuen Krimi-Reihe
„Die Toten von Marnow“ ist der Auftakt zu einer neuen Reihe von Holger Karsten Schmidt. Ihn kennt man als Drehbuchautor von s manchem Tatort und unter seinem Pseudonym Gil Ribeiro als Schöpfer der Fuseta-Krimis ...
„Die Toten von Marnow“ ist der Auftakt zu einer neuen Reihe von Holger Karsten Schmidt. Ihn kennt man als Drehbuchautor von s manchem Tatort und unter seinem Pseudonym Gil Ribeiro als Schöpfer der Fuseta-Krimis mit dem liebenswerten Autisten Leander Lost.
Der Krimi beginnt mit einem nach Routine aussehenden Mord: Alexander Beck wird mit durchschnittener Kehle in seinem Badezimmer aufgefunden. Der Rostocker KHK Frank Elling und seine aus Hannover zugezogene Kollegin Lona Mendt beginnen im Umwelt des Toten zu recherchieren. Da passiert der nächste Mord. Wieder eine Leiche mit durchschnittener Kehle (und die wird nicht die letzte sein).
Was haben die beiden Toten außer der Todesart noch gemeinsam? Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass der Täter Linkshänder sein muss. Sowohl der Zusammenhang als auch das Motiv bleibt lange im Unklaren. Obwohl, „lange“ ist ein dehnbarer Begriff, denn der ganze Krimi spielt sich innerhalb von nur 16 Tagen ab.
Meine Meinung:
Der Autor hat es geschafft, Ereignisse der deutsch/deutschen Geschichte geschickt in diesen fesselnden Krimi zu verpacken. Es geht um Versuche von noch nicht zugelassenen Medikamenten, die von westlichen Pharmafirmen - mit Billigung der DDR-Politik - an den eigenen Bürgern, natürlich häufig ohne deren Wissen, durchgeführt wurden (und wie man sieht, auch noch werden).
Sehr interessant sind die beiden Hauptfiguren ausgearbeitet. Da ist zum einen Frank Elling, ein in der DDR groß gewordener Beamter, der sein tägliches Dienstende penibel einhält, seiner Familie beinahe jeden Wunsch erfüllt und sich dadurch finanziell übernimmt. AUf der anderen Seite haben wir Lona Mendt, eine toughe Frau, die sich mit dem Nimbus der Unnahbarkeit umgibt, der natürlich Anlass zu allerlei Spekulationen in der Dienststelle gibt. Sie lebt in ihrem Wohnmobil, scheint ständig auf der Flucht vor den eigenen Dämonen zu sein.
Sehr interessant finde ich Ellings ambivalentes Verhalten: Er ist entsetzt über die Menschenversuche, aber als seine, an Demenz erkrankte, Mutter von ihrem Hausarzt eine Beta-Version eines (noch) nicht zugelassenes Medikament erhält, das augenscheinlich eine Verbesserung ihres Zustandes bewirkt, sieht seine Welt doch ein klein wenig anders aus.
Der Erzählstil ist spannend. Die Leser werden mehrfach in die Irre geführt. Sowohl Elling als auch Mendt greifen manchmal zu nicht autorisierten Hilfsmitteln. Ob das im wirklichen Leben auch so möglich wäre?
Der Autor greift unterschiedliche Themen, wie auch die Verstrickung ehemaliger Stasi-Mitarbeiter in das aktuelle politische Geschehen auf. Oder das „über seine finanziellen Möglichkeiten leben“ und damit für Bestechungsversuche anfällig zu sein. Diese vielen Aspekte sind aber so gekonnt in die Handlung eingebettet, das dem Leser ganz natürlich erscheinen.
Ellings Privatleben ist einen Hauch zu üppig beschrieben - aber das ist Meckern auf höchstem Niveau.
Fazit:
Ein fesselnder Auftakt einer Krimi-Reihe, die ich bestimmt weiterverfolgen werde. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.