Dieses Buch hat mich aufgrund seiner Thematik ziemlich interessiert und ich war gespannt wie sich dabei alles entwickeln würde.
Im Zentrum steht Jenny.
Ein ganz normales Mädchen, bis sie auf einer Party aufs grausamste vergewaltigt wird.
Dieser Umstand ist schon sehr tragisch und es nimmt auch ziemlich mit.
Doch was dann geschieht, hab ich noch nie erlebt.
Ihr wird ein Medikament verabreicht um alles zu vergessen.
Doch inwiefern ist es überhaupt möglich alles zu vergessen?
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß man es wirklich komplett vergessen kann.
Irgendwas bleibt immer da, sei es als Intuition oder als Gefühl.
Und so ist es auch hier.
Jennys Leben ändert sich nach dem Vorfall, sie ist nicht mehr sie selbst, nicht mehr glücklich.
Man könnte sagen, sie lebe vor sich hin.
Ein Jahr später fasst man den Entschluss, ihr ihre Erinnerungen zurückzubringen, in Form einer Therapie.
Doch wird es tatsächlich gelingen?
Und was wird das Ganze mit Jennys Psyche machen?
Wird sie es verkraften?
Daran Heilung finden oder erst recht daran zerbrechen?
Diese Fragen gingen mir immer wieder im Kopf herum, während ich das Ganze las.
Doch dieses Buch ist nicht so aufgebaut wie man es erwarten würde.
Das Ganze liest sich eher wie ein Bericht.
Und das auch aus gutem Grund, wir erfahren alles aus der Perspektive des Psychiaters.
Diesen Umstand fand ich ungemein interessant, da man dadurch doch emotional etwas Abstand hat.
Es ist anders wenn man es nicht vom Opfer erfährt. Sondern von dem Menschen, der es heilen soll.
Anfangs war ich sehr verwirrt, weil ich einfach keine Ahnung hatte, worauf das Ganze hinauslaufen sollte.
Man lernt unheimlich viele Personen kennen und die Geschichte wird immer undurchsichtiger.
Die Zusammenhänge waren für mich zunächst nicht erkennbar und ich überlegte und überlegte.
Eins ist jedoch klar. Jeder einzelne dieser Personen hat eine tragende Geschichte.
Geschichte voller Abgründigkeit, Fragwürdigkeit und Pein.
Dabei sind diese Umstände sehr unterschiedlich. Und man betrachtet sie auch immer wieder anders.
Hier geht es vor allem um Abhängigkeit, viele Arten von Liebe und Anteilnahme.
Es geht um Schuld und Unschuld, um Gut und Böse.
Man kann nicht ganz klar Böse von Gut unterscheiden.
Emotional hat mich diese Geschichte zunächst gar nicht berührt.
Nach und nach fand ich Zugang zu den Personen und ich kam ihnen auch ein Stück weit näher.
Doch ich muss auch sagen, gerade diese Emotionen haben mir letztendlich trotzdem gefehlt.
Erstaunlich empfand ich, daß es trotzdem tiefgründig war und es mir auch sehr nahe ging.
Das Ganze ist unheimlich dramatisch und tragisch und man kommt einfach umhin, die Augen davor zu verschließen und Anteil zu nehmen.
Die Autorin schafft es dabei aber auch einen richtigen Knall am Ende loszulassen.
Das war überhaupt nicht absehbar und ich umso überraschter.
Doch es hat dem ganzen auch einen völlig neuen Blickwinkel verschafft.
Denn bis zum Schluss war nie ganz klar, wer der Täter war.
Letztendlich ist es ein interessanter und faszinierender Roman, der mich jedoch aufgrund seiner fehlenden Emnotionalität nicht völlig überzeugen konnte.
Auch bleibt die Hauptprotagonistin Jenny für mich doch etwas zu blass, was in meinen Augen eigentlich anders sein sollte.
Dennoch bleibt man immer wieder dran, weil man sich einfach nicht lösen kann. Man muss wissen, wer es war.
Die Autorin geht hier sehr eindringlich und intensiv vor, die Atmosphäre ist dabei sehr düster, drückend und kühl.
Doch das passt sehr gut zum Geschehen.
Hierbei erfahren wir die Perspektive von dem Psychiater, was ihm zwar auf den ersten Blick viel Raum und Tiefe verschafft. Aber dennoch bleibt er die ganze Zeit doch ziemlich undurchsichtig und mysteriös.
Die Nebencharaktere verstehen es für sich einzunehmen und vollkommen in den Bann zu ziehen.
Ihre Handlungen und Gedankengänge waren meist gut nachvollziehbar gestaltet.
Die einzelnen Kapitel haben eine normale Länge.
Ja die Spannung. Im ersten Teil war es größtenteils ziemlich langatmig worunter auch der Lesefluss gelitten hat. Doch dann nahm auch die Spannung zu, die eher unterschwellig spürbar war.
Als Thriller würde ich dies jedoch nicht einordnen. Es ist eher ein psychologischer Spannungsroman.
Der Schreibstil ist eindringlich und intensiv, aber auch mitreißend gehalten.
Das Cover und der Titel passen gut zum Inhalt des Buches.
Fazit:
Ein eindringlicher und intensiver Roman über die Aufklärung eines Verbrechens.
Es liest sich eher wie ein Bericht und das ist hier mit seiner düsteren und drückenden Atmosphäre sehr gut gelungen.
Komplex, teilweise etwas langatmig, aber irgendwie auch fesselnd und mit Wendungen durchzogen, die man nicht erwarten würde.
Ein etwas anderer Roman, der dennoch interessant und faszinierend ist.
Man kann ganz klar sagen, entweder man mag ihn oder eben nicht.