Cover-Bild Das Finkenmädchen
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11,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 25.05.2018
  • ISBN: 9783404176823
Nicole Trope

Das Finkenmädchen

Roman
Carola Fischer (Übersetzer)

Fünfundzwanzig Jahre hat Felicity ihre ehemalige Nachbarin Rose nicht mehr gesehen. Aber an jedem einzelnen Tag hat sie an sie gedacht, und mit jedem Tag ist ihre Wut größer geworden. Denn Felicity war damals klein, und Rose war groß. Rose hätte sie beschützen und ihr helfen müssen. Stattdessen hat sie einfach weggesehen, und jetzt scheint sie sich an nichts mehr zu erinnern. Aber Felicity wird ihrer Erinnerung schon auf die Sprünge helfen - und dafür sorgen, dass Rose für ihre Fehler bezahlt ...

Ein packender Roman über Kinder, die um ihre Kindheit betrogen werden. Über Wut, Rache und die Macht der Versöhnung.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2018

Hier braucht man starke Nerven!

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Birdy, ein junge Frau, die in jungen Jahren schon viel Schlimmes erleben musste, weil ihr niemand zugehört hat. Rose, eine dieser Personen, die ihr hätten zuhören sollen. Und dann gibt es noch Simon. Er, ...

Birdy, ein junge Frau, die in jungen Jahren schon viel Schlimmes erleben musste, weil ihr niemand zugehört hat. Rose, eine dieser Personen, die ihr hätten zuhören sollen. Und dann gibt es noch Simon. Er, der alles zerstört hat. Nun sitzt Birdy im Gefängnis und wünscht sich nichts weiter als Rache an den Personen zu nehmen, die ihr damals nicht zugehört haben. Was ist, wenn die Person, an der du dich rächen möchtest, nach all den Jahren plötzlich vor dir steht? Was macht es mit dir, wenn du dein Leid mit niemandem teilen kannst? Du niemandem erzählen kannst, was dir als Kind passiert? Was dich in diese Situation gebracht hat? Und wie handelst du, wenn du plötzlich die Chance auf Rache hast, du damit aber alles verlieren könntest?

Eine wirklich krasse Geschichte, die mich extrem berührt hat. Wenn man erst einmal herausgefunden hat, worum sich die Geschichte dreht, lassen sich schnell Rückschlüsse auf widerliche Skandale in Hollywood schließen. In meinen Augen hat die Autorin hier eine Glanzleistung vollbracht. Es ist definitiv keine Geschichte, die man mal eben so zwischendurch lesen kann. Ich habe ein Bild von dem bekommen, wie sich Betroffene fühlen. Was es mit nahen Angehörigen macht, wenn einer aus dem direkten Umfeld einer Straftat bezichtigt wird. Birdy ist eine geistig beeinträchtigte Person, die versucht mit dem, was ihr zugestoßen ist, fertig zu werden. Auf ihre ganz eigene Art und Weise. Die Kapitel, die aus Birdys Sicht erzählt wurden, haben mich echt fertig gemacht, vor allem, als es an die Details ging. Gänsehaut garantiert, sage ich da nur! Ich hab so unglaublich mitgefiebert, ob sie ihre Pläne umsetzt und tatsächlich riskiert, ihre Tochter nie wieder zu sehen. Zwischendurch hab ich echt schlucken müssen!
Rose hätte ich ganz oft gerne Mal geschüttelt, damit sie endlich ihre Augen aufmacht und aufhört, ihren widerlichen Mann, Simon, zu beschützen. Aber als sie dann ihre Geschichte erzählt, wurde mir klar, dass sie gar nicht anders handeln konnte. Sie war blind und wurde von ihrem Mann dermaßen beeinflusst und hinters Licht geführt, dass es für sie keine Möglichkeit gab zu merken, was in ihrem Haus passiert.
Das Ende kam dann aber doch plötzlich und unerwartet. Für mich fehlte etwas mehr Dramatik. An dieser Stelle hätte ich mir einfach mehr gewünscht.
Ich finde, dass dieses Buch gelesen werden muss. Es wird zum Nachdenken anregen und man sollte starke Nerven haben, um die Geschehnisse zu verarbeiten! Das Krasseste: Hinter diesem wirklich tollen und schönen Cover hätte ich niemals eine so extreme Geschichte vermutet.

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Veröffentlicht am 01.06.2018

kann man kaum weglegen

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Ein australisches Gefängnis: Birdy kennt Rose. Rose kennt Birdy. Rose weiß nicht, dass sie Birdy kennt. Birdy hasst Rose. Aber auch das weiß Rose nicht. Birdy will Rose weh tun. Wird Rose sich dann an ...

Ein australisches Gefängnis: Birdy kennt Rose. Rose kennt Birdy. Rose weiß nicht, dass sie Birdy kennt. Birdy hasst Rose. Aber auch das weiß Rose nicht. Birdy will Rose weh tun. Wird Rose sich dann an Birdy erinnern?

Birdy ist geistig zurückgeblieben, eine aufmerksame Mutter und verfolgt eine Strategie, denn sie findet, niemand darf ungestraft davonkommen. In Ihr blubbert die Wut, denn ihr wurde die Kindheit geraubt. Auf der anderen Seite steht Rose, die immer das Gesicht und den schönen Schein wahren will und sogar das äußerst dunkle Geheimnis ihres geliebten Mannes über dessen Tod hinweg hütet. Rose, die nie wirklich ihren eigenen Charakter ausbilden konnte und immer eine perfekte Ehefrau und Mutter sein will.

Kapitelweise abwechselnd erzählt Troppe die Geschichte der beiden Frauen. Ihr Schreibstil ist spannend, emotional und mitreißend. Sie beleuchtet ein schwieriges Thema aus unterschiedlichen Perspektiven und zeigt, welche Auswirkungen Taten haben - nicht nur für die direkt involvierten. Als Leser ist man direkt "gezwungen", sich in einem Fall - in dem Recht und Unrecht kristallklar sind - über alle Standpunkte, Gefühle und Ansichten Gedanken zu machen.

Ein Buch, dass zum nachdenken anregt, den Horizont erweitert, das aber gleichzeitig so wunderbar geschrieben ist, dass man es kaum aus der Hand legen möchte!

Veröffentlicht am 09.03.2020

Wut

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elicity hat ihre ehemalige Nachbarin Rose 25 Jahre nicht gesehen, doch sie ist unverändert wütend auf sie - ja ihre Wut ist sogar gewachsen, denn damals hat sie ihr nicht geholfen, als sie noch klein und ...

elicity hat ihre ehemalige Nachbarin Rose 25 Jahre nicht gesehen, doch sie ist unverändert wütend auf sie - ja ihre Wut ist sogar gewachsen, denn damals hat sie ihr nicht geholfen, als sie noch klein und Rose eine erwachsene Frau war ....... Sie hat allen Grund dazu, denn das was ihr damals passiert ist, sollte kein Kind erleben müssen.....
Auch Felicitys Mutter hat diese Wut zu süren bekommen, die junge Frau verbüsst wegen gefährlicher Körperverletzung eine Freiheitsstrafe, auch ihre Mutter hat ihr damals nich zugehört und ihr nicht geholfen. Als jetzt Felicitys kleiner Tochter ähnliches passiert ist, und ihre Mutter die Geschichte nicht wahr haben wollte ist Felicity ausgerastet.......
Auch Rose muss eine Freiheitsstrafe in der gleichen Anstalt verbüßen, sie soll ihren wesentlich älteren Ehemann, einen bekannten Fernsehmoderator getötet haben......

Fazit und Meinung: Die Geschichte ist in ständig wechselnden Kapiteln aus der Sicht von Felicity, die eine geistige Beinträchtigung hat, und aus der Sicht von Rose geschrieben. Schritt für Schritt kommt der Leser der Wahrheit näher. Mir hat dieses Buch und die Geschichte dahinter gut gefallen und ich kann Felicitys Wut gut verstehen - über das Geschehene kann und konnte sie nicht reden, aber ihre Signale waren eindeutig und wurden überhört, wie so oft..... Ist ja so viel einfacher und ein Kind muss sich fügen - basta.
Ich vergebe 4,5 Sterne

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Veröffentlicht am 20.06.2018

Wenn wir es zulassen...

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Wer „Das Finkenmädchen“ von Nicole Trope zur Hand nimmt, darf sich von dem verträumten Cover nicht täuschen lassen. Denn inhaltlich geht es keinesfalls idyllisch zu. Vielmehr greift die Autorin ein schwieriges ...

Wer „Das Finkenmädchen“ von Nicole Trope zur Hand nimmt, darf sich von dem verträumten Cover nicht täuschen lassen. Denn inhaltlich geht es keinesfalls idyllisch zu. Vielmehr greift die Autorin ein schwieriges Thema auf und erzählt eine kraftvolle und herausfordernde Geschichte, die für einige Menschen schwer zu lesen sein wird.

Da sind Birdy und Rose, zwei Frauen, die nicht unterschiedlicher sein können und doch mehr als eine Gemeinsamkeit haben. Beide sind sie Insassinnen eines Gefängnisses mit geringerer Sicherheitsstufe. Während Birdy, die nur noch wenige Monate ihrer Strafe wegen Körperverletzung verbüßt, genau weiß, wer Rose ist, hat diese keine Ahnung. Die Vierundfünfzigjährige ist eine nationale Berühmtheit, soll sie immerhin ihren Mann, den landesweit bekannten Fernsehmoderator Simon Winslow getötet haben. Aber die Bekanntschaft der beiden reicht viel weiter zurück.

Fünfundzwanzig Jahren zuvor lebt die siebenjährige Felicity mit Mutter und Schwester in direkten Nachbarschaft der Familie Winslow. Felicity ist besonders, eher ruhig und in sich gekehrt, zudem ein wenig langsam. Das Lernen fällt ihr schwer, so dass sie ständig Dinge wiederholen muss. Nach der Trennung der Eltern ist die Mutter mit den zwei Kindern überfordert. So findet Felicity des Öfteren Aufnahme bei den Nachbarn: Rose und Simon Winslow. Unter anderem züchtet Simon Finken und bringt Felicity alles darüber bei.

Auch im Gefängnis kümmert sich Felicity, die sich inzwischen Birdy nennt, um die Finken. Sie ist eine vorbildliche Gefangene und hält sich von Schwierigkeiten fern, weil sie immer daran denkt, nach Hause zu ihrer Tochter zu kommen. Zwar ist sie äußerst geschickt daran, gegenüber den sie behandelnden Therapeuten nur das zu sagen, was diese hören wollen, jedoch brodeln Wut und Hass in ihr. Diese Gefühle versteckt sie. Genauso gut wie die Erinnerungen an ihre Vergangenheit.

Als Rose auftaucht, treten diese versteckten Gefühle und vergrabenen Erinnerungen mit Macht an die Oberfläche...


Nicole Trope wagt sich mit „Das Finkenmädchen“ an ein schwieriges, gleichwohl wichtiges und aktuelles Thema: Belästigung und Missbrauch. Ihr gelingt es mit sensibler Ernsthaftigkeit, nicht nur die Verletzlichkeit der stillen Opfer darzustellen, ihnen eine Stimme zu geben, sondern sie zeigt ebenso auf, welche weitreichenden Auswirkungen und irreparablen Schäden die Handlungen eines Einzelnen für alle Beteiligten, einschließlich der Angehörigen haben.

Sie vermag es, nicht nur die Hilflosigkeit und den Schmerz der Opfer deutlich zu machen. Vielmehr schildert sie genauso eindrucksvoll, dass es selbst Menschen, die unter einem Dach wohnen, nicht immer möglich ist, zu erkennen, was vor ihren Augen geschieht.

Die Autorin lässt Birdy und Rose in abwechselnden Kapiteln in der Gegenwart und mit Rückblenden zu Wort kommen, wobei sich das Geschehen zwangsläufig kreuzt und Wiederholungen auftreten.

Die realistische und feinsinnig ausgeführte Charakterisierung ihrer Figuren, einschließlich der Nebenfiguren, gibt der Geschichte Tiefe und ermöglicht eine Anteilnahme an deren Leben und Empfinden. Das Ringen und Wachsen der Beteiligten im Verlauf der Handlung ist glaubwürdig und einprägsam und zeugt von der Stärke, die Opferrolle hinter sich zu lassen und für die eigene Zukunft zu sorgen.

Birdy hat es nicht leicht gehabt, ihr ist bewusst, dass sie nicht so intelligent wie andere ist. Allerdings gleicht sie dieses Manko mit Entschlossenheit aus. Sie möchte lernen und nutzt das ihr gegebene Potential, ist stolz auf das Erreichte. Und vor allem möchte sie eins: Eine gute Mutter sein, die das Beste für ihre Tochter zu tut, damit sie immer zusammen sind.

Rose lernt Simon mit fünfzehn kennen und heiratet sehr jung und ohne Unterstützung ihrer Eltern wird – noch keine Zwanzig - Mutter. Während der ersten Jahre der Ehe arbeitet sie. Später muss sie das nicht mehr, weil Simon genug Geld verdient. Ihr Ehemann ist eine australische Fernsehgröße, als Missbrauchsvorwürfe gegen ihn erhoben werden. Rose ist fassungslos. An der Seite ihres charismatischen, selbstbesessenen Mannes hatte sie zwar ein traumhaftes Leben, doch ebenso ein fremdbestimmtes. Denn erst jetzt wird Rose wirklich bewusst, dass sie in der Ehe mit Simon keine Chance hatte, sich zu einer Persönlichkeit zu entwickeln, sich selbst ebenfalls wichtig zu nehmen, emotional zu wachsen und Entscheidungen zu treffen.

Bis zu dem Tag, an dem sie es getan hat...

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Veröffentlicht am 12.06.2018

Aktuelles Thema einfühlsam aus Opfersicht

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Bei diesem Buch fällt einem zuerst einmal sofort das Cover auf. Es ist wunderschön und verspielt, aber total irreführend. Man erwartet irgendwie ein fröhliches, leichtes Buch und das ist hier ganz und ...

Bei diesem Buch fällt einem zuerst einmal sofort das Cover auf. Es ist wunderschön und verspielt, aber total irreführend. Man erwartet irgendwie ein fröhliches, leichtes Buch und das ist hier ganz und gar nicht der Fall. In diesem Buch geht es um ein sehr wichtiges Thema und ich finde es wahnsinnig gut, dass es hier angesprochen wird. Und dass es aus zwei ganz unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird, die beide gleichermaßen ungewöhnlich sind. Bei beiden Perspektiven wird sehr einfühlsam aus der Opfersicht erzählt. Also nicht vom Cover irreführen lassen, aber trotzdem unbedingt lesen! Das ist kein Roman für zwischendurch, sondern einer, mit dem man sich beschäftigen muss, der nachhallt.

Als Rose in das Gefängnis verlegt wird, in dem auch Birdy ihre Strafe absitzt, scheint sie sich an diese nicht erinnern zu können. Birdy aber trägt eine Wut und einen Hass auf Rose in sich, seit sie ein kleines Mädchen ist. Sie will Rose an sich erinnern, an die Fehler die sie gemacht hat, als sie noch ihre Nachbarin war. Sie will sie dafür büßen lassen, dass sie ihr nicht geholfen hat, als sie die Chance dazu hatte. Nach und nach erfährt man als Leser in Rückblenden und Erinnerungsfetzen, was damals vorgefallen ist und auch, was seither passiert ist, warum beide Frauen im Gefängnis sind.

Besonders ist der Charakter von Birdy. Sie wird sehr kindlich, beinahe naiv dargestellt, ist aber so voller Wut, dass es zunächst nicht ganz leicht fällt, sie sympathisch zu finden. Sie ist geistig zurückgeblieben und Nicole Trope gelingt es mit ihrem Schreibstil, der in Kapiteln, in denen Birdy erzählt, einfach gehalten ist, diese Eigenschaft von ihr glaubhaft zu vermitteln. Schon auf den ersten Seiten lernt man Birdy als jemanden kennen, der „ schlau genug [ist], zu wissen dass [sie] langsam [ist] (S.8). Bei ihr scheint „die Tür zu ihrem Gehirn immer offen zu stehen“, was sie zu einem noch leichteren Opfer macht als andere Kinder, weil ihren Aussagen noch weniger Glauben geschenkt werden als denen der anderen. Sie scheint das Geschehene auch weniger prozessieren zu können wie andere Betroffene und die Darstellung ihrer Gedanken, ihrer Erinnerungen und ihrer Wut lassen einen als Leser geschockt, sprach- und hilflos zurück.
In den Kapiteln, in denen Rose in der Ich-Perspektive erzählt, ist die Sprache gewählter, komplexer und hochtrabender, sodass der Unterschied der beiden Charaktere schon durch den Schreibstil deutlich wird. Dennoch ist es gerade zu Anfang etwas schwierig, herauszufinden, wer in welchem Kapitel gerade spricht, eine kurze Überschrift hätte da vielleicht nicht geschadet, aber man findet als Leser sehr schnell den Rhythmus heraus.

Rose wird zunächst eher als ein mütterlicher Typ dargestellt und man fragt sich lange, wie die Tat, die sie angeblich begangen haben soll, mit ihrem zivilisierten Auftreten in Einklang gebracht werden soll. Nach und nach zeigt sich, dass sie sehr unselbstständig ist und von ihrem Mann auch bewusst so unselbstständig gehalten wurde. Auch sie legt eine Naivität und Blauäugigkeit an den Tag, vor allem, wenn es um ihren Mann Simon geht. Sie scheint bewusst die Augen verschlossen zu haben, um ihr Leben nicht zu gefährden und ja nichts von ihrem Lebensentwurf in Frage stellen zu müssen. Die Beschreibungen, die sie von Simon gibt, sind zwar nur subjektiv, zeigen aber doch, dass er einen Großteil der Schuld daran trägt, dass sie geworden ist, wie sie ist. Sie hat diesem Mann blind vertraut und ihr ganzes Leben auf ihn ausgerichtet. Als das dann zu zerbrechen droht, weigert sie sich sehr lange, die Augen zu öffnen. Man verzweifelt während des Lesens beinahe an ihr. Man möchte sie schütteln und sie anschreien, dass wegschauen nur dem Täter/den Tätern hilft, andererseits hat man natürlich Mitleid mit ihr, da ihr ganzes Leben auseinanderbricht und sich alles als eine Lüge und Täuschung herausstellt. Als dann langsam feststeht, was passiert ist, fragt man sich, warum sie nicht endlich die Wahrheit sagt, wen sie zu schützen versucht.

Ein kleiner Kritikpunkt: Die beiden Töchter von Simon sind sehr spannende, da sehr unterschiedliche Charaktere, daher hätte ich gerade bei den beiden noch gern gelesen, wie sie am Ende mit der Situation umgehen. Schade, dass dazu wenig erwähnt wird, aber natürlich liegt der Fokus des Romans vor allem auf den Charakteren Birdy und Rose.

"Ein packender Roman über Kinder, die um ihre Kindheit betrogen werden. Über Wut, Rache und die Macht der Versöhnung." Aber auch viel mehr als das: Ein Roman darüber, wie leicht etwas übersehen wird, wie leicht wir uns von Menschen täuschen lassen und wie bereitwillig wir manchmal die Augen verschließen. Ein Thema, dass so aktuell ist und so öffentlich diskutiert wird wie selten, wird in dem Roman sehr einfühlsam aus einer gänzlich anderen, oft vergessenen Perspektive erzählt.

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