Leserunde zu "Ein Traum vom Glück" von Eva Völler

Der Ruhrpott in den 50ern: Leben und Lieben in einer zerrissenen Zeit
Cover-Bild Ein Traum vom Glück
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Mit Autoren-Begleitung
Eva Völler (Autor)

Ein Traum vom Glück

Roman

Essen 1951: Nach der Flucht aus der Kriegshölle Berlin hat die junge Katharina Unterschlupf bei der Familie ihres verschollenen Mannes gefunden. Aber das Zusammenleben mit der barschen, zupackenden Schwiegermutter auf engem Raum fällt der lebenshungrigen Frau schwer. Sie will ein besseres Leben für sich und ihre beiden Töchter. Mit trotziger Entschlossenheit versucht sie, ihrem ärmlichen Umfeld zu entfliehen. Doch dann begegnet sie dem traumatisierten Kriegsheimkehrer Johannes ...

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 03.02.2020 - 23.02.2020
  2. Lesen 09.03.2020 - 29.03.2020
  3. Rezensieren 30.03.2020 - 12.04.2020

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 31.03.2020

Neuanfang im Ruhrpott und auf der Suche nach dem Glück

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"Ich lebe lieber in einem Traum von der Liebe als in einer Wirklichkeit, die diesen Traum für immer zerstört." (Elmar Kupke)
Essen 1951:
Der Krieg ist zu Ende und Katharina muss mit ihren Töchtern Inge ...

"Ich lebe lieber in einem Traum von der Liebe als in einer Wirklichkeit, die diesen Traum für immer zerstört." (Elmar Kupke)
Essen 1951:
Der Krieg ist zu Ende und Katharina muss mit ihren Töchtern Inge und Bärbel aus Berlin fliehen. Ein neues Zuhause finden sie bei ihrer Schwiegermutter Wilhelmine (Mine) im Ruhrpott. Mit Nähen von Kleidern hält sie sich über Wasser und kann so zum Unterhalt der Familie beisteuern. Doch Katharina möchte weg vom Kohlenstaub und der Armut des Ruhrpotts, ihr großer Traum ist ein eigenes Modeatelier. Vom Ehemann Karl fehlt bisher jede Spur, da taucht eines Tages Wilhelmines Enkel Johannes aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Johannes ist von Katharina angetan und auch sie scheint dem jungen Mann nicht abgeneigt, wäre da nur nicht ihr schlechtes Gewissen gegenüber Karl und Mine.

Meine Meinung:
Das eindrucksvolle Cover mit Blick auf den Förderturm eines Bergwerks passt sehr gut zu der Saga. Der Schreibstil ist flüssig, einfach, informativ, unterhaltsam und realistisch dargestellt. Durch die kurzen Kapitel und den nötigen Ruhrpott Dialekt bekomme ich einen guten Einblick in das Familienleben und das Leben im Ruhrpott. Es ist noch immer die Zeit der großen Kohlebergwerke, die das Ruhrgebiet zu einer riesigen Einnahmequelle macht. Für die heimgekehrten Soldaten gibt es gerade hier viele Arbeitsstellen mit einem guten Verdienst. Viele Soldaten mussten schon in russischer Gefangenschaft in Bergwerke arbeiten, sodass ihre nötige Erfahrung ihnen jetzt hilft eine Stelle im Ruhrpott zu bekommen. So geht es ebenfalls Johannes, der außer Mine niemanden mehr als Familie hat. Eva Völler zeigt hier den Ruhrpott aus ihrer Kindheit, eine Region, die fast nur von den Einnahmen des Kohleabbaus lebt. Bei denen unter anderem auch Zukunftsängste eine große Rolle spielen. Den die Sicherheitsbestimmungen sind zu dieser Zeit nicht immer gut. Bergwerksunglücke durch Explosionen, Kohlendioxidaustritt oder Wassereinbruch kamen immer wieder vor, sowie die Lungenerkrankung Silikose, die viele der Steiger bekamen, die länger im Bergwerk arbeiteten. Selbst neugierige Kinder wie Bärbel waren beim Spielen einigen Gefahren ausgesetzt, vor allem durch die nicht genug gesicherten Werksgelände. Man spürt sehr gut die Armut und Nöte der Menschen, wenn der Vater den Lohn versäuft oder es einfach vorne und hinten nicht ausreicht. Zum Glück hat Mine einen großen Garten, wo sie viel Gemüse anpflanzen kann, um die Familie mit ordentlicher Hausmannskost zu verwöhnen. Katharinas Frust über den ständigen Kohlestaub, der in jede Ritze und vor allem auf ihren genähten Kleidern sitzt, kann ich gut nachvollziehen und ebenso verstehen, dass sie dem Ganzen entfliehen möchte. Und ich erlebe natürlich eine Zeit, bei der die Frauen ihre Liebe nicht so offen zeigen konnten wie heute, den sonst wurden sie als Schickse oder Schlampe verurteilt. Trotz allem hätte ich gerne noch etwas mehr Einblick über die Probleme im Bergbau oder die Kriegsgefangenschaft gehabt und weniger über die Liebelei von Johannes und Katharina. Ob es der eher ruhige, liebenswerte Johannes ist, die ehrgeizige Katharina oder die recht agile aber durchaus auch dominante Mine ist. All diese Charaktere waren zwar gut durchdacht, aber selbst da hätte ich gerne noch etwas mehr Tiefe gehabt. Doch da es für mich das erste Mal war, das ich einen Einblick in die Ruhrpott-Region bekam, konnte mich das Buch dann doch überzeugen. Nach einem tragischen Ende des Buchs würde ich jetzt sehr gerne wissen, wie es in Band 2 weitergeht, und geben 4 1/2 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Toller Auftakt!

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„Ein Traum von Glück“ ist der gelungene Auftakt der Ruhrpott-Saga!



Katharina, lebt nach dem zweiten Weltkrieg mit ihren beiden Töchtern bei ihrer Schwiegermutter Mine in Essen. Sie glaubt inzwischen ...

„Ein Traum von Glück“ ist der gelungene Auftakt der Ruhrpott-Saga!



Katharina, lebt nach dem zweiten Weltkrieg mit ihren beiden Töchtern bei ihrer Schwiegermutter Mine in Essen. Sie glaubt inzwischen nicht mehr an die Rückkehr ihres Mannes Karl aus der russischen Gefangenschaft.

Die Schwiegermutter Mine hält hingegen weiter an der Hoffnung fest, dass ihr Sohn nach dem zweiten Weltkrieg wieder nach Hause zurückkehrt. Statt Karl taucht eines Tages jedoch ihr vermisster Enkel Johannes auf, der genau wie Karl in Kriegsgefangenschaft war…



Eva Völler schreibt sehr flüssig und voller Emotionen, so dass ich von Beginn an von dem Buch gefesselt war. Zwischendurch konnte ich es kaum aus der Hand legen und die Geschehnisse waren für mich bis zum Ende kaum vorhersehbar. Die Autorin erschafft in ihrem Roman authentische Protagonisten, welche unterschiedlich mit den Folgen des zweiten Weltkrieges zu kämpfen habe. In den meisten Kapiteln erhält man Einsicht in die Gedanken und Emotionen von Katharina, es gibt jedoch auch immer wieder Einschübe aus der Sicht eines anderen Charakters. Dies hat mir besonders gut gefallen, da die Charaktere hierdurch sehr greifbar werden. Zudem sind die Handlungen der einzelnen Protagonisten hierdurch gut nachvollziehbar. Zum Teil hätte ich mir jedoch noch mehr Einsicht in die Vergangenheit der einzelnen Personen gewünscht, dies wurde oft nur sehr oberflächlich dargestellt und hätte dem Roman sicherlich mehr Tiefgang gegeben. Vielleicht ist aber auch genau dies gewollt – ein Roman, der nicht die Geschehnisse des Kriegs behandelt, sondern „nur“ die Jahre nach dem Krieg.



Mir hat „Ein Traum von Glück“ allen im allem jedoch sehr gut gefallen und ich werde auf jeden Fall auch den 2. Teil der Ruhrpott-Saga lesen. Für mich ist „Ein Traum von Glück“ eine klare Leseempfehlung für alle, die sich auf eine emotionale Achterbahnfahrt in der Nachkriegszeit begeben wollen.

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Gelungener Auftakt zu einer Ruhrpott Serie

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Das Buch erinnerte mich an ein Foto meiner Mutter aus den Anfang der 50er Jahren.
Die Autorin war mir bisher unbekannt und der Titel machte mich sehr neugierig.
Da ich derzeit mit Familienforschung aus ...

Das Buch erinnerte mich an ein Foto meiner Mutter aus den Anfang der 50er Jahren.
Die Autorin war mir bisher unbekannt und der Titel machte mich sehr neugierig.
Da ich derzeit mit Familienforschung aus dieser im Buch erwähnten Zeit beschäftigt bin wollte ich das Buch sehr gern lesen!

Aus dem Inhalt:

Katharina hat mir Ihren 2 Töchtern 1951 Unterschlupf bei Ihrer Schwiegermutter in Essen gefunden.
Ihr Ehemann gilt als verschollen und es gilt als unwahrscheinlich, dass er noch am Leben ist.
Katharina möchte nach den Entbehrungen des Krieges leben und versucht für sich und ihre Töchter eine Zukunft aufzubauen.
Doch das Zusammenleben mit der resoluten Schwiegermutter gestaltet sich schwierig.
Denn diese möchte die Familie zusammenhalten und sorgt dafür, dass es der Familie in dieser entbehrungsreichen Zeit gut gehen soll.
Als diese den Verwandten Johannes, welcher als ein traumatisierter Kriegsheimkehrer heimkommt, mit aufnimmt ändert das so Einiges.

Meine Meinung:

Zu Beginn erfährt man erst einmal etwas über die Protagonisten, ihre Vergangenheit und so bekommen alle nach und nach ein vorstellbares Gesicht.
Man erlebt ihre Erfahrungen mit und ist berührt von ihren Wünschen und Hoffnungen.
Und diese lassen sich mal mehr oder weniger erfüllen.
Alle Protagonisten polarisieren in jedem Sinn!
Auch wenn diese Zeit keine besonders abwechslungsreiche war, schafft es die Autorin einem lebendig am Leben der Familie teilhaben zu lassen.
Man hat das Gefühl man steht direkt dabei.
Diese Nähe merkt man auch daran, dass der dortige Dialekt eingebaut ist ohne zu dominant zu sein.
Was ich immer gern mag.
Berührend fand ich das Thema Spätheimkehrer und die damit verbundenen Lebensumstände einen Raum bekommen hat, denn das erinnert mich an die eigene Familiengeschichte.
Auch mag ich gern, dass es sich um eine Ruhrpott Geschichte und dem Kohleabbau handelt, von dem ich sehr wenig weis.
Auch wenn der Anfang etwas entspannt ist, nimmt die Handlung dann doch Fahrt auf und es passieren Schlag auf Schlag Ereignisse.
Und diese sind berührend.
Da störte es nicht, dass einige Dinge vorhersehbar waren.
Interessant ist das Nachwort der Autorin und das Bergbau- und Ruhrpottglossar.
Aber ganz besonders gelöst wie unerwartet finde ich das Ende des Buches, welches gleichzeitig ein Cliffhanger und Auftaktgeber für den 2. Teil ist.
Und auf diesem freu ich mich jetzt schon sehr!

Fazit:
Gut umgesetzt, vorstellbar, und nahe gehend.
Daher vergebe ich sehr gerne 4,5 Sterne und empfehle das Buch gerne weiter!

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Auftakt einer berührenden Familiengeschichte im Ruhrpott

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Das Buch „Ein Traum vom Glück“ ist der Auftakt der so genannten Ruhrpott-Saga der Autorin Eva Völler. Es ist erschienen im Bastei Lübbe Verlag.

Zunächst fällt der Blick auf das schön und ansprechend ...

Das Buch „Ein Traum vom Glück“ ist der Auftakt der so genannten Ruhrpott-Saga der Autorin Eva Völler. Es ist erschienen im Bastei Lübbe Verlag.

Zunächst fällt der Blick auf das schön und ansprechend designte Cover. Es passt wirklich gut in die Zeit der Handlung. Und, wie man später bemerkt, zu dem Stadtteil in dem es spielt, denn dort trafen Zeche und Natur stark aufeinander. Ich finde, dass das Cover ein wenig die Sehnsucht spiegelt, von der harten Nachkriegszeit und der harten Arbeit wegzukommen und in die Zukunft zu blicken. Für mich ist dies ein sehr gut gestaltetes Cover und wie man beim Lesen feststellen wird, auch thematisch sehr gut passend.

Die junge Katharina ist mit ihren Töchtern Inge und Bärbel aus der Kriegshölle Berlin zu ihrer Schwiegermutter nach Essen geflohen. Oma Mine führt hier ein strenges Regiment, doch trotz zahlreicher Entbehrungen geht es der Familie im Großen und Ganzen gut.
Während Katharina von einem besseren Leben träumt, welches sie sich hart erarbeiten möchte, steht plötzlich Neffe Johannes als Spätheimkehrer vor der Tür. Ihr eigener Mann Karl ist nicht aus dem Krieg heimgekehrt.
Zu Johannes fühlt sie sich sehr schnell hingezogen und auch der junge Mann entwickelt Gefühle - seine Erfahrungen mit Frauen sind durch den Krieg nur sehr gering vorhanden.
Dass die Romanze im Haus von Oma Mine nicht gerne gesehen wird ist klar, schließlich hofft diese immer noch auf die Rückkehr ihres Sohnes Karl aus dem Krieg.
Dass diese Heimkehr sechs Jahre nach Kriegsende eher unwahrscheinlich ist, spricht niemand aus, gibt doch Johannes Rückkehr ebenfalls Hoffnung.

Die Geschichte handelt von Hoffnung - Hoffnung auf ein Leben ohne Entbehrungen, Hoffnung auf eine neue Liebe, Hoffnung auf den verlorenen Sohn. Doch wie immer im Leben erfüllen sich nicht alle Träume.

Zunächst lernt man in der Geschichte die Protagonisten kennen, so lange plätschert die Handlung ein wenig. Wobei, wenn man es genau nimmt, berichtet das Buch eben einfach über den Alltag einer Familie im Ruhrpott. Bei wem passiert denn jeden Tag etwas Spannendes? Diese alltäglichen Begebenheiten sind unglaublich echt in die Geschichte einbezogen, so dass man das Gefühl hat, bei Mines und Katharinas Familie am Küchentisch dazu zu gehören.
Mit Fortschreiten der Geschichte überschlagen sich die Ereignisse und es passiert unheimlich viel auf verschiedenen Ebenen. Und dennoch hat man nicht das Gefühl, dass die Geschichte konstruiert ist. Alles kann sich genauso zugetragen haben im Ruhrpott der 50er Jahre.

Das Buch erhält für mich eine unglaubliche Lebendigkeit, denn während die Erzählung selbst auf Hochdeutsch verfasst ist, sind die Dialoge doch oftmals im Ruhrpott-Dialekt verfasst, was sie nicht nur unterhaltsam zu lesen, sondern auch sehr authentisch klingen lässt.

Ich finde es spannend, dass sich das Buch mit Themen beschäftigt, die sonst nicht klassischer Teil der Nachkriegsliteratur sind. Über Spätheimkehrer hatte ich bislang nur wenig Wissen und darüber nachgedacht, was all diese Menschen für ein Päckchen mit sich herumgetragen haben, hatte ich auch nicht.
Unterschwellig merkt man im Buch auch, dass es dieser Familie geht wie so vielen - über den Krieg und das Erlebte wird nicht gesprochen. Wir leben damit und gehen unseren Weg weiter. Vorbei ist vorbei, der Blick ist nach vorne gerichtet.
Das mag ich gerne an den Protagonisten der Geschichte, das macht sie so lebendig und authentisch und lässt uns über sie nachdenken.

Ich habe das Buch verschlungen, mich nicht einmal an die Leseabschnitte gehalten, denn so große Pausen hätte ich nicht ausgehalten. Mir hat die Lektüre unglaublich gut gefallen und freue mich darauf, dass es Folgebände geben soll.
Während einige Teile der Handlung manchmal ein wenig vorhersehbar waren, hat mich das Ende wirklich überrascht. Es gibt immer wieder interessante Twists in der Geschichte und der Autorin Eva Völler gelingt es wunderbar, Spannung aufzubauen. Natürlich keine Spannung im Sinne eines Krimis oder Thrillers, aber man fiebert mit den Familienmitgliedern mit und kann ihre Ängste, Sorgen und Freude nachvollziehen. Für mich ist Spannung auch, vollständig in die Geschichte hineingezogen zu werden.

Es ist ein sehr berührend geschriebenes Buch, welches ich wärmstens empfehlen kann. Dank eines Glossars am Ende kann jeder das Bergbau- und Ruhrgebietsvokabular nachvollziehen, aber mich hat das Buch ganz besonders deshalb bewegt, weil es in meiner Region, sogar meiner Stadt spielt. Es ist aber nicht nur für Leser aus dem Ruhrgebiet eine schöne Geschichte.

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Spannend und abwechslungreich bis zum Schluss

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Hallo allerseits!

Es gibt manchmal Bücher, die liest man und am nächsten Tag hat man sie schon wieder vergessen. Und es gibt Bücher, bei denen fängt man zu Lesen an und von Jetzt auf Gleich ist man zwischen ...

Hallo allerseits!

Es gibt manchmal Bücher, die liest man und am nächsten Tag hat man sie schon wieder vergessen. Und es gibt Bücher, bei denen fängt man zu Lesen an und von Jetzt auf Gleich ist man zwischen den Seiten gefangen. Man erkennt sich in einigen Charakteren, Gedanken, Aussagen oder Szenen wieder und nach und nach verliert man sich darin. Manchmal ist das vorhersehbar, manchmal kommt es gänzlich unerwartet. Wie zum Beispiel dieses Buch von Eva Völler mich völlig überrumpelt hat.

Als Bewohnerin Nordrhein-Westfalens kenne ich mich ein wenig mit dem Ruhrpott aus, einige meiner Freunde leben dort. Ich kenne das "Ruhr-Platt" (einige Begriffe sind wie im ostfriesisch Platt, was ich ja durch meinen Mann kenne - das darf er aber nie hören, das ich das miteinander vergleiche) und ich kenne mich durch meinen Großvater ein wenig mit dem Bergbau aus. Alles Sachen, die in diesem Roman aufgegriffen werden.

Das Setting in einem zerstörten Nachkriegsdeutschland ist bedrückend und gleichzeitig so voller Hoffnung. All die Träume, die sich entwickeln, all die Errungenschaften, die wieder ihren Weg in die Häuser finden, wie zum Beispiel Kühlschränke oder Toiletten mit fließender Wasserspülung. Und dazwischen eine junge Frau, die versucht, sich ein neues, besseres Leben aufzubauen um ihren Kindern eine bessere Zukunft liefern zu können und ein Spätheimkehrer aus russischen Kriegsgefangenenlagern, der sich nach und nach ins Leben zurück kämpfen muss. Und zwischen diesen beiden steht die Schwiegermutter, die ihren totgeglaubten Sohn, Katharinas Mann, nicht aufgeben will und versucht die Familie zusammen zu halten.

Eine spannende Konstellation, die einen vollkommen in den Bann zieht. Der Schreibstil ist so bequem, dass lange Stunden am Stück lesen gar kein Problem sind. Eva Völler schafft es die Situationen sehr bildlich zu beschreiben, sodass man gut in die Geschichte abtauchen kann. Ab und zu werden noch wissenswerte Details, kleine Geschichtsfakten, eingestreut, die aber zu keinem Zeitpunkt den Lesefluss stören. Sie sind wohldosiert, sodass sie nicht die Handlung überschatten.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet, gerade die manchmal etwas strengwirkende Schwiegermutter Mine hat es mir angetan. Ich finde sie so erfrischend ehrlich und pragmatisch, dass ich sie nie zu harsch oder unfreundlich fand. Katharina hingegen hat es mir manchmal wirklich schwer gemacht, sie zu mögen. Ihre Träume waren für mich zu hoch gesteckt, ihr Verhalten teilweise zu wankelmütig. Eigentlich das komplette Gegenteil zu Johannes, der so liebevoll, treu und tapfer ist, trotz allem was er erlebt hat.

Alles in allem eine tolle Geschichte, die mich zum lachen aber auch zum Weinen gebracht hat. Es war ein vollkommen anderes Setting, als ich normalerweise lese, aber gerade das hat es für mich so spannend gemacht. Im Spätsommer soll auch schon der zweite Teil "Ein Gefühl von Hoffnung" erscheinen. Den Weg in mein Bücherregal findet es bestimmt.

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