nicht verschieben - machen
„Wir holen alles nach“, „Das können wir auch noch später machen“, das sind Sätze, die jeder von uns gern benutzt, um Dinge, Anschaffungen und Unternehmungen, auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Doch die ...
„Wir holen alles nach“, „Das können wir auch noch später machen“, das sind Sätze, die jeder von uns gern benutzt, um Dinge, Anschaffungen und Unternehmungen, auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Doch die Zeit vergeht, sie rinnt dahin bis im letzten Lebensdrittel deutlich wird, dass noch mehr offene Dinge für später vorhanden sind als die übrig gebliebene Lebenszeit und die Möglichkeiten darin zulassen.
Dieses Grundthema beschreibt uns Martina Borger anhand von zwei Frauen, der alleinerziehenden Mutter Sina und der von Altersarmut bedrohten Witwe Ellen. Sina ist ständig hin- und hergerissen zwischen Karriere und ihrem 9-jährigen, sehr schüchternen Sohn Elvis, hat noch kein gesundes Maß, um beides im Einklang zu haben, gefunden. Dies wird durch ihr stetes gestresst Sein zum ganz deutlich Ausdruck gebracht. Ellen nimmt ihr armes Witwendasein an, hält sich mit diversen Nebenjobs über Wasser. Sie macht dabei einen recht zufriedenen Eindruck. Als Elvis’ Empfehlung zum Übergang zum Gymnasium gefährdet ist, treffen beide Frauen aufeinander. Ellen übernimmt Elvis‘ Nachhilfe.
Elvis und Ellen lernen sich kennen. Nach relativ kurzer Zeit blickt Ellen hinter die Kulissen des sehr folgsamen und ruhigen Jungen. Plötzlich stehen böse Themen und Verdächtigungen im Raum. Diese stellen die beiden Frauen ganz gewaltig auf die Probe. Jede hat mit ihrem Gewissen zu kämpfen. Auch ihre gerade entstehende Freundschaft ist vom Aus bedroht.
Jetzt nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf. Martina Borger legt verschiedene Fährten aus, die der Leser aufnehmen kann. Es baut sich eine Ahnung zu Geschehnissen auf, die man eigentlich gar nicht bewahrheitet haben möchte. Die Emotionen schlagen ihre Wellen, man ist mittendrin und kann das Buch nicht mehr weglegen.
Genauso muss ein schöner Roman sein, aktuelle Themen, die die Menschen ansprechen und berühren, die mit geschmeidig lesbarer Sprache aufbereitet sind. So stört es auch nur ganz wenig, dass Ellen ihr ökologisches Bewusstsein etwas oberlehrerhaft erklärt. Insgesamt bleibt mir nichts anderes übrig, als den Roman wärmstens zu empfehlen.