Cover-Bild Die Unwerten
Band 1 der Reihe "Hannah Bloch"
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11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Gmeiner-Verlag
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 12.02.2020
  • ISBN: 9783839263655
Volker Dützer

Die Unwerten

Roman
Frankfurt am Main, 1939. Die vierzehnjährige Hannah bricht vor ihren Mitschülern in einem Krampfanfall zusammen. Bisher war es ihr gelungen, ihre Epilepsie zu verheimlichen, doch jetzt meldet ihr linientreuer Lehrer sie bei der Obrigkeit. Hannah gerät ins Visier des NS-Terrorapparates, denn die Nazis haben sich zum Ziel gesetzt, alles „lebensunwerte Leben“ zu vernichten. Hannahs Schicksal liegt nun in den Händen des Gutachterarztes Joachim Lubeck, einem gewissenlosen Opportunisten, der für seine Karriere über Leichen geht.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2020

Ein wertvolles Leben!

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"Die Unwerten" von Volker Dützer erzählt von dem Mädchen Hannah Bloch. Hannah ist 14 Jahre alt, Halbjüdin und als solche in der Schule (noch) geduldet. Als Epileptikerin ist sie darüber hinaus besonders ...

"Die Unwerten" von Volker Dützer erzählt von dem Mädchen Hannah Bloch. Hannah ist 14 Jahre alt, Halbjüdin und als solche in der Schule (noch) geduldet. Als Epileptikerin ist sie darüber hinaus besonders gefährdet, bisher gelingt es ihr allerdings, dies vor ihren Mitschülern und ihrern Lehrern geheim zu halten. Bis jetzt. Ausgerechnet bei ihrem Mathematiklehrer Pilz, der es als glühender Nationalsozialist sowieso schon als Zumutung empfindet, eine Halbjüdin in seiner Klasse zu haben, hat sie dann aber doch einen Anfall und fällt in Ohnmacht und bringt damit den Stein ins Rollen.

Pilz nutzt die Chance und meldet Hannah. Durch einen befreundeten Arzt wird Hannah an den Dr. Rademann vermittelt. Doch sie hat kein Glück. Dr. Rademann ist durch den systemtreuen Dr. Lubeck ersetzt worden, der an dem Euthanasieprojekt T4 mitarbeiten soll. Sie gerät in die Fänge der Vernichtungsmaschinerie.

Volker Dützer gelingt es bemerkenswert gut, viele Protagonisten sehr detailiert auszuarbeiten und mit Tiefe auszustatten. Dadurch wirken diese sehr realistisch und agieren glaubhaft. Auch die Erlebnisse der handelnden Personen sind sehr vielschichtig in ihren Auswirkungen. Hat mir insgesamt sehr gut gefallen.

Ein weiterer sehr positiver Punkt ist die erzählte Handlung. Man schwankt bis fast zur letzten Seite zwischen Hoffnung, Bangen und Verzweiflung und wird immer wieder von Wendungen überrascht. Dabei belässt Volker Dützer es nicht bei den Euthanasie - Motiv, welches aber schon das Hauptthema bleibt, sondern lässt auch andere Geschehnisse der damaligen Zeit mit einfließen. Dadurch wirkt das Buch sehr lebendig, ohne dass es - in meinen Augen - überladen wirkt.

Man merkt im gesamten Buch, dass hier eine sehr gründliche Recherche betrieben wurde, um diese spannende und gut geschriebene Geschichte vor realistischen Hintergrund spielen zu lassen. Von daher kann ich hier nicht anders und muss 5 Sterne vergeben. Vielen Dank für dieses tolle und wichtige Buch!

Veröffentlicht am 13.04.2020

Ein beschämendes Kapitel deutscher Geschichte

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Die Jugendliche Hannah Bloch ist Halbjüdin und leidet an Epilepsie. Beides ist ein Grund um im Dritten Reich, um sein Leben zu fürchten. Als Hannah bei einer ärztlichen Untersuchung im Krankenhaus auf ...

Die Jugendliche Hannah Bloch ist Halbjüdin und leidet an Epilepsie. Beides ist ein Grund um im Dritten Reich, um sein Leben zu fürchten. Als Hannah bei einer ärztlichen Untersuchung im Krankenhaus auf den NS-Arzt Lubeck trifft, der eine wichtige Rolle im Euthanasie-Programm Hitlers inne hat , ist ihrer Mutter sofort klar, dass Hannahs Leben nicht mehr sicher ist. Ihre alleinerziehende Mutter beschließt mit Hannah zu fliehen. Zumal Lubeck außerdem die gutaussehende Malisha für sich haben will und Hannah als Druckmittel benutzt, um sich Malisha gefügig zu machen. Hannah und Malisha werden auf der Flucht getrennt. Lubeck bleibt fortan eine ständige Bedrohung für Hannah . Mehrmals kreuzt er ihren Lebensweg und zerstört ihre brüchige Sicherheit. Auch als der Krieg zu Ende ist, trachtet er Hannah weiter nach dem Leben.
Das Buch setzt sich mit den Euthanasie-Morden im Dritten Reich auseinander. Da der Autor die Grausamkeiten der NS-Schergen an manchen Stellen sehr eindrücklich schildert, ist der Roman nichts für schwache Nerven. Von Anfang an habe ich um Hannah gebangt und habe vor Wut , die Fäuste geballt ob der Ungerechtigkeit und Brutalität, die ihr widerfährt. Die Personen, die Hannah auf ihren verschiedenen Lebensstationen trifft, nutzt der Autor geschickt, um verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten unter dem Naziterror zu zeigen. Da ist zum Beispiel auf der einen Seite die hitlertreue Nonne, die Schutzsuchende verrät und auf der anderen der Pfarrer, der wegen seiner Überzeugungen in die Fänge der Gestapo gerät. Der Roman liest sich spannend und bietet trotz des sperrigen Themas gute Unterhaltung. Dem Autor ist der Balanceakt zwischen der Information über ein beschämendes Kapitel deutscher Geschichte und dem Erzählen eines bewegenden Einzelschicksals ausgesprochen gut gelungen. Tatsachen und Fiktion formen ein überzeugendes Ganzes.
5 Sterne und eine überzeugte Leseempfehlung für ein wichtiges und unterhaltsames Buch !

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Veröffentlicht am 26.03.2020

Ein ernstes Thema belletristisch verpackt

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Die vierzehnjährige Hannah hat eine jüdische Mutter – und Epilepsie, zwei Sachverhalte, die im Jahr 1939 lebensgefährlich sein können. Nach einem Anfall in der Schule lässt sich ihre Krankheit nicht mehr ...

Die vierzehnjährige Hannah hat eine jüdische Mutter – und Epilepsie, zwei Sachverhalte, die im Jahr 1939 lebensgefährlich sein können. Nach einem Anfall in der Schule lässt sich ihre Krankheit nicht mehr verheimlichen, und Hannah sieht sich dem ebenso aufstiegswilligen wie charakterlosen Psychiater Joachim Lubeck gegenübergestellt. Für ihn ist der Fall klar: Hannahs Leben ist ein „unwertes“, das Mädchen nicht würdig weiterzuleben. Ihr Schicksal scheint besiegelt, doch Lubeck bietet Hannah und ihrer verzweifelten Mutter Malisha einen Ausweg: Wenn die schöne Malisha ihm zu Willen ist, könnte er ihre Tochter vor dem sicheren Tod bewahren. Malisha lässt sich darauf ein – anfänglich …

Tragische Ereignisse, scheinbar unzerstörbare Widersacher, glückliche Zufälle, wiederholtes Entkommen in letzter Minute, eine gefällige Sprache, ein flüssiger Erzählstil – „Die Unwerten“ ist ein Unterhaltungsroman, das steht außer Zweifel (bei allem Widerstreben, Literatur überhaupt solcherart zu kategorisieren). Und tatsächlich habe ich mich während der Lektüre bisweilen ein wenig beklommen gefragt, ob das geht, ob ‚man das machen kann‘, eine so menschenverachtende, massenmörderische Maschinerie wie die barbarische „Aktion T4“ in dieser Form literarisch zu verarbeiten. Dankenswerterweise geht der Autor in seinem Nachwort auf genau diese Frage ein:

„Nun könnte man mir vorwerfen, dass die Euthanasie kein Thema für die Belletristik ist, aber ich bin anderer Meinung. Um Menschen schwierige Themen nahezubringen, ist der erhobene Zeigefinger meines Erachtens kein gutes Mittel. Warum nicht die zeitgeschichtlichen Aspekte und Hintergründe in eine spannende Geschichte verpacken und damit den Leser zur Beschäftigung mit diesen Inhalten anregen? Schließlich geht es im Roman wie in der Realität um Menschen und deren Lebenswege.“

Ich persönlich bin zwar nicht der Meinung, dass die einzige Alternative zur Belletristik der erhobene Zeigefinger ist, doch zu diesem Roman kann ich guten Gewissens sagen: Ja, er dient der ‚Unterhaltung‘ im o. g. Sinne. Doch bildet die „Aktion T4“ tatsächlich ‚nur‘ den Rahmen für das Schicksal der Protagonistin, sie ist ein Vehikel, das den roten Faden der Handlung herstellt, ohne je zu sehr ausgeschlachtet, überzogen oder in irgendeiner Form herabgewürdigt zu werden. Ja, es ist Belletristik – aber (zumindest aus meiner Sicht) der inhaltlich, erzählerisch und sprachlich ‚besseren‘ Art.

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Veröffentlicht am 16.02.2020

Unwertes Leben- gibt es das?

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Ein schwieriger Balanceakt zwischen erschütternden historischen Geschehnissen, einem Abenteuerroman und einem erstaunlichen Mädchen.
Hannah ist einer wahren Person nachempfunden, einiges an ihrer Geschichte ...

Ein schwieriger Balanceakt zwischen erschütternden historischen Geschehnissen, einem Abenteuerroman und einem erstaunlichen Mädchen.
Hannah ist einer wahren Person nachempfunden, einiges an ihrer Geschichte wurde natürlich ins Geschehen eingepasst. Das Mädchen, Epileptikerin, erlebt Unglaubliches: als Halbjüdin schon in der Schule ausgegrenzt, als „nicht abrichtbares Kind“ ärztlicher Willkür preisgegeben, soll sie entsprechend dem Euthanasiegesetz im faschistischen Hitlerdeutschland umgebracht werden.
Autor Volker Dützer stellt ihr eine wunderschöne, Begehrlichkeiten weckende Mutter und den stummen Joschi als Beschützer zur Seite. Ein Widerpart, zunächst unsicher und voller Zweifel, später eiskalt und brutal, versucht alles, um Hannah zu schaden, sie als „minderwertig“ nach Hadamar zu schicken und dort töten zu lassen. Persönliche Rachegefühle bestärken seinen Vorsatz.
Hannah und ihre Mutter fliehen, lernen verschiedenste Charaktere kennen, werden gefasst. Gibt es Rettung?
So viele Geschehnisse, so viele Schicksale, eine grausame und erschütternde Welt. Historische Fakten, umfassende Recherche geben einen Einblick in die damalige Zeit.
Es könnte eine spannende Abenteuergeschichte sein, bei mir aber überwog das Gefühl, diese Unmenschlichkeiten nicht unterhaltsam, sondern abartig zu sehen. Natürlich kennt man schon viele Fakten, mich hätte interessiert, wie der Autor diese einbettet und wie diese Epoche aufgearbeitet wird. Hannah als eine Art unbedarfte Superwoman war mir suspekt.

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