Erschreckend realistisch
In "American Dirt" erzählt die Autorin Jeanine Cummins die Geschichte von Lydia und ihrem 8-jährigen Sohn Luca. Die beiden sind die einzigen Überlebenden eines Attentats, bei welchem ein Drogenkartell ...
In "American Dirt" erzählt die Autorin Jeanine Cummins die Geschichte von Lydia und ihrem 8-jährigen Sohn Luca. Die beiden sind die einzigen Überlebenden eines Attentats, bei welchem ein Drogenkartell ihre gesamte Familie ermordet hat. Nach dieser schrecklichen Tat müssen die beiden von Acapulco aus nach Norden in die USA fliehen, immer auf der Hut um nicht von ihren Verfolgern des Kartells aufgespürt zu werden. Aber diese sind nicht die einzige Gefahr, der die beiden auf ihrer lebensgefährlichen Reise auf dem real existierenden Güterzug "la Bestia", durch Migrantenunterkünfte und die Wüste entkommen müssen.
Das Buch ist von der ersten Seite an unglaublich spannend und der mitreißende Erzählstil der Autorin lässt einen jegliche Emotion mit Lydia teilen. Mal ist man voller Hoffnung, mal einfach nur unendlich erschöpft und immer hat man Angst. Doch mit Lydia hat Jeanine Cummins eine enorm starke Frauenfigur geschaffen, die nicht aufgibt und für sich und vor allem ihren Sohn weiter kämpft, obwohl die Umstände sie wieder und wieder in die Knie zu zwingen drohen. So lernt sie auf dem Weg eine Menge Menschen kennen, andere Migranten, Schlepper, Freunde und Feinde. Vergewaltigungen und Überfälle sind an der Tagesordnung, jedoch werden diese glücklicherweise oft nur angedeutet und nicht reißerisch ausgeschlachtet. Auch so ist die Atmosphäre des Buches schon mehr als beklemmend. Denn bei der hier erzählten Geschichte handelt es sich zwar um reine Fiktion, der Hintergrund der Flüchtlinge ist jedoch traurige Realität an vielen Orten auf der Welt. Drogenkartelle und Menschenschmuggel, Gewalt, Flüchtlinge, Schlepperbanden - das alles passiert jeden Tag wirklich und mit ihrem Buch möchte die Autorin auf diese absolut realen Probleme aufmerksam machen. Sie verleiht den Migranten eine Stimme und hilft durch die von ihr geschaffene Figur der Lydia, diese Menschen als Individuen wahrzunehmen.
Ein fesselndes Buch, dass mich atemlos zurücklässt und mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.