teils mit Längen
„Die Frage, die du dir stellen musst, ist, ob deine Liebe zu Gia stärker ist als der Hass auf deinen Bruder.“
(Oak zu Rush in Rebel Heart)
Worum geht’s?
Nach der schockierenden Erkenntnis am Ende von ...
„Die Frage, die du dir stellen musst, ist, ob deine Liebe zu Gia stärker ist als der Hass auf deinen Bruder.“
(Oak zu Rush in Rebel Heart)
Worum geht’s?
Nach der schockierenden Erkenntnis am Ende von Rebel Soul, wo Gia herausfindet, wer ihr One-Night-Stand war und welche Folgen das Ganze hat, scheint aus der großen Liebe ein einziger Scherbenhaufen geworden zu sein. Verletzt und verzweifelt zieht sich Rush zurück und Gia muss nun alleine klarkommen. Alles ist auf den Kopf gestellt und ihr Herz schmerzt wie verrückt. Wird Gia es schaffen, Rush zurückzugewinnen oder ist ihre Beziehung für immer gescheitert?
Rebel Heart ist Band 2 der Rush-Dilogie. Das Buch kann nicht unabhängig gelesen werden, es werden Vorkenntnisse aus Band 1 Rebel Soul benötigt. Mit dem Buch ist die Reihe abgeschlossen.
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover ist identisch zu Band 1 gestaltet, nur dieses Mal anstelle der Lilatöne in einem dunklen Türkis gehalten. Das angedeutete Herz im Hintergrund passt hier bei Band 2 besser zum Titel. Das Cover ist ein wahrer Hingucker und es gefällt mir sehr gut. Die Geschichte wird linear durch Rush und Gia in der Ich-Perspektive erzählt. Der Schreibstil ist ähnlich wie bei Band 1 locker. Es wird vereinzelt geflucht, ebenfalls sind explizite Szenen im Buch enthalten. Die Zielgruppe des Buches ist definitiv im Bereich Erwachsene anzusetzen.
Mein Fazit
Rebel Soul hat mich überraschenderweise recht stark begeistert und mit einer Mischung aus humorvollen Zankereien und spritzigen Dialogen, aber auch intensiven Szenen überzeugt. Nach dem fiesen Ende mit einer bösen Enthüllung, von der man bereits weiß, dass sie alles für immer verändern wird, wurde ich entlassen. Und seitdem zerbreche ich mir den Kopf: Wie kann man Band 2 in nachvollziehbarer Weise aufbauen? Nun habe ich Rebel Heart in der Hand gehabt und kann sagen: So leider nur bedingt.
Nahtlos an Band 1 angefügt muss Gia mit der unglaublichen Erkenntnis kämpfen, wer ihr One-Night-Stand war, der sie sitzengelassen hat. Nicht nur, dass diese Nacht enorme Folgen hatte, auch die mit der Enthüllung verbundenen Erkenntnisse sind schwerwiegend. Wie soll es mit Rush weitergehen, wie soll Gia ihm die Wahrheit erzählen und wie wird sich alles entwickeln? Wie ein Damoklesschwert hängt fortan das Geheimnis über der Geschichte, denn Gia weiß nicht, wie sie es Rush erzählen soll. Das Schicksal – oder eher die dunkle Seite davon – lässt das natürlich nicht zu und so erfährt Rush auf denkbar unglückliche Weise, was Gia vor ihm verheimlicht. Plötzlich ist alles, was er denkt, was er füllt und was er will, in Frage gestellt und zu Wut gestellt sich auch Verzweiflung: Denn Gias Geheimnis ist so gewaltig, dass Rush nicht damit leben kann. Doch das bedeutet auch, dass er nicht mit Gia leben kann. Der einzigen Frau, für die er je so viel empfunden hat, dass er bereit war, alles aufzugeben. Doch wenn im Herz Hass und Liebe aufeinanderprallen, ist die Frage, wer am Ende gewinnt. Oder kann es nur Verlierer geben?
Ich musste Rebel Heart lesen. Das war mir klar. Zu schwer wog die Enthüllung am Ende. Aber ich hatte auch Angst, denn wie möchte man das ganze Problem lösen, ohne dass es unlogisch wird? Schwer, schwer. Aber gelungen ist es den Autorinnen dennoch. Der Weg dahin ist aber steinig und schwer – sowohl für Rush als auch für den Leser. Es ist ein klassisches „ich will“ – „ich will nicht“ Getue, was hier im Fokus steht. Rush kann nicht mit Gia, weil er zu verletzt ist. Rush kann aber auch nicht ohne Gia, weil seine Liebe zu ihr zu stark ist und er um ihre gemeinsame Zukunft trauert. Also sucht er immer wieder das Weite, kommt dann doch wieder nah. Dann passiert wieder etwas, Rush zieht sich wieder zurück und so geht es quasi die ganze Zeit. Durch kleine Nettigkeiten und viel Rücksichtnahme zeigt Rush weiterhin seine Gefühle, aber gleichzeitig bleibt er ein Stück weit unerreichbar. Mir hat gut gefallen, dass die Autorinnen nicht direkt von 0 auf 100 gegangen sind und das Thema vom Tisch gefegt haben, zugleich hat man so aber auch das Gefühl, nicht vorwärts zu kommen. Die Geschichte zieht sich, immer wieder kommen kleinere Nebenschauplätze, die mehr oder minder Bedeutung haben. Gia durchlebt einfach eine schwere Zeit und ein Stück weit hatte ich das Gefühl, sie kämpft nicht wirklich für Rush und die gemeinsame Zukunft, was es für mich schwer gemacht hat. Denn wenn nur ein Part sich offenbar wirklich schwer mit der Situation tut, kann das nichts werden. Generell wirkt sie überraschend blass und unselbstständig in diesem Teil, was in Band 1 nicht so war. Sie betont zwar immer wieder, sie bereitet sich auf „das Leben ohne Rush“ vor, aber so wirklich fühlt sich das nicht an.
Neben den Beziehungsproblemen geht es vor allem um Gias gegenwärtigen Zustand und die hieraus resultierenden Folgen. Vereinzelt wird hieraus Bezug genommen, zumeist hatte ich aber das Gefühl, das Thema wird vor allem durch Rushs – für mich abstoßenden – Gedanken an Gia und ihren Körper aufgegriffen. Zwar wird auch Selbstliebe und Wahrnehmungsverzerrung am Rande angesprochen, aber vor allem durch Rushs Gedanken habe ich langsam eine Art Aversion gegen das Thema entwickelt. Dass das Thema auch allgemeine Grundlage für andere Entwicklungen ist, war nachvollziehbar, zugleich machte es das Buch aber natürlich auch recht eintönig. Rush geht etwa seine familiären Probleme an, wo einige Überraschungen warten, die teilweise aber auch komisch und willkürlich wirkten. Es kommen und gehen zahlreiche Leute, die es nicht benötigt hätte. Es fehlt einfach etwas mehr als die Thematik als roter Faden für alle Probleme.
Die große Stärke des Buches ist allerdings die Darstellung von Rushs innerer Zerrissenheit. Er hat ordentlich mit sich zu kämpfen, mit den Folgen des Geheimnisses, mit seiner Familie, mit seinen eigenen Gefühlen und ein Stück weit mit den Dämonen der Vergangenheit. Ewig steht die Frage im Raum, ob Rush über das Geheimnis hinweggucken kann und damit indirekt auch alle weiteren Probleme löst. Doch zu jedem Schritt auf Gia zu, kommen zwei Schritte von Gia weg. Man merkt, dass er will. Aber er kann nicht. Aber bereit aufzugeben? Das ist er auch nicht. Wäre das ganze nur nicht gepaart mit seinen teils absurden Gedanken, wäre Rush sicher richtig toll gewesen. Aber irgendwie fand ich ihn eine komische Kombination aus Gelüsten, Vorlieben und Gefühlen. Das empfand ich in Band 1 teilweise schon so und saß sicher mehr als einmal da und dachte „irghs“, aber hier war das deutlich öfter der Fall.
Das Ende kommt dann recht plötzlich und abrupt daher. Wie aus dem Nichts scheint der Gedankennebel gelüftet und Rush kann wieder atmen – und weiß, was er will. Das gipfelt dann natürlich in einem rührenden Finale, wo dann nochmal dick aufgetragen wird. Wieso das Buch so endet, das war für mich nur bedingt nachvollziehbar. Nach ewigen Hin und Her ist es, als sei ein Knoten geplatzt oder eine Sicherung durchgebrannt, man weiß nur nicht wieso. Andererseits ist Rush ja schon immer sehr impulsiv gewesen, weshalb man hierüber vermutlich nicht zu viel nachdenken sollte. Wenn man aber bedenkt, dass es unbedingt ein Zweiteiler werden musste und doch eigentlich so viel Munition im Buch steckt, ist das irgendwie enttäuschend.
Insgesamt ist Rebel Heart zwar eine solide Fortsetzung, die vor allem durch die Einblicke in Rushs innere Zerrissenheit und dem Kampf zwischen Hass und Liebe gute Grundlagen mitbringt, leider empfand ich das Buch aber phasenweise als wirr. Hinzu kommt, dass es immer wieder Längen gibt und die Spannungskurve nach einem starken Anstieg am Anfang abfällt und generell sehr flach bleibt. Ich muss einfach feststellen, dass die Notwendigkeit eines Zweiteilers für mich nicht gegeben ist. Es wirkt zu sehr so, als hätte man das Buch unnötigerweise geteilt und so zwei kurze Teile, die sich ziehen. Den Cliffhanger aus Band 1 hätte man sicher auch als Höhepunkt in der Mitte eines Einteilers einbauen können. Daher: Leider eine Dilogie, die es nicht nötig hat, weil es sich so teilweise zu sehr zieht und man sich fühlt, als würde versucht, die Lücken mit Inhalt zu füllen, den es nicht braucht.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]