Die Bremer "Zeit"
Mit dem Roman „Das Erbe der Altendiecks“ ist dem Autor ein herausragender historischer Roman gelungen, welcher mir über viele Stunden sehr viel Freude bereitet hat. Das Cover zeigt sich in einer Mischung ...
Mit dem Roman „Das Erbe der Altendiecks“ ist dem Autor ein herausragender historischer Roman gelungen, welcher mir über viele Stunden sehr viel Freude bereitet hat. Das Cover zeigt sich in einer Mischung aus Farbe und schwarz-weiß und zeigt den Marktplatz von Bremen in der Zeit von ca. 1864 bis 1893. Der Klappentext gibt wesentliche Anhaltspunkte der Handlung an und vermag dem Leser die Geschichte „schmackhaft“ zu machen. Als wesentlicher Hauptprotagonist tritt dabei die Uhrmacher Tochter Gesche Altendieck in Erscheinung. Sie gibt dem Roman den „roten Faden“ einer Entwicklung von einer mit unbändigem Willen ausgestatteten Tochter eines Bremer Uhrmachers hin zu einer „Familienpatriarchin“, welche auch in späteren Jahren noch ihr Lebenswerk stets zu „verteidigen“ weiß, ohne dabei den Sinn für die „Sache“ aus den Augen zu verlieren. Sie überzeugt mit ihrem Willen, ihrer persönlichen Stärke und der Leidenschaft zur Uhrmacherei, ihrer eigentlich größten Liebe. Sie steht für das Sinnbild einer Dynastie die trotz Schicksals- und Rückschlägen die stürmischsten Zeiten zu überstehen. Als erwähnenswerte bedeutsame Nebenfiguren treten Gesches Großvater Nicolaus, ihr Vater Johann Christian, ihr Bruder Friedrich, ihr Ehemann Andreas Niehus sowie ihr Sohn Nicolaus Niehus in Erscheinung. Nicolaus Niehus spielt dabei in der späteren Entwicklung des Romans eine entscheidende Rolle. Er schafft es bestimmte nicht mehr für möglich gehaltene „Grunddogmen“ der Familiendynastie zu überwinden und die Uhrmacherfamilie in die nächste Generation mit neuen Herausforderungen zu führen. Dabei muss er einige Hindernisse überwinden.
Die Spannung der Erzählung lebt von den dramatischen politischen Umständen in Bremen sowie von der teilweisen unbarmherzigen Uhrmacherkonkurrenz untereinander. Der Aufbau der Geschichte ist stringent und zeitlich aufeinanderfolgend. Der Roman spielt in einer Zeitepoche von 1766 bis 1833 und ist in vier Abschnitte aufgegliedert. Sehr hilfreich ist dabei, dass vor Beginn jedes Abschnittes der handelnde Familienstammbaum der Protagonisten aufgezeichnet ist. Des Weiteren glänzt der Roman mit einem Glossar historischer Personen, einem Verzeichnis über die Begriffe der Uhrmacherkunst sowie einem allgemeinen Verzeichnis historisch verwendeter Begriffe aus der damaligen Zeit. Der Schreibstil des Autors ist flüssig, historisch bewandert und mit einer sehr detailtreuen bildhaften Sprache versehen. Eine Besonderheit der Erzählung ist die enge Verbindung der „Uhrmachergeschichte“ mit der historischen Entwicklung der Stadt Bremen aus dieser Zeit. Man hat als Leser oft den Eindruck die Hauptprotagonistin Gesche symbolisiert die Stadt Bremen und verleiht dem ganzen einen historisch sehr tiefgründigen, mitreißenden und fleißigen Kern. Als Zielgruppe des Romans kommen sowohl Männer als auch Frauen aller Altersgruppen in Betracht. Das Fazit des Romans ist durch und durch positiv. Neben den schönen bildhaften Darstellungen über das mittelalterliche Bremen haben mich die Detailtreue der Uhrherstellung fasziniert. Der Autor hat sehr viel Arbeit in die Recherche über das Uhrmachen der damaligen Zeit gesteckt. Dies hat sich mehr als gelohnt, da der Leser so sehr detailgenau und wissenserweiternd in das Uhrmacherhandwerk hineintauchen kann. Des Weiteren wird der Leser auf eine historische Reise genommen in eine Zeit, in der große Veränderungen ihren Lauf genommen haben. Ich hoffe in Zukunft noch weitere historische Romane von Hendrik Lambertus lesen zu dürfen.