Die 1915 geborene Maria verlebt mit ihren sieben Geschwistern ihre Kindheit im sauerländischen Lendringsen. Während die Nationalsozialisten in Deutschland auf dem Vormarsch sind, findet sie In Maximilian die Liebe ihres Lebens und heiratet ihn. Als der Krieg ausbricht, muss auch Maximilian zum Frontdienst und landet in Russland. Maria und ihre Familie gehen in diesen harten und grausamen Zeiten ein gefährliches Risiko ein, denn sie verstecken jüdische Freunde und Bekannte. Mit dem Einmarsch der Allliierten wird der Krieg endlich beendet, doch die Zeiten sind weiterhin unruhig. Maria hat den Krieg irgendwie überlebt und beginnt in der Nachkriegszeit damit, nach vorne zu schauen und ihr Leben auf neue Füße zu stellen, allerdings muss sie dafür ein großes Opfer bringen. Viele Jahrzehnte gehen ins Land, bis die Schwedin Malin im Haus ihres verstorbenen Großvaters alte Fotos und Tagebücher ihrer deutschen Urgroßmutter Maria findet. Sie erhofft sich darin Antworten auf die Frage, warum die Familie zerbrach, denn bis heute wird darüber Stillschweigen gewahrt.
Uta Baumeister hat mit „So weit der Himmel dich trägt“ einen wunderbaren und emotionalen Roman vorgelegt, der sich mit der dunkelsten Zeit deutscher Geschichte beschäftigt und in dem die Autorin Teile ihrer eigenen Familienbiografie mitverarbeitet hat. Kraftvoller pragmatischer Erzählstil wechselt sich mit gefühlvollem ab, um dem Leser die furchtbaren Kriegsjahre, die Maria durchleben musste sehr bildhaft und authentisch zu verdeutlichen. Sicher hat man solche Erfahrungsberichte oft gehört oder gelesen, besonders werden sie erst, wenn man als Leser realitätsbezogene und nachweisbare Geschichten hört, da die Verluste, die Entbehrungen, die Ängste sowie die gemachten Erfahrungen und das durchlebte Leid immer wieder verschieden ist. Gerade das macht sie so greifbar und vor allem nachvollziehbar. Der historische Hintergrund ist sehr gut dargestellt und gibt dem Leser einen konkreten Eindruck über Hitlers Machtergreifung. Durch die wechselnden Perspektiven, die zum einen den Werdegang von Maria aufzeigen, zum anderen Enkelin Malin bei den Nachforschungen über die Familiengeschichte begleiten, baut sich unterschwellig eine gute Spannung auf, die bis zum Ende gehalten wird. Gleichzeitig gibt dieser Wechsel dem Leser zwischen dem harten und leidvollen Vergangenheitspart und der Gegenwart eine kurze Atempause, denn die Schilderungen sind so prägnant, dass sie an die Nieren gehen und man regelrecht mitleidet. Zudem hat die Autorin diverse Tagebuchauszüge und Briefe wunderbar in ihre Handlung integriert, wodurch sie noch glaubhafter wirkt.
Die Charaktere sind sehr lebendig ausgestaltet und lassen den Leser mit ihren menschlichen Ecken und Kanten recht nahe an sich heran, so dass er ebenfalls Teil der Handlung wird und mit ihnen leiden, hoffen und bangen kann. Maria ist eine mutige und starke Frau, die sich durch schwierige Zeiten durchkämpfen musste und deren Entscheidungen nicht immer nachvollziehbar waren, jedoch ihr Leben geprägt haben. Malin besitzt nicht nur ein offenes und freundliches Wesen, sondern ebenso eine gesunde Neugier. Elfriede ist eine Frau ihrer Zeit, die Hitler als den Retter ansieht und ihm blindlings folgt. Erna und Fritz sind Marias Eltern, die sich in beeindruckender Weise um ihre Freunde kümmern ohne Rücksicht auf Schwierigkeiten, in die sie damit geraten könnten. Aber auch Marlen, Krister, Agga, Sara und Ben spielen einen wichtigen Part in dieser Geschichte.
Mit „So weit der Himmel dich trägt“ kämpft Uta Baumeister nicht nur gegen das Vergessen, sondern lässt den Leser auch ein Stück ihrer eigenen bewegenden Familiengeschichte miterleben, der emotional aufwühlt, nachdenklich stimmt und als Warnung im Hinterkopf verbleibt, dass sich dies nie wiederholen darf. Absolute Leseempfehlung!